Septembermann: Lovestory (German Edition)
Kuschelnest geht’s später. Es ist frisch bezogen , das Zimmermädchen Jane hat ganze Arbeit geleistet. Wie wär’s mit einem fetten Trinkgeld? Komm!“ Jane schubst ihre Freundin aus ihrer schnuckeligen Herberge. „Am ersten Feiertag besuchen uns Stefan und Stefanie. Du magst sie?“
„Sehr, Jane. Ich kenne sie erst seit Wochen, aber g efühlsmäßig eine Ewigkeit.“
„Mir geht’s ähnlich. Egal, was passiert, wir werden nie alleine sein, Cora.“ Sie nimmt ihre Hand und beide spüren einen warmen einvernehmlichen Gegendruck.
„Cora, Peters Freunde sind seine Ersatzfamilie und u mgekehrt.“
„Als solche werden sie empfangen, Jane. Ist Doreen mit ihren Kids dabei?“
„Als geschiedene Singlefrau freut sie sich auf unser Treffen. Dein kleiner Tino ist neugierig auf unsere Eltern.“
„Diesen Lausebengel habe ich in mein Herz geschlo ssen.“
„Mutti und Vati werden Peters Freunde sympathisch finden.“
„Eine glückliche Familie, ohne Blutsbande unter einem Dach ist meine Vision, Cora.“
„Sie wird sich erfüllen, Jane. Verwöhnen wir Ma und Paps, die Engel unserer Kindheit, solange sie bei uns sind.“
„Auf zum kulinarischen Pfannen- und Topfschlagen. Wir müssen das Geschirr mit der Hand säubern, meine Spülmaschine wartet auf Anschluss.“
„Werden wir zu Hochstaplerinnen am Spülbecken, bis sich das Abtropfgitter biegt und der Eiffelturm aus Geschirrteilen steht.“
„Riskikooo! Cora, wenn’s der Schiefe Turm von Pisa wird?“
„Der steht auch seit Jahrzehnten.“
Auf dem Treppenabsatz verzücken ihre Nasen fr ischer Kaffeeduft und ihre tränengetrockneten Wangen verschmelzen zu einem Festtagslächeln.
Frohe Weihnac hten.
*
„ Granny, wann fahren wir?“, murrt Tino und trampelt mit den Füßen auf die kakaobraunen Küchenfliesen. „Ich will Coras Stiefellies checken.“
„Stiefellies? Du mit deinem Wortgepansche.“
„Stiefeltern eben“, korrigiert er.
„Sie sind zweifellos nett wie ihre Mädchen. Hilf mir bitte, das Geschirr einzurä umen?“
„Klaro. Danke, dass du zum Mittagessen so Fantastisches auf die Teller geza ubert hast. Du bist ein Cookingcrack.“
„Eine Kochspezialistin? Zum Gelingen gehört ein bis schen Glück, das war heute auf meiner Seite. Mein Großer“, Stefanie zieht ihren Enkel liebevoll an sich. „Danke, dass du Heiligabend mitgespielt hast.“
„Ich hab’s für Ben getan. Bald glaubt er nicht mehr an den Weihnachtsmann.“
„Du warst als Bub fasziniert, warum simulierst du den Obercoolen?“
„Damals war Papa dabei.“ Tino wendet sich abrupt zur Seite.
Stefanie durchfährt ein Ruck. Jens der fremdgehende Lügenbaron, leider wuchs ihm keine Pinocchionase, bedachte seine Kinder mit einer unpersönlichen Weihnachtskarte, dass die Jungs verletzte.
Hätte Stefanie nach der Scheidung nicht im Architekte nbüro aufgehört, sich um Doreens Knirpse gekümmert, sodass sie ihrem Job nachgehen konnte, wäre ihre Tochter an den Affären ihres Mannes zerbrochen. Die Arbeit war für Doreen die beste Therapie für ein Leben nach der Ehe. Ihre Eltern hielten sich meistens aus den häuslichen Konfrontationen ihres Mädchens heraus. Stefan stand souverän diesen Konflikten, in denen er am wenigsten das Recht hatte, sich einzumischen, sein Statement, gegenüber und war als väterlicher Freund für sie unersetzlich.
Stefanie und Tino räumen wortlos Teller und Bestecke in das Küchenboard.
„Wo kommt das Streichinstrument hin?“
„Das Buttermesser? In die rechte untere Schublade.“
„Mein Vater ist eine dicke Hose“, unterbricht Tino sein grimmiges Schweigen.
„Ein Angeber? Tino, weil er euch am Weihnachtstag nicht besucht hat?“
„Er hat garantiert mit einer neuen Keule Amore genossen und hinterher ein Lungenbrötchen geraucht.“
„Wie bitte?“ Stefanie ist perplex über sein Kauderwelsch.
„Er lag mit einer Mieze unterm Tannenbaum und hinterher, du weißt schon, haben sie eine Zigarette gepafft, wie früher bei uns daheim.“
„Tino, Liebe kann man nicht erzwingen.“
„Schnurz, wir haben unsere Freunde. Onkel Peter ist echt geil, mit ihm kann ich über alles quatschen. Unsere Patchworkfamilie ist ein stabiles Band, das zerreißt keiner, Granny.“ Ihr Enkel drückt mit ernster Miene seine Kinderpatschen an seine junge Hüfte. „Wir können uns unsere Familienmitglieder aussuchen, Verwandte kriegt man aufgedreht. Wir sollten den Abflug machen. Vielleicht können wir heute zwei Neuzugänge in unsere Sippe
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