Septembermann: Lovestory (German Edition)
vorsichtig, lässt euch dein Vater ausrichten, bis gleich.“
Debbie rast diese bedrückende Nachricht in Mark und Kn ochen. Sie weiß, was es heißt, ein Baby zu verlieren, und von der Bitterkeit des launigen Schicksals kosten zu müssen. Saschas Gesichtszüge verhärten sich.
„Was habe ich mit meinem unkontrollierten Blitzbesuch bei Jane ausgelöst!“, presst er mit Angst geweiteten A ugen hervor. Außer sich klopft er mit der Faust gegen die Stirn.
„Selbstvorwürfe sind sinnlos , wir müssen unsere positiven Gedanken aktivieren und für den Winzling beten.“ Debbie ist eine gläubige Katholikin und faltet ihre Hände. „Fahren wir auf dem schnellsten Weg in die Klinik!“ Debbie fängt sich und friemelt ihre dritte Zigarette aus der Verpackung.
Frauen mit ihrer rationalen Denkstruktur in heiklen Situationen, während die Männer meist hilflos danebe nstehen, gesteht sich Sascha ein.
„Du bist müde , der Jetlag“, rudert Sascha kleinlaut zurück.
„Schlafen kann ich später , wr könnten einen Kaffee vertragen, let’s go.“
Debbie lässt ihr Feuerzeug zu weit aufspringen, dass die Stic hflamme eine Haarsträhne, die sich über die Wange kräuselt, versenkt. Sie schnippt die Fluppe abfällig ins Gelände.
Ihre Ankunft hatte sie sich so schön ausgemalt und jetzt wird alles durch diese dramatische Wende im Spital überschattet. Sie informiert Danny im WC-Vorraum über Handy in Stichworten über die aktuellen Fakten.
„Blondlocke braucht deinen Beistand“, ermuntert er sie und bittet Debbie, ihn auf dem Laufe nden zu halten.
„Wie lange benötigen wir bis Bodenseestetten, Sascha?“
„Circa eine Stunde, je nach Verkehrsaufkommen und Geschwindigkeit.“
„Du bist emotionsgeladen und solltest dich nicht ans Steuer se tzen.“
Widerspruchslos händigt er ihr beim Betreten des Par kplatzes den Zündschlüssel aus und lotst sie nach der Autobahnausfahrt in die Stadt.
Debbie ist voller Erwartung auf dieses Land , seine Menschen und seiner Natur. Hinter ihrer Stirn tickt es gewaltig. Vielleicht ist noch nicht alles verloren.
*
Die Zwillingseltern sehen ihren Tom wenige Augenblicke. Auffällig sein bräunlicher Haarschopf und die geschlossenen Äuglein. Ihr kleiner Engel muss künstlich beatmet werden und wird in das Wärmebettchen des Inkubators auf die Intensivstation gebracht. Peters Puls jagt wie ein Berserker. Er schaut mit Leichenbittermiene zu den Doktoren und Schwestern. Bei der Betrachtung der blutleeren Lippen seiner Prinzessin ziehen sich seine Eingeweide zusammen.
Warum wird der kleine Tommy für ihre Seiten springende Sünde bestraft? Sie schlägt ihre zittrigen Hände vor das Gesicht. Jane fühlt eine Leere im Kopf , ihr Nervensystem kollabiert, es wird stockfinster vor ihren Augen und sie kapituliert vor ihrer inneren Ohnmacht.
„Hallo, hallo“, ruft der Doc und klopft ihr an ihre Wange.
„Nicht schlappmachen, Frau Schneider, Ihr Frühchen braucht Sie. Schwester, setzen Sie eine Beruhigungs- und Aufbauspritze für die junge Mutter! Verlassen Sie bitte den Kreißsaal“, wendet er sich an ihren Mann.
„Alles medizinisch Notwend ige wird für Ihre Frau und den Säugling getan.“
Peter schleppt sich kreidebleich mit matten Beinen aus der Krankenstube. Horst nimmt ihn in den Arm und drückt ihn auf einen Stuhl.
„Guten Morgen.“
Mit betrübter Mimik huscht Stefanie an der Nach tschwester vorbei, die über ihren Brillenrand linst.
„Diese Patchworkler halten zusammen“, murmelt sie und vertieft sich weiter ihn ihr Pillenverteilungsroule tte, als sie erneut hektische Schritte wahrnimmt, die Cora und Doreen verursachen.
Ingrid kommt ihnen aufgelöst entgegen und informiert sie über den aktue llen Stand aus der Krankenakte von Tommy und Jane.
Jane wacht nach Stunden auf und will unverzüglich zu ihrem Söhnchen.
„Schwester, bitte!“
„In ihrem geschwächten Zustand lehne ich das ohne Begle itung ab.“
Peter und Horst stützen Jane auf dem Weg zu Tommy. Sie weint bitterlich beim Anblick dieser zierlichen Portion Leben. „Wie lange muss er im Brutkasten ble iben?“
„ Bis sich seine Lungen voll entwickelt haben und er saugen kann, unser Sohn schafft es, Jane.“
Ihre Füße bersten ausei nander, sie verdreht die Augen und Papa Horst fängt seine Tochter auf, während die Stationsschwester eilends einen Rollstuhl herbeikarrt. Jane versinkt in einen Dämmerzustand. Neben ihr schläft die Angst um Tom.
*
„Wow“ , ruft Debbie, trommelt
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