Septembermann: Lovestory (German Edition)
auf das Lenkrad und reißt ihren Mund vor Entzücken auf. Der Bodenseeklick! Wellen kräuseln sich am Bug der Boote und gierige Möwen kreischen um die Köpfe der Radfahrer, die am Strandweg unterwegs sind. Das Schwabenmeer blitzt im Vormittagslicht, flankiert von den schneebedeckten Gipfeln der Schweizer Alpen.
„Wenn man die Berge deutlich sieht, braut sich am Himmel eine Regenfront zusammen, Debbie. Gara ntiert.“
„Ach was!“
Heute scheint die Sonne. Die eingebettete Kulisse der Landschaft in den Wechsel von Wiesen, Feldern, eingerahmt von Waldhügeln im Hintergrund spricht sie als Naturfreundin an.
Sascha deutet auf die Hinweistafeln, die die Richtungen von der Universität bis zum Kranke nhaus zeigen. Ihre düsteren Blicke begegnen sich.
Mit einem mulmigen Gefühl steigen sie Spätvormittags vor dem Klinikum aus dem Auto und setzen ihre bleie rnen Schritte zum Eingang. Als sie eine bestimmte Etage erreichen, greift Debbie spontan nach Saschas Hand. Er spürt ihren wohltuenden, warmen Händedruck. In vertrauter Verbundenheit und überzeugter Zuversicht bauen sie sich gegenseitig auf.
„Da sind Sascha und Debbie!“ Ingrid läuft ihnen winkend entgegen.
„Darf ich dir Debbie vorstellen?“ Sascha schiebt sein Arizonagirl vor.
„Vorstellen? Du bist uns aus Erzählungen vertraut.“ Janes Mama schließt den amerikan ischen Gast kurzweg in die Arme.
Debbie ist bewegt von dieser Herzlichkeit. „Sie sind die Mum von Jane?“
Sie nickt niedergedrückt. „Für dich Ingrid.“
Debbie geht auf die anderen zu.
„Cora?“ Die elegante Frau mit den sensationellen roten Haarwellen drückt sie ebenso innig wie Doreen und Stefanie.
„Herzlich willkommen in unserer Familie, junge Dame.“ Ingrids Mann nimmt sie an seine Schu lter. „Ich bin Horst.“
Es ist, als wenn Debbie sie alle Jahre kennt und sie senkt, berührt von der Herzenswä rme, die ihr entgegengebracht wird, den Kopf. Schade, dass sie sich unter diesen verzagten Umständen zum ersten Mal begegnen.
„Alles wird gut , muss gut werden, Debbie.“ Stefanie streichelt ihre Wange. „Das schweißt uns, dich eingenommen, weiter zusammen. Stefanie quetscht die Lippen aufeinander und kämpft mit den Tränen.
„Timmy ist ein kräftiger kleiner Brummer und Leichtg ewicht Tommy bringt zu wenig Gramm auf die Waage.“ Ingrid würgt ein Kloß im Hals.
„Geh hinein, Sascha. Timmy ist bei ihnen.“
Nach Endlosminuten, so kommt es Debbie vor, öffnet sich die Tür, hinter der Jane liegt. Peter und Sascha treten auf den Gang. Der Zwillingsdaddy, von seinem Kummer gezeichnet, seine wikingerblauen Augen verklärt, kommt auf sie zu und schließt Saschas Freundin in die Arme. Der Mann hat eine Aura, selbst in diesen schweren Stunden. Wahnsinn! Junior und Senior schauen aus wie aus einem Holz geschnitzt. Sie unterscheiden sich lediglich durch die Jahresringe und Haarfarbe.
„Herr Schneider …“, stammelt Debbie.
„Peter für dich, hübsches Arizonagirl.“
Er lächelt gequält, greift fest um ihre Schu ltern und schaut ihr in die Augen.
„Geh zu meiner Frau.“
„Iiiich?“ Er duldet keine Widerrede und Sascha mobilisiert sie.
Vater und Sohn gönnen sich unterdessen ein paar persö nliche Minuten in der Cafeteria.
Peter ist übernächtigt. Er hat keine Sekunde vergeudet, um über seine Befindlic hkeit nachzudenken. In seinem Kopf kreist nur ein Gedanke: Tommy! Der Kaffeelöffel gleitet ihm aus der Hand und klirrt auf die Untertasse.
Peter erzählt seinem erwachsenen Sohn von den unb eschreiblichen Empfindungen, die er bei den Geburten durchlebte und Sascha spürt den Wunsch, eine Familie zu gründen.
„Sag, Vater, wer managt das Architektenbüro?“
„Mein Stellvertreter Frank Sommer ist in die Firmenbelange instruiert, außerdem hat Stefanie ihr Personalmanagement keinesfalls auf Kante gesetzt. Die Herren Hänsel und Gutmann erweisen sich als Joker aus der Vielzahl der Bewerber.
„Kann ich etwas für dich tun?“
„Danke, mein Großer, aber im Moment müssen wir abwarten. Es ist schön, dich bei mir – bei uns – zu wissen, mein Heimkehrer. Ich hoffe, du wirst nicht wieder zum Weggeher, außer nach Russland. Du solltest dich um Debbie kümmern, sie wird todmüde sein vom langen Flug. Fahrt nach Hause.“
„Das ist wohl das Beste.“
„Du informierst mich, sobald es etwas Neues gibt?“
„Selbstverständlich, Sascha.“
*
Debbie bewegt sich unsicher vorwärts und verharrt im Türpfosten. Was passiert
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