Septimus Heap 01 - Magyk
Leichtigkeit entdecken. Aber Nicko konnte nichts weiter tun, als ihnen im Stillen Glück zu wünschen. Er beschloss, ihnen nachzuklettern, wenn das Wasser im Deppen Ditch den mittleren Stand erreicht hatte und sie bis dahin noch nicht zurück waren, ob ihn sein Zauber nun schützte oder nicht.
Um sich die Zeit zu vertreiben, stieg er in das Kanu des Jägers um. Er sagte sich, dass er genauso gut in einem anständigen Boot warten konnte. Auch wenn es ein wenig mit Schleim verschmiert war. Und stank. Aber auf den Fischerbooten, auf denen er früher ausgeholfen hatte, hatte es manchmal noch schlimmer gestunken.
Der Aufstieg an der Strickleiter war nicht leicht. Andauernd schlug die Leiter gegen die klebrige schwarze Bordwand, und Jenna hatte Angst, man könnte sie hören, doch oben blieb alles ruhig. So ruhig, dass sie sich fragte, ob es eine Art Geisterschiff war.
Oben angekommen, blickte Junge 412 in die Tiefe, und das hätte er besser nicht getan. Alles begann sich zu drehen, ihm wurde speiübel. Er bekam schweißnasse Hände und wäre beinahe von der Strickleiter abgerutscht. Das Wasser war Schwindel erregend weit unter ihm. Das Kanu des Jägers sah winzig aus, und eine Sekunde lang glaubte er, jemand darin sitzen zu sehen. Er schüttelte den Kopf. Nicht nach unten sehen, sagte er sich streng. Nicht nach unten sehen!
Jenna hatte keine Höhenangst. Sie kletterte mühelos hinauf und zog Junge 412 von der Leiter an Deck. Junge 412 heftete seine Augen fest auf Jennas Stiefel, als er an Deck kroch.
Sie sahen sich um.
Auf der Vergeltung war es unheimlich. Die dicke Wolke, die über ihr hing, tauchte sie in einen tiefen Schatten, und bis auf das leise gleichmäßige Knarren, mit dem sie sich in der auflaufenden Flut wiegte, war es still. Jenna und Junge 412 schlichen übers Deck, vorbei an sauber aufgeschossenen Tauen, ordentlichen Reihen geteerter Fässer und mehreren Kanonen, die drohend in Richtung Marram-Marschen wiesen. Bis auf das bedrückende Schwarz und ein paar gelbe Schleimspuren an Deck deutete nichts auf den Besitzer des Schiffes hin. Sie gingen in Richtung Bug, und plötzlich spürte Junge 412 so deutlich die Gegenwart dunkler Kräfte, dass es ihn fast umwarf. Jenna spürte nichts und ging weiter, und er folgte ihr, da er sie nicht allein lassen wollte.
Die dunklen Kräfte kamen von einem imposanten Thron, der neben dem Fockmast stand und in Richtung Meer blickte. Es war ein großes und schweres Möbelstück, das an Deck eines Schiffes merkwürdig fehl am Platz wirkte, kunstvoll aus Ebenholz gezimmert und mit dunkelrotem Blattgold verziert – und darauf saß DomDaniel, der Schwarzkünstler höchstpersönlich. Er hatte die Augen geschlossen und den Mund halb geöffnet, und aus seiner Kehle drang bei jedem Atemzug ein leises Gurgeln. DomDaniel hielt seinen Nachmittagsschlaf. Unter dem Thron lag, wie ein treuer Hund, eine schlafende Kreatur in einer Lache aus gelbem Schleim.
Junge 412 packte Jenna so fest am Arm, dass sie fast aufschrie. Er deutete auf DomDaniels Taille. Jenna sah hin und blickte dann wieder verzweifelt zu Junge 412. Es stimmte also. Sie hatte Alther nicht glauben wollen, aber jetzt sah sie es mit eigenen Augen. Um DomDaniels Taille lag, durch seinen dunklen Umhang fast verdeckt, der Gürtel der Außergewöhnlichen Zauberin. Marcias Gürtel.
Jenna und Junge 412 betrachteten DomDaniel mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination. Die Hände des Schwarzkünstlers lagen auf den Ebenholzlehnen des Thrones. Seine gelben Fingernägel krümmten sich um die Enden und krallten sich wie Klauen ins Holz. Sein Gesicht hatte noch die verräterische gräuliche Blässe aus jenen Jahren, die er in der Unterwelt zugebracht hatte. Es war in vieler Hinsicht ein gewöhnliches Gesicht. Nur die Augen lagen vielleicht etwas zu tief, und der Zug um den Mund war etwas zu streng. Doch es waren die darunter liegenden dunklen Kräfte, die Jenna und Junge 412 erschaudern ließen.
Auf seinem Kopf saß ein schwarzer Zylinder. Er sah aus wie ein kurzes Ofenrohr und war ihm aus unerfindlichen Gründen immer eine Idee zu groß, wie oft er sich auch einen neuen anfertigen ließ. Das störte DomDaniel mehr, als er zugeben wollte, und er war zu der Überzeugung gelangt, dass sein Kopf seit seiner Rückkehr in den Zaubererturm schrumpfte. Im Schlaf war der Hut heruntergerutscht, sodass er jetzt auf seinen weißlichen Ohren ruhte. Der schwarze Zylinder war ein altmodischer Zaubererhut. Kein Zauberer hatte ihn mehr
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