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Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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er sah.
    Das ist unmöglich, sagte er sich, völlig unmöglich. Das Drachenboot des Hotep-Ra gibt es nicht wirklich. Nur in der Legende. Er blinzelte die Regentropfen aus seinen Augen und sah noch einmal hin. Das vermaledeite Boot kam direkt auf ihn zu. Das Funkeln der grünen Drachenaugen schoss durch die Dunkelheit und traf das Auge des Fernrohrs. Ein kalter Schauder überfiel den Schwarzkünstler. Das konnte nur das Werk Marcia Overstrands sein. Eine Projektion ihres fiebrigen Gehirns. Noch im Bauch seines eigenen Schiffes schmiedete sie Pläne gegen ihn. Hatte sie denn nichts gelernt?
    DomDaniel wandte sich an seine Magogs.
    »Tötet die Gefangene«, bellte er. »Auf der Stelle!«
    Die Magogs klappten ihre schmutzigen gelben Klauen auf und zu, und wie immer, wenn sie erregt waren, bildete sich auf ihren Blindschleichenköpfen ein dünner Schleimfilm. Sie richteten eine Frage an ihren Herrn.
    »Wie es euch beliebt«, antwortete er. »Ist mir egal. Tut, was ihr wollt, aber tut es, und zwar schnell!«
    Triefend vor Schleim kroch das grässliche Paar davon und verschwand unter Deck. Sie waren froh, dem Sturm zu entrinnen, und freuten sich auf den bevorstehenden Spaß.
    DomDaniel legte das Fernrohr weg. Er brauchte es nicht mehr. Das Drachenboot war mittlerweile so nahe, dass er es mit bloßem Auge sehen konnte. Ungeduldig mit dem Fuß wippend, wartete er darauf, dass Marcias Projektion verschwand. Doch zu seinem Schrecken verschwand sie nicht. Das Boot kam immer näher, und der Drache durchbohrte ihn mit hasserfülltem Blick.
    Nervös ging der Schwarzkünstler auf und ab. Er achtete weder auf den Regenschwall, der sich plötzlich über ihn ergoss, noch auf das laute Schlackern der letzten verbliebenen Segelfetzen. Das Einzige, was er jetzt hören wollte, war Marcia Overstrands Todesschrei unten im Laderaum.
    Er lauschte aufmerksam. Wenn ihm etwas Freude bereitete, dann der Todesschrei eines Menschen. Da war ihm jeder recht, aber auf den Todesschrei der ehemaligen Außergewöhnlichen Zauberin freute er sich besonders. Er rieb sich die Hände, schloss die Augen und wartete.
    Unten im Bauch der Vergeltung leuchtete der Drachenring des Hotep-Ra hell an Marcias kleinem Finger. Ihre Zauberkräfte waren schon so weit zurückgekehrt, dass sie ihre Ketten hatte abstreifen können. Sie hatte sich von ihren halb bewusstlosen Wächtern weggeschlichen und kletterte nun die Leiter empor, die aus dem Laderaum führte. Als sie von der Leiter sprang und die nächste erklimmen wollte, rutschte sie beinahe auf einer gelben Schleimspur aus. Ein hämisches Zischen ertönte. Aus dem Halbdunkel kamen die Magogs auf sie zu. Sie drängten sie in eine Ecke und klapperten dabei aufgeregt mit ihren spitzen gelben Zähnen. Dann fuhren sie mit einem lauten Schnalzen ihre Krallen aus und züngelten schadenfroh mit ihren kleinen Schlangenzungen. Sie kamen immer näher.
    Jetzt muss sich zeigen, ob meine Zauberkräfte tatsächlich zurückkehren, dachte Marcia.
    »Erstarrt und vertrocknet. Werdet fest!«, murmelte Marcia und deutete mit dem Finger, an dem der Drachenring steckte, auf die Magogs.
    Wie zwei Nacktschnecken, die mit Salz bestreut wurden, schrumpelten die Magogs zischend zusammen. Dann erfüllte ein widerliches Knistern die Luft. Ihr Schleim wurde fest und trocknete zu einer dicken gelben Kruste. Sekunden später waren von ihnen nur noch zwei ausgedorrte schwarz-gelbe Klumpen übrig, die vor Marcias Füßen fest an den Planken klebten. Sie stieg verächtlich über sie hinweg, ohne sich die Schuhe zu beschmutzen, und setzte ihren Weg nach oben fort.
    Sie wollte ihr Amulett wiederhaben, und sie würde es auch bekommen.
    Unterdessen war DomDaniel mit seiner Geduld am Ende. Er schimpfte über sich selbst, weil er angenommen hatte, die Magogs würden mit Marcia kurzen Prozess machen. Er hätte es besser wissen müssen. Magogs ließen sich mit ihren Opfern gerne Zeit, aber Zeit hatte er jetzt nicht. Das Drachenboot kam bedrohlich nahe, und er spürte, dass Marcias verflixte Projektion seine Zauberkräfte schwächte.
    Marcia stieg gerade die letzte Leiter hinauf, da hörte sie von oben ein lautes Bellen: »Hundert Kronen!«, brüllte DomDaniel. »Nein, tausend Kronen. Tausend Kronen für den Mann, der mich von Marcia Overstrand befreit! Jetzt sofort!«
    Marcia hörte über sich das Getrampel nackter Füße. Die Matrosen, die an Deck weilten, rannten zu der Luke und der Leiter, auf der sie gerade stand. Mit einem Satz war sie wieder unten und

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