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Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Lehrling.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten auf einer geteerten Planke, die so aussah, als stamme sie von der Vergeltung , und paddelte mit bloßen Händen durch den Mott. Er sah erschöpft aus. Seine schmuddeligen grünen Kleider klebten ihm am Leib und dampften in der Morgensonne, und das glatte dunkle Haar hing ihm in Strähnen in die Augen. Er hatte anscheinend kaum noch Kraft, den Kopf zu heben und zu sehen, wo er hinpaddelte.
    »He, du!«, rief Jenna. »Hau ab.« Sie hob einen Stein auf, um ihn nach ihm zu werfen.
    »Nein. Bitte nicht«, flehte der Junge.
    Nicko erschien. »Was ist los, Jen?« Er folgte Jennas Blick. »He, verzieh dich!«, schrie er.
    Der Lehrling hörte nicht. Er paddelte mit seiner Planke bis zum Steg und blieb dort entkräftet liegen.
    »Was willst du hier?«, fragte Jenna.
    »Ich ... das Schiff ... es ist untergegangen. Ich bin davongekommen.«
    »Der Abschaum schwimmt immer oben«, bemerkte Nicko.
    »Wir sind überfallen worden. Von braunen, schleimigen ... Kreaturen.« Der Junge zitterte. »Sie haben uns in den Morast hinuntergezogen. Ich bekam keine Luft mehr. Alle sind tot. Bitte helft mir.«
    Jenna sah ihn unschlüssig an. Sie war so früh aufgewacht, weil sie von kreischenden Braunlingen geträumt hatte, die sie in den Morast hinunterzogen. Ihr schauderte. Sie wollte nicht daran denken. Wenn sie nicht einmal den Gedanken daran ertragen konnte, wie schlimm musste es dann erst für den Jungen sein, der es tatsächlich erlebt hatte?
    Der Lehrling merkte, dass Jenna unsicher wurde. Er versuchte es noch einmal.
    »Was ... was ich eurem Tier angetan habe, tut mir Leid.«
    »Der Boggart ist kein Tier«, erwiderte Jenna entrüstet. »Und er gehört nicht uns. Er ist ein Geschöpf der Marschen. Er gehört niemandem.«
    »Oh.« Der Lehrling begriff, dass er einen Fehler begangen hatte. Er probierte es wieder mit der anderen Masche, die besser funktioniert hatte.
    »Es tut mir Leid. Ich ... ich hatte einfach so große Angst.«
    Jenna wurde weich. »Wir können ihn doch nicht einfach auf der Planke liegen lassen«, sagte sie zu Nicko.
    »Wieso denn nicht?«, erwiderte Nicko. »Außer vielleicht, weil er den Mott verschmutzt.«
    »Wir bringen ihn besser rein«, sagte Jenna. »Komm, reich uns deine Hand.«
    Sie halfen dem Lehrling von der Planke, und halb führten, halb trugen sie ihn zur Hütte hinauf.
    »Was schleppt ihr denn da an?«, bemerkte Tante Zelda, als sie den Lehrling vor dem Kamin auf den Boden plumpsen ließen.
    Junge 412 erwachte. Verschlafen stand er auf und entfernte sich ein paar Schritte. Beim Erscheinen des Lehrlings hatte er das Aufflackern schwarzer Magie bemerkt.
    Der Lehrling saß bleich vor dem Kamin und schlotterte. Er sah krank aus.
    »Lass ihn nicht aus den Augen, Nicko«, sagte Tante Zelda. »Ich hole ihm etwas Heißes zu trinken.«
    Sie kam mit einem Becher Tee aus Kamille und Kohl wieder. Der Lehrling verzog das Gesicht, trank aber. Wenigstens war der Tee heiß.
    Als er ausgetrunken hatte, sagte Tante Zelda zu ihm: »Ich rate dir, uns jetzt zu sagen, was du hier willst. Noch besser, du sagst es Madam Marcia. Marcia, wir haben Besuch.«
    Marcia stand in der Tür. Sie kam soeben von einem Morgenspaziergang um die Insel zurück, den sie zum einen unternommen hatte, um nach der Vergeltung zu sehen, hauptsächlich aber, um die süße Frühlingsluft und den noch süßeren Duft der Freiheit zu atmen. Obwohl sie nach ihrer fünfwöchigen Gefangenschaft abgemagert war und noch dunkle Ringe unter den Augen hatte, sah sie schon viel besser aus als am Vorabend. Ihr lila Seidengewand war frisch und sauber dank einem Fünf-Minuten-Tiefenreinigungszauber, von dem sie hoffte, dass er auch alle Spuren schwarzer Magie beseitigt hatte. Schwarze Magie war ein klebriges Zeug, daher hatte sie besonders gründlich sein müssen. Ihr Gürtel funkelte nach einer Hochglanzpolitur, und an ihrem Hals baumelte das Echnaton-Amulett. Sie fühlte sich prächtig. Sie hatte ihre Zauberkräfte wiedererlangt, und sie war wieder Außergewöhnliche Zauberin. Ihre Welt war wieder in Ordnung.
    Bis auf die Galoschen.
    Marcia schleuderte die verhassten Überschuhe an der Tür von sich und spähte in die Hütte, die ihr nach der hellen Frühlingssonne düster vorkam. Am Kamin war es besonders dunkel, und Marcia brauchte einen Augenblick, ehe sie erkannte, wer dort saß. Ihre Miene verfinsterte sich.
    »Ah, die Ratte vom sinkenden Schiff«, fauchte sie.
    Der Lehrling sagte nichts. Er musterte Marcia

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