Septimus Heap 01 - Magyk
schon«, antwortete Alther ruhig. »Und wir werden es wieder tun müssen.«
»Und zwar noch heute Nacht«, erklärte Marcia. »Ich kehre auf der Stelle um und werfe den Schurken hochkant aus dem Turm. Der soll erleben, was es heißt, sich mit der Außergewöhnlichen Zauberin anzulegen.« Sie sprang auf, schlang sich den Umhang um und wandte sich zum Gehen.
Alther schnellte in die Höhe und fasste sie mit seiner Geisterhand am Arm. »Nein, Marcia. Nicht.«
»Aber Alther ...«, protestierte sie.
»Marcia, im Turm sind keine Zauberer mehr, die dir beistehen könnten, und wie ich höre, hast du Sally Mullin deinen Talisman gegeben. Ich flehe dich an, geh nicht. Es ist zu gefährlich. Du musst die Prinzessin in Sicherheit bringen. Und dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht. Ich kehre in die Burg zurück und will sehen, was ich tun kann.«
Marcia sank in den nassen Sand. Sie wusste, dass Alther Recht hatte. Die letzten Flammen des Lagerfeuers erloschen zischend, als nasse große Schneeflocken fielen. Dunkelheit hüllte sie ein. Alther legte seine Geisterangelrute weg, stieg in die Luft und drehte über dem Deppen Ditch eine Runde. Er blickte über das Marschland, das sich bis zum Horizont erstreckte. Im Mondschein bot es einen friedlichen Anblick, ein ausgedehntes, mit Schnee bestäubtes Sumpfgebiet, aus dem da und dort kleine Inseln aufragten.
»Kanus«, sagte Alther und schwebte wieder zu Boden. »Als ich noch ein Knabe war, sind die Leute mit Kanus in den Marschen herumgefahren. Ihr werdet auch welche brauchen.«
»Das geht über meine Kräfte«, jammerte Marcia. »Ich bin viel zu erschöpft, um jetzt noch mit Booten herumzufuhrwerken.«
Silas sprang auf. »Los, Nicko«, sagte er. »Wir verwandeln die Muriel in ein paar Kanus.«
Die Muriel lag immer noch geduldig im Deppen Ditch, gleich hinter der Biegung, wo sie vom Fluss aus nicht zu sehen war. Nicko stimmte es traurig, dass ihr braves Boot geopfert werden sollte, doch er kannte die Gesetze der Magie und wusste nur zu gut, dass man durch Zauberei Materie weder zerstören noch erschaffen konnte. Also tröstete er sich mit dem Gedanken, dass die Muriel eigentlich gar nicht verschwinden, sondern nur in Form mehrerer Kanus neu zusammengesetzt werden würde.
»Kann ich ein schnelles haben, Dad?«, fragte er, als Silas die Muriel musterte und über einen geeigneten Zauberspruch nachsann.
»Ich weiß nicht, was ein »schnelles« ist, Nicko, ich bin froh, wenn es überhaupt schwimmt. Lass mich nachdenken. Vielleicht wäre ein Kanu für jeden nicht schlecht. Dann mal los. Verwandele dich in fünf! Oh, Mist!«
Fünf Muriels im Taschenformat schaukelten auf den Wellen.
»Dad«, jammerte Nicko, »du hast einen Fehler gemacht.«
»Eine Sekunde, Nicko. Mal überlegen. Jetzt hab ich’s. Kanu, erneuere dich!«
»Dad!«
Ein riesiges Kanu lag eingeklemmt zwischen den Ufern des Kanals.
»Gehen wir es mal logisch an«, brummelte Silas vor sich hin.
»Wie wär’s, wenn du einfach um fünf Kanus bittest?«, schlug Nicko vor.
»Gute Idee, mein Sohn. Aus dir wird doch noch ein Zauberer. Ich möchte Kanus für fünf zum Fahren!«
Der Zauber verpuffte, noch ehe er richtig begonnen hatte, und Silas saß mit ganzen zwei Kanus und einem Haufen Takelwerk und Holzplanken da, deren Farbe an die Muriel erinnerte.
»Nur zwei, Dad?«, fragte Nicko enttäuscht, weil er kein Kanu für sich allein bekam.
»Die müssen genügen«, erwiderte Silas. »Man kann Materie nicht häufiger als dreimal verwandeln, sonst wird sie mürbe.«
In Wahrheit war er froh, dass er überhaupt zwei Kanus zu Stande gebracht hatte.
Wenig später saß Nicko mit Jenna und Junge 412 in dem einen Kanu, das er Muriel eins getauft hatte, und Silas und Marcia zwängten sich in die Muriel zwei. Silas bestand darauf, vorn zu sitzen. »Ich kenne den Weg. Deshalb ist es vernünftiger.«
Marcia schnaubte ungläubig, wollte sich aber nicht aufregen. Sie war einfach zu müde.
»Los, Maxie«, befahl Silas dem Wolfshund. »Mach Platz bei Nicko.«
Doch Maxie hatte anderes im Sinn. Sein Lebenszweck bestand darin, bei seinem Herrn zu bleiben, und genau das wollte er tun. Er sprang Silas auf den Schoß, und das Kanu neigte sich bedenklich zur Seite.
»Kannst du nicht dafür sorgen, dass dein Hund keinen Unfug macht?«, fragte Marcia, die mit Bestürzung begriff, dass sie dem Wasser wieder fürchterlich nahe war.
»Natürlich kann ich. Er gehorcht mir aufs Wort, nicht wahr, Maxie?«
Nicko prustete.
»Leg dich nach
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