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Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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konnte, musste er entweder einen neuen Auftrag erhalten oder ohne Botschaft entlassen werden. So gab er an jenem Morgen ein höfliches Hüsteln von sich und sagte: »Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte, meine Herrschaften.« Alle sahen Stanley an. Er hatte während seiner Genesung sehr wenig gesprochen, und so waren sie es nicht gewöhnt, seine Stimme zu hören.
    »Es wird Zeit, dass ich in die Rattenzentrale zurückkehre. Ich müsste schon längst zurück sein. Aber ich muss fragen: Haben Sie mir eine Botschaft mitzugeben?«
    »Für Dad!«, rief Jenna. »Nehmen Sie eine für Dad mit?«
    »Darf ich fragen, wer Dad ist?«, erkundigte sich Stanley. »Und wo er zu finden ist?«
    »Wissen wir nicht«, sagte Tante Zelda barsch. »Wir haben keine Botschaft für Sie, vielen Dank. Sie sind entlassen.«
    Stanley verbeugte sich, zutiefst erleichtert.
    »Ich danke Ihnen, Madam«, sagte er. »Und, äh, danke für ihre Freundlichkeit. Ihnen allen. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    Alle sahen der Ratte nach, als sie, mit Pfoten und Schwanz im Schnee eine Spur hinterlassend, von dannen eilte.
    »Ich hätte ihr so gern eine Nachricht mitgegeben«, sagte Jenna traurig.
    »Lieber nicht«, erwiderte Tante Zelda. »Mit der Ratte stimmt etwas nicht. Sie war irgendwie anders als beim letzten Mal.«
    »Na ja, sie war viel dünner«, bemerkte Nicko.
    »Hm«, machte Tante Zelda. »Da ist etwas im Busch. Ich fühle es.«
    Stanleys Heimreise verlief ohne Zwischenfälle. Erst als er die Rattenzentrale betrat, nahmen die Dinge eine ungünstige Wendung. Er kletterte durch das Regenrohr, das kürzlich erst aufgetaut war, nach oben und klopfte an die Tür des Büros.
    »Herein!«, bellte die schwarze Ratte, die nach ihrer verspäteten Bergung aus dem zugefrorenen Büro eben erst den Dienst wieder aufgenommen hatte.
    Stanley schlich hinein, denn er wusste, dass eine Erklärung von ihm erwartet wurde.
    »Sie!«, donnerte die schwarze Ratte. »Das wird aber auch Zeit! Wie können Sie es wagen, mich zum Narren zu halten? Ist Ihnen klar, wie lange Sie weg gewesen sind?«
    »Sechzig Tage«, murmelte Stanley. Es wusste nur zu gut, wie lange er weg gewesen war, und begann sich zu fragen, was Dawnie wohl dazu sagen würde.
    »Sechzig Tage, Sir!«, brüllte die schwarze Ratte und schlug mit ihrem Schwanz auf den Tisch. »Haben Sie eine Ahnung, in welch unangenehme Lage Sie mich gebracht haben?«
    Stanley sagte nichts und dachte im Stillen: Na, dann hat die schreckliche Reise wenigstens etwas Gutes gehabt.
    »Das wird Sie teuer zu stehen kommen«, blaffte die schwarze Ratte. »Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sie keinen Auftrag mehr erhalten. Nicht, solange ich hier etwas zu sagen habe.«
    »Aber ...«
    »Aber, Sir !«, schrie die schwarze Ratte. »Wie oft soll ich es noch sagen? Reden Sie mich gefälligst mit Sir an!«
    Stanley schwieg. Er konnte sich viele passende Anreden für die schwarze Ratte vorstellen, aber »Sir« war ganz sicher nicht darunter. Plötzlich spürte er eine Bewegung hinter sich. Er drehte sich um und erblickte die beiden größten Ratten, die er je gesehen hatte. Wahre Muskelprotze. Sie standen drohend in der Tür, sodass kein Tageslicht herein- und niemand hinauskonnte, und dabei verspürte er plötzlich den unwiderstehlichen Drang, ins Freie zu rennen.
    Die schwarze Ratte war über ihren Anblick erfreut.
    »Ah, schön, die Jungs sind da. Nehmt ihn mit, Jungs.«
    »Wohin denn?«, quiekte Stanley. »Wohin bringen Sie mich?«
    »Wohin ... bringen ... Sie ... mich ... Sir«, stieß die schwarze Ratte zwischen den Zähnen hervor. »Erst mal zu dem Bevollmächtigten, der die Botschaft abgeschickt hat. Er möchte wissen, wo genau Sie den Empfänger gefunden haben. Und da Sie keine Vertrauensratte mehr sind, werden Sie es ihm natürlich sagen müssen. Bringt ihn zum Obersten Wächter.«

* 32 *
    32.  Das grosse Tauen

    A m Tag nach der Abreise der Botenratte setzte das große Tauen ein. Es begann in den Marram-Marschen, wo es immer etwas wärmer war als anderswo, zog dann den Fluss hinauf, durch den Wald und zur Burg. Die Burgbewohner atmeten auf. Ihre Lebensmittel gingen zur Neige, weil die Wächterarmee viele Vorratskammern geplündert hatte, um DomDaniel mit allem Nötigen für seine häufigen Bankette zu versorgen.
    Erleichtert über das Tauwetter war auch eine gewisse Botenratte, die niedergeschlagen und zitternd in einer Rattenfalle unter dem Fußboden der Damentoilette saß. Stanley war dort eingesperrt worden, weil

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