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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Dreck, um genau zu sein. Und wahrscheinlich ist er nicht einmal besonders ehrlich, so wie ich Florrie kenne. Aber im Grunde ist sie eine gute Seele.«
    Jenna war zu müde, um sich deswegen Gedanken zu machen. »Bringen Sie mich einfach hin, Stanley«, sagte sie.
    Stanley wies ihr den Weg durch das Labyrinth alter Lagerhäuser, bis sie den betriebsamen Hafen im Geschäftsviertel der Stadt erreichten. Hier liefen die großen Schiffe ein, die, beladen mit exotischen Gewürzen und Kräutern, Seide und feinem Tuch, Gold- und Silberbarren, Smaragden, Rubinen und Perlen von Südseeinseln, monatelang übers Meer gefahren waren. Schon von weitem sah Jenna, dass gerade eines entladen wurde. An seinem herrlich geschnitzten Bug führte es eine Galionsfigur, die eine schöne schwarzhaarige Frau darstellte. Fackeln beleuchteten den Kai und warfen lange tanzende Schatten auf die zahlreichen Seeleute, Träger und Schauermänner, die wie Ameisen hin und her wuselten, das Fallreep hinauf- und hinunterliefen und emsig die Ladung löschten.
    Donner blieb am Rand des Gewimmels stehen. Hier war kein Durchkommen, und Jenna musste wohl oder übel darauf warten, dass die Menge sich zerstreute, ehe sie weiter konnte. Beeindruckt von dem lebhaften Treiben, saß sie auf dem Pferd und beobachtete vier Seeleute, die eine schwere goldene Truhe das Fallreep herunterschleppten. Dicht hinter ihnen wankte ein Arbeiter, der eine reichverzierte Vase trug. Sie war beinahe doppelt so groß wie er selbst, und bei jedem Schritt, den er machte, fielen ein paar Goldmünzen oben heraus. Hinter ihm lief ein kleiner Junge, der die Münzen auflas und fröhlich in seine Taschen steckte.
    Am Ufer angekommen, trugen die Männer den Schatz über den Kai und durch das offene Tor eines höhlenartigen, von Kerzen erleuchteten Lagerhauses. Jenna beobachtete, wie sie in dem Gebäude verschwanden, und dabei bemerkte sie eine stattliche Frau, die in einem langen blauen Gewand mit den gelben Litzen der Oberzollinspektorin an den Ärmeln im Tor stand. Sie wurde von zwei Schreibern flankiert, die an hohen Pulten saßen. Jeder hatte eine Liste vor sich liegen, die rasch länger wurde. Jedes Mal, wenn die Arbeiter einen kostbaren Gegenstand vorbeitrugen, blieben sie kurz stehen, und die Zollbeamtin diktierte den Schreibern, was sie zu notieren hatten. Von Zeit zu Zeit fiel ihr ein großer, dunkelhaariger Mann ins Wort, der prächtige, fremdländisch aussehende Kleider aus schwerer dunkelroter Seide trug. Die Frau wirkte ungehalten über die Unterbrechungen des Mannes, fuhr jedoch unbeirrt in ihren Anweisungen an die Schreiber fort. Jenna vermutete, dass der Mann der Besitzer des Schiffes war und mit der Beamtin über die Höhe der Zollgebühren für seine Fracht stritt.
    Jenna hatte richtig vermutet. Wenn in Port eine Schiffsladung gelöscht und sicher im Zollspeicher verstaut war, erhielt der Schiffseigner eine der beiden Listen. Alice Nettles, die Oberzollinspektorin von Port, behielt die andere – und den Schlüssel zum Speicher bis sie sich mit dem Eigner über die Zollgebühren geeinigt hatte. Und er sie bezahlt hatte. Das konnte ein paar Minuten oder eine halbe Ewigkeit dauern, je nachdem, wie erpicht der Eigner darauf war, sein Frachtgut wieder in Empfang zu nehmen. Und wie stur er war. Jenna war am Abend an einem halben Dutzend halb verfallener Zollspeicher vorbeigekommen, in denen die Fracht von Schiffen lagerte, die vor vielen hundert Jahren in Port eingelaufen waren. Man hatte sich über die Besteuerung nicht einigen können.
    Allmählich verebbte der Warenstrom vom Schiff zum Speicher, und ein Aufseher begann, einen Teil der Träger auszuzahlen. Nun, da die Arbeiter mehr Zeit fanden, nach links und rechts zu schauen, wurden sie auf Jenna aufmerksam. Der große Fremde, der im Speicher neben Alice Nettles stand, hatte sich zu deren Erleichterung abgewendet. Die kleine Gestalt, die draußen auf einem schwarzen Pferd saß, zog seinen Blick auf sich: das goldene, im Fackelschein funkelnde Diadem in ihrem dunklen Haar, das schimmernde hellrote Kleid mit dem goldenen Saum, der kostbare, von ihren Schultern wallende dunkelblaue Umhang. Der Mann sagte etwas zu Alice Nettles. Sie hob überrascht den Kopf und nickte, ohne den großen goldenen Elefanten, der soeben vorbeigetragen wurde, aus den Augen zu lassen. Der Mann ließ sie stehen und kam ans Tor.
    Jenna hatte mittlerweile bemerkt, welches Aufsehen sie erregte. Sie glitt vom Pferd und führte es durch das Gedränge auf

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