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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Septimus wusste nicht, dass es auf der ganzen Welt nur ungefähr fünfhundert Dracheneier gab, und es war viele, viele Jahre her, dass ein Mensch beim Ausbrüten eines Drachen geholfen hatte. Gewöhnlich werden Dracheneier in alten, längst vergessenen Drachenverstecken gefunden, und viele Menschen, die eines entdecken, nehmen es mit und bewahren es auf, weil es so schön glänzt. Nicht alle Eier sind grün, viele sind blau, und bisweilen findet sich auch ein rotes. Doch im Allgemeinen enden sie in einer Vitrine oder einem alten Schuhkarton und werden niemals ausgebrütet, denn damit aus einem Drachenei ein Drachenbaby schlüpfen kann, ist eine komplizierte Kette von Ereignissen erforderlich, die alle in der richtigen Reihenfolge und innerhalb einer bestimmten Zeitspanne eintreten müssen. Zum letzten Mal war dies fünfhundert Jahre zuvor auf einer einsamen kleinen Insel geschehen, als ein schiffbrüchiger Seemann eines Morgens aufwachte und verblüfft feststellte, dass sich sein geliebter blauer Stein in einen äußerst lästigen Gefährten verwandelt hatte.
    Wie der Schiffbrüchige hatte Septimus unwissentlich alles getan, was getan werden muss, um ein ruhendes Drachenei auszubrüten. Zunächst einmal hatte er den Brütvorgang in Gang gesetzt, als er das Ei bei seinem letzten Besuch in der Hüterhütte dicht vor dem Kamin hatte liegen lassen. Ein Drachenei muss nämlich mindestens vierundzwanzig Stunden lang einer Hitze von über achtzig Grad ausgesetzt sein, damit dies geschieht. Danach braucht es ein Jahr und einen Tag lang beständig Wärme und Bewegung.
    Als Septimus das Drachenei wieder an sich genommen hatte, beschloss er, es in seiner Tasche aufzubewahren. Auf diese Weise gab er dem Ei nicht nur die nötige Wärme, sondern vermittelte ihm auch das Gefühl von Bewegung, das es braucht. Ein Drache wird nämlich nicht schlüpfen, nur weil es warm ist. Er muss auch das Gefühl haben, dass seine Mutter ihn mit sich herumträgt und für ihn da ist, wenn er geschlüpft ist. Keine Bewegung bedeutet für das Drachenei keine Mutter. Ohne etwas zu ahnen, gab Septimus dem Ei ein Jahr und einen Tag lang Wärme und lief und hüpfte mehr als genug, um den kleinen Drachen davon zu überzeugen, dass seine Mutter sehr rege war. Wenn ein Jahr und ein Tag verstrichen sind, ist der Drache fast so weit, und doch kann selbst in diesem Stadium alles noch schief gehen. Um ihn aufzuwecken, ist ein kräftiger Stoß erforderlich. Bleibt dieser Stoß in den folgenden sechs Monaten aus, stirbt der Drache und erhält nie wieder die Chance zu schlüpfen. Eine Drachenmutter nutzt diese Zeit gewöhnlich, um sich einen sicheren Platz zu suchen, an dem sie brüten und das Drachenbaby aufziehen kann. Hat sie einen gefunden, beißt sie ganz sachte in das Ei. Zum Glück für das Ei von Septimus waren die Wolverinen freundlicherweise für die Drachenmutter eingesprungen, als sie sich an der äußeren Schale die Zähne ausgebissen hatten. Zu diesem Zeitpunkt war das Baby schon fast ausgebrütet, aber eben nur fast, noch nicht ganz. Ein Letztes fehlte noch, und das hatte nicht Septimus, sondern sein Bruder Simon beigesteuert. Das Drachenei brauchte einen Hauch Schwarze Magie.
    Jede Drachenmutter erfüllt dieses Erfordernis auf ihre Weise. Manche entführen ein vorbeikommendes Dunkelwesen und zeigen es dem Ei, andere lassen das Ei über Nacht vor einem schwarzen Hexenhaus liegen und hoffen, dass es am nächsten Morgen noch da ist. Manche Drachen besitzen selbst genug Schwarze Magie und brauchen sich keine zusätzliche zu beschaffen. Als nun Simons Umhang zur Schlange wurde und sich um Septimus und das Ei legte, war die letzte Bedingung erfüllt, und die Uhr begann zu ticken. Das Drachenbaby war jetzt bereit, innerhalb von zwölf Stunden zu schlüpfen, und genau das hatte es getan.
    »Ich verstehe nicht viel von Drachen, und von neugeborenen noch weniger«, sagte Tante Zelda, als sie Septimus’ Finger fertig verbunden und den letzten Bissen ihres Kohlsandwichs verschlungen hatte. »Aber ich weiß, dass man ihnen einen Namen geben muss, je früher, desto besser. Wenn man zu lange damit wartet, bleiben sie namenlos und kommen nie, wenn man sie ruft. Soweit ich weiß, ist es schon schwer genug, sie dazu zu bringen, dass sie einen überhaupt beachten. Auf jeden Fall soll man ihnen in den ersten vierundzwanzig Stunden nicht von der Seite weichen. Es wäre also besser, du gibst ihn jetzt wieder Septimus, Jenna.«
    »Hier hast du ihn, Sep«, sagte Jenna ein

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