Septimus Heap 02 - Flyte
um das Drachenboot herum, während die Prinzessin und der Raufbold den Mast aufgestellt und sich mit ihr unterhalten hatten. Dieser Septimus Heap war schon eine halbe Ewigkeit auf dem Boot, was Merrin sehr ärgerte, denn er hatte das nie gedurft. Er versuchte dahinterzukommen, was Septimus tat, aber soweit er erkennen konnte, stand er nur da und glotzte auf die Ruderpinne, während der Raufbold vom Ufer aus auf ihn einredete. Kohlköpfe, dachte Merrin.
»Kopf hoch, Sep«, sagte Nicko gerade. »Du bist doch schon einmal mit ihm geflogen, also kannst du es wieder. Ist doch ein Kinderspiel.«
»Aber ich weiß nicht, was ich getan habe, Nicko. Eigentlich habe ich überhaupt nichts getan. Das Boot hat alles selbst gemacht.« Septimus starrte immer noch auf die Ruderpinne. Er hatte Angst davor, sie anzufassen. Beim letzten Mal, als er die Hand auf das sanft geschwungene Stück Mahagoni gelegt hatte, war das Drachenboot zum Leben erwacht und losgesegelt.
»Außerdem«, hob Nicko hervor, »trägst du diesmal den Drachenring. Den hattest du damals nicht, deshalb wird es nun wahrscheinlich sogar einfacher. Boote fliegen ist ein Klacks.«
Septimus betrachtete den Drachenring. Er liebte den Ring, aber jetzt wäre es ihm lieber gewesen, er hätte ihn nicht gehabt. Warum hatte ausgerechnet er der neue Drachenmeister werden müssen? Warum nicht Nicko, der sich mit Booten auskannte?
»Nun mach schon, Septimus«, schallte Tante Zeldas Stimme vom Ufer herüber. »Manchmal gibt es Dinge, die muss man einfach tun. Ich möchte das Drachenboot nicht fortlassen, und du willst es mir nicht wegnehmen. Aber ich muss es fortlassen, und du musst es fortbringen, so ist das nun mal. Es muss dorthin, wo es hin will. Und wo es in Sicherheit ist. So ist es das Beste.«
Septimus schaute von der Ruderpinne auf. »Aber was wirst du denn ohne das Boot anfangen?«
»Ich werde Wolfsjunge gesund pflegen und ein Auge auf den missratenen Burschen haben, der da draußen beim Hundert-Fuß-Loch auf der Lauer liegt und sich einbildet, ich könnte ihn und das verflixte Fernrohr, das er gefunden hat, nicht sehen.«
»409 soll hier bleiben? Bei diesem grässlichen Lehrling?«
»Wolfsjunge ist zu krank zum Reisen. Und Merrin wird nicht mehr lange hier bleiben. Ich habe die Absicht, ihn bald zu seiner Mutter zu bringen.«
»Seiner Mutter? Er hat eine Mutter?« Septimus machte ein erstauntes Gesicht.
Tante Zelda lächelte. »Ja, ich glaube, selbst Merrin hat eine Mutter. Und ich vermute, dass es eure ehemalige Wirtin ist.«
»Wirtin?«
»Bei der ihr in Port abgestiegen seid.«
»Eine von den Hexen? Oh, das passt. Ich wette, es ist diese Giftnudel Veronika. Jetzt, wo du es sagst, fällt mir auf, dass sie ihm sogar ähnlich sieht.«
Tante Zelda schüttelte den Kopf. »Ob du’s glaubst oder nicht, ich denke, es ist Schwester Meredith.«
»Oh weh! All die toten Babys. Die ist ja noch schlimmer als eine Hexe. Und wann willst du ihn ins Puppenhaus bringen?«
»Sobald Wolfsjunges Fieber gesunken ist und ich ihn einen Tag allein lassen kann. Seine Verbrennungen verheilen nur sehr langsam, denn sie sind stark mit Schwarzer Magie verunreinigt. Ich werde noch eine Menge frischen Marschgiftling brauchen.«
Septimus blickte besorgt. »Aber er wird doch wieder gesund, oder?«
»Aber ja. Ich bringe ihn zu euch, sobald es ihm besser geht.«
»Wie, du willst in die Burg kommen?« Septimus war überrascht.
»Hier hält mich ja nichts mehr«, antwortete Tante Zelda entschieden. »Und bekanntlich statten Hüterinnen der Burg hin und wieder einen Besuch ab. Marcia wird mich sicher gern aufnehmen, nachdem sie wochenlang bei mir gewohnt hat.«
Septimus musste grinsen, als er sich Tante Zelda in Marcias Gemächern vorstellte.
»Es ist besser so«, sagte Tante Zelda, als sie sein Grinsen sah.
Zehn Minuten später hatte sich Septimus von Wolfsjunge verabschiedet und ihm versprochen, dass sie sich bald wiedersehen würden. Wolfsjunge hatte ihn schwach angelächelt und erwidert: »Nicht, wenn ich dich zuerst sehe.« Dann hatte er die Augen geschlossen und war eingeschlafen, und Septimus war auf Zehenspitzen aus der Hütte geschlichen. Feuerspei hatte er sicher in einem drachenfesten Beutel verstaut, den Tante Zelda irgendwo für ihn ausgekramt hatte. Der kleine Drache schlief schon den ganzen Tag, und Septimus wollte auf keinen Fall, dass er ausgerechnet dann aufwachte und ihm den Nerv tötete, wenn er gerade versuchte, das Drachenboot zu fliegen.
Jetzt war Feuerspei in
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