Septimus Heap 02 - Flyte
wenig bedauernd, hob die kleine geflügelte Echse aus ihrem Schoß und reichte sie Septimus. »Ist er nicht süß?«
Septimus besah sich den schlafenden Drachen, der zusammengerollt in seiner Hand lag. Er war erstaunlich schwer für seine Größe und fühlte sich kühl und glatt an, wie das Ei, aus dem er geschlüpft war.
Nicko gähnte laut und streckte sich. »Ich brauche eine Mütze voll Schlaf«, sagte er. Sein Gähnen war ansteckend.
»Zuerst einen Namen«, sagte Tante Zelda, »dann könnt ihr schlafen gehen. Wie soll er heißen?«
Septimus hatte keine Idee. Er sah den Drachen an und gähnte seinerseits. Er war viel zu müde, um sich Namen für Drachen auszudenken. In diesem Moment setzte der Drache sich auf und hustete ein Stück Eihaut aus. Dabei schössen zwei kleine Flammen aus seinen Nüstern und versengten Septimus an der Hand.
»Au!«, stöhnte er. »Er speit Feuer nach mir. Ah, das ist es – Feuerspei. So soll er heißen. Feuerspei.«
»Dann mach gleich weiter«, sagte Tante Zelda.
»Wie weiter?«, fragte Septimus, der an seinen verbrannten Fingern saugte.
»Drachen mögen es, wenn alles seinen geregelten Gang geht«, erklärte ihm Tante Zelda. »Du musst sagen ... lass mich überlegen ... ach ja ... Oh treuer Gefährte und furchtloser Freund, der du mit mir bis zum Ende vereint, dein Name sei Feuerspei ... oder Pudelgesicht oder Derek ... was du dir eben ausgedacht hast.«
Septimus betrachtete den Drachen in seiner Hand und murmelte müde: » Oh treuer Gefährte und furchtloser Freund, der du mit mir bis zum Ende vereint, dein Name sei Feuerspei.« Der Drache sah ihn ungerührt mit seinen grünen Augen an und hustete noch etwas Eihaut aus.
»Pfui Teufel«, sagte Septimus.
Septimus bekam in dieser Nacht nicht viel Schlaf. Feuerspei war unruhig. Jedes Mal, wenn Septimus einschlummerte, zwickte ihn der Drache in die Finger oder kratzte mit seinen scharfen Krallen an seinen Kleidern. Schließlich stopfte er den Drachen entnervt in den Beutel zurück, in dem er das Ei aufbewahrt hatte. Da beruhigte er sich endlich und schlief ein.
Am nächsten Morgen wurden sie viel zu früh geweckt, als Feuerspei bei dem verzweifelten Versuch, ins Freie zu gelangen, wie eine Fliege immer wieder gegen die Fensterscheibe flog.
»Sag ihm, er soll Ruhe geben, Sep«, meckerte Nicko, zog sich das Kissen über den Kopf und versuchte, wieder einzuschlafen. Septimus stand auf und pflückte Feuerspei vom Fenster. Er begann zu ahnen, was Tante Zelda gemeint hatte, als sie sagte, dass man mit Babydrachen nur Ärger habe. Der Drache kratzte mit seinen kleinen scharfen Krallen an seiner Hand, und Septimus stopfte ihn in den Beutel zurück.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und schien durch den Marschnebel. Septimus spürte, dass er zu wach war, um sich wieder schlafen zu legen. Er blickte zu Jenna, Nicko und Wolfsjunge hinüber. Sie waren noch in ihre Decken gewickelt und wieder eingeschlafen. Um sie nicht zu stören, beschloss er, den Drachen nach draußen zu bringen, damit er zum ersten Mal Morgenluft schnuppern konnte.
Lautlos zog er die schwere Tür hinter sich zu und ging den Weg zum Drachenboot hinunter. Es war bereits jemand da.
»Was für ein herrlicher Morgen«, sagte Tante Zelda nachdenklich.
Septimus setzte sich neben sie auf die Holzbrücke, die sich über den Mott spannte. »Ich hab mir gedacht, dass das Drachenboot vielleicht sein Baby kennen lernen sollte. Ich meine, Feuerspei ist doch das Ei des Drachenboots, oder?«
»Das ist anzunehmen«, erwiderte Tante Zelda. »Obwohl man sich bei Drachen nie sicher sein kann. Aber Feuerspei hat dich geprägt, deswegen würde ich die Dinge nicht komplizieren. Hier, das habe ich gefunden. Für dich. Ich wusste doch, dass ich irgendwo noch eins habe.« Sie reichte ihm ein kleines grünes Buch, dessen Einband verdächtig nach Drachenhaut aussah. Sein Titel lautete: Wie man die Aufzucht eines Drachen überlebt: ein praktischer Ratgeber.«
»Natürlich brauchst du eigentlich den Almanach der geflügelten Frühzeitechsen «, fuhr Tante Zelda fort. »Aber ich befürchte, dass nicht einmal in der Pyramidenbibliothek ein Exemplar stehen wird. Leider wurden sie auf leicht entflammbarem Pergament geschrieben, deshalb sind einfach keine mehr zu bekommen. Aber vielleicht hilft dir ja der Leitfaden weiter.«
Septimus nahm das modrig riechende Buch und las müde den Text auf der Rückseite.
»Dieses Buch hat mir das Leben gerettet. Kein Drachenzahn kann den Deckel
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