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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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»Ich meine, du hältst mich jetzt nicht für neugierig oder so.«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich wollte mich immer mal erkundigen, was ein Navigator so tut, bin aber nie dazu gekommen. Sep dachte ... äh ... denkt anscheinend, dass ein Navigator nur dazu da ist, einem Drachen die Krallen zu schneiden und den Zwinger auszumisten.«
    Beetle lachte, aber sein Lachen erstarb sofort, als ihm wieder einfiel, dass Septimus etwas Schreckliches zugestoßen war. »Also ... dann willst du also, dass ich dir den Stellvertreter zeige?«, fragte er.
    »Den was?«
    «Den Stellvertreterzauber. Er ermöglicht dir, Seps Platz einzunehmen, und Feuerspei wird danach alles tun, was du von ihm verlangst – jedenfalls alles, was er für Sep getan hätte.«
    »Also doch nicht alles«, grinste Jenna.
    »Nein. Aber es ist ein Anfang. Anschließend kannst du den Suchzauber durchführen, und schon bist du auf der Suche nach Sep. Ganz einfach – sollte man wenigstens meinen. Hier.« Beetle nahm den blauen Streifen Haut, legte ihn auf den Tisch, faltete ihn vorsichtig auseinander und strich ihn glatt. »Es ist etwas kompliziert, aber es wird schon klappen.«
    Jenna blickte auf eine Unmenge verwirrender Symbole. Sie waren in einer engen Spirale, die sich bis in eine verkohlte Ecke schraubte, auf die Haut geschrieben. Kompliziert war noch milde ausgedrückt. Sie hatte keine Ahnung, wo sie anfangen sollte.
    »Ich kann es dir übersetzen, wenn du willst«, erbot sich Beetle.
    Ihre Miene hellte sich auf. »Kannst du das wirklich?«
    Beetles Ohren begannen wieder, rot zu leuchten. »Ja. Selbstverständlich. Kein Problem.« Er zog eine große Lupe aus der Schublade und hielt sie über die Haut. »Es ist eigentlich ganz einfach. Du brauchst nur einen Gegenstand, der dem Präger gehört.« Er hielt inne und blickte auf Septimus’ Stiefel. »Und den hast du ja bereits. Du stellst die Stiefel vor den Drachen, also Feuerspei, hin, dann legst du ihm die Hand auf die Nase, schaust ihm in die Augen und sagst zu ihm ... warte, ich schreibe es dir auf, damit du es nicht vergisst.« Er fasste in die Tasche und zog ein zerknülltes Stück Pappe hervor, dann angelte er seine Feder aus dem Tintenfass und schrieb hochkonzentriert eine lange Reihe von Wörtern.
    Jenna nahm die Karte. »Danke, Beetle«, sagte sie. »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache«, sagte Beetle. »Jederzeit gerne wieder. Das heißt ... ich meine ... hoffentlich gibt es kein nächstes Mal. Ich meine ... hoffentlich geht es Sep gut ... Also wenn du Hilfe brauchst...«
    »Danke, Beetle«, sagte Jenna, den Tränen nah. Sie rannte zur Tür und riss sie auf. Wolfsjunge lehnte am Schaufenster und sah extrem gelangweilt aus. »Komm, 409«, sagte sie und lief in Richtung des Großen Bogens am Ende der Zaubererallee. Bald waren sie und Wolfsjunge im bläulichen Schatten des Lapislazuli-Torbogens verschwunden.
    Im Manuskriptorium hatte sich Beetle unterdessen wieder hingesetzt und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er glühte, und er wusste, dass das nicht nur daran lag, dass er in Jennas Gegenwart immer einen roten Kopf bekam. Als er sich im Stuhl zurücklehnte, brach ihm am ganzen Körper kalter Schweiß aus, und der Kundenraum begann sich um ihn zu drehen.
    Die Schreiber im Manuskriptorium hörten einen dumpfen Schlag, als Beetle vom Stuhl fiel. Foxy, der Sohn des in Ungnade gefallenen, ehemaligen Obermagieschreibers, stürzte herbei und fand ihn auf dem Boden liegend. Das Erste, was ihm auffiel, war eine punktförmige Wunde an Beetles Wade zwischen Stiefel und Hosenbein, von der sich ein leuchtend roter Hautausschlag ausbreitete.
    »Er ist gebissen worden!«, rief Foxy den entsetzten Schreibern zu. »Jetzt hat es auch Beetle erwischt!«

* 14 *
    14.  Marcellus Pye
     

    M a rcellus Pye konnte Vormittage nicht leiden. Was freilich nicht heißt, dass man da unten, wo er lebte, ohne Weiteres sagen konnte, ob es Morgen war. Der Altweg unter der Burg war bei Tag wie bei Nacht in trübes rotes Licht getaucht. Das Licht spendeten die Kugeln mit dem ewigen Feuer, die Marcellus mittlerweile für seine bedeutendste oder jedenfalls seine nützlichste Erfindung hielt. Der Altweg war von solchen großen Glaskugeln gesäumt. Marcellus hatte sie vor rund zweihundert Jahren aufgestellt, als er den Entschluss fasste, nicht länger über der Erde unter den sterblichen Bewohnern der Burg zu leben, weil es ihm dort oben viel zu laut, zu trubelig und zu hell war und weil er nicht mehr das geringste Interesse daran

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