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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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leuchtende Farbe wanderte über das Tier wie die Sonne, die alle Schatten vertrieb. Aus dem glatten, glänzenden Schwarz wurde ein getigertes Rot, und der muskulöse Körper schrumpfte so schnell, dass Ephaniah einen Moment lang glaubte, Ullr würde völlig verschwinden. Und als die Transformation beendet war, hatte es auch fast den Anschein – TagUllr war ein kleiner, magerer Kater, der so aussah, als könnte er eine kräftige Mahlzeit vertragen. Alles, was noch an sein Nachtkleid erinnerte, war ein schwarzer Fleck an der Schwanzspitze, der nur darauf wartete, dass die Sonne wieder unterging.
    Da der Lagerraum jetzt nur noch von einer kleinen Katze bewacht wurde, konnte sich Ephaniah endlich hineinwagen, um Jenna, Septimus und Beetle zu wecken. Schläfrig rollten die drei ihr Bettzeug zusammen und legten es in die ordentlichen Regale zurück. Und weil Ephaniah darauf bestand, versammelten sie sich anschließend um den großen Arbeitstisch im ersten Keller und aßen Haferbrei, den er auf dem kleinen Herd zubereitet hatte, wo er sonst Leim kochte. Jenna musste Ullr erst gut zureden, ehe er die Schale Milch schlabberte, die Ephaniah ihm hingestellt hatte.
    Es war kein gemütliches Frühstück.
    Jenna konnte es nicht erwarten, nach Port aufzubrechen. »Wenn wir uns beeilen, kriegen wir noch das Frühboot«, sagte sie und kratzte den letzten Rest des erstaunlich leckeren Haferbreis aus der Schüssel.
    »Gut«, stimmte Beetle zu, der erst dazu hatte überredet werden müssen, die Nacht an seiner alten Arbeitsstätte zu verbringen, und den es ebenfalls mächtig fortzog.
    Ephaniah hatte soeben den Korb mit der Arbeit vom Vortag oben auf die Treppe gestellt und kam in diesem Moment zurück. Er fuchtelte aufgeregt mit den Armen, bedeutete ihnen zu warten und breitete neben den Schüsseln ein großes Blatt Papier auf dem Tisch aus. Es war mit seiner Schrift, die ihnen mittlerweile vertraut war, vollgeschrieben. Er fuhr mit seinem dünnen Finger an den Wörtern entlang: Die Reise in die Wälder der Unterlande mit dem Schiff ist lang und gefährlich. Aber es gibt keinen anderen Weg. Ein altes Sprichwort sagt: »Eine Reise in einen Wald, beginnt man am besten in einem Wald.«
    Jenna kannte das Sprichwort, aber sie hatte nie verstanden, was es bedeutete. »Was meinen Sie damit?«, fragte sie.
    Ephaniah schrieb: Im Wald gibt es alte Wege, die in andere Wälder führen. Morwenna kennt sie. Ich kann euch auf den alten Köhlerpfaden sicher in den Wald bringen.
    »Die haben wir früher in der Jungarmee benutzt«, warf Septimus ein. »Die Hexen benutzen sie noch heute. Einige von diesen Pfaden führen in ihre Winterquartiere.«
    Ephaniah nickte und schrieb: Wir suchen Morwenna auf. Ich werde sie bitten, euch die Waldwege zu geigen.
    »Was meinst du dazu, Jenna?«, fragte Septimus.
    Wie Sarah Heap misstraute auch Jenna den Wendronhexen, aber wenn es half, Nicko zu finden – und Septimus schleunigst in Sicherheit zu bringen –, dann war sie einverstanden. »Gut«, sagte sie. »Machen wir es so.«
    »Beetle?«, fragte Septimus.
    »Ja«, antwortete Beetle. »Je schneller wir von hier fortkommen, desto besser.«
    Ephaniah Grebe ging voran durch den Flechtenweg, eine lange, feuchte Gasse, die zum Bootshaus des Manuskriptoriums führte.
    Das Bootshaus war ein baufälliger Schuppen, der versteckt an einem kleinen Seitenkanal des Burggrabens lag. Es beherbergte den Fährkahn des Manuskriptoriums, ein selten benutztes Ruderboot, dem ein neuer Anstrich in Jillie Djinns neuer Farbe bislang erspart geblieben war. Septimus und Beetle erboten sich, das Rudern zu übernehmen, doch Ephaniah bestand darauf, sich selbst in die Riemen zu legen. In früheren Tagen, als er noch keine Ratte war, hatte er das Rudern geliebt, und es war lange her, dass er in einem Boot hinausgefahren war.
    Es war ein kalter, stürmischer Morgen, doch es tat gut, wieder einmal frische Luft zu schnuppern. Ephaniah hatte von seinen Ruderkünsten nichts verlernt und manövrierte das Boot geschickt durch den Seitenkanal. Doch als er auf das kabbelige graue Wasser des Burggrabens hinausruderte, bot sich ihnen ein unerwarteter Anblick – am alten Landungssteg des Zaubererturms lag ein fremdes Segelschiff mit drei Masten. Der Steg war verfallen, da die große Zeit der seefahrenden Außergewöhnlichen Zauberer längst vorüber war, und der Dreimaster war an einem der wenigen verbliebenen, mit Gold und Lapislazuli verkleideten Pfählen vertäut. Er wiegte sich sanft auf den Wellen,

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