Septimus Heap 04 - Queste
kleinen Schüssel voller grüner, sich ringelnder Larven drei weitere gehäufte Löffel auf seinen Brei.
»Du siehst besorgt aus, Silas Heap«, sagte Morwenna.
»Ähem«, erwiderte Silas, überwältigt von dem Raupennachschlag.
»Danke, Marissa, du kannst uns jetzt allein lassen«, sagte Morwenna und schickte die junge Hexe mit einer Handbewegung fort. Lächelnd nahm sie Silas die Schale weg und stellte sie dem zutiefst dankbaren Maxie hin. »Vielleicht doch zu viele Raupen heute Morgen?«, fragte sie.
»Aber ... äh ... höchst bemerkenswert, die Raupen. Ich fühle mich schon viel besser, danke.« Und das stimmte. Silas fühlte sich tatsächlich viel besser. Um nicht zu sagen, blendend. Er hatte wieder einen klaren Kopf und fühlte sich stark und gerüstet für den Tag.
»Seit ich von Nickos Verschwinden gehört habe«, sagte Morwenna, »warte ich auf dich.«
Silas sah sie verwundert an. »Ach, Morwenna, ich weiß, dass Nicko im Wald ist. Ich weiß nur nicht, wo.«
»Und ich weiß, dass er nicht im Wald ist«, erwiderte Morwenna.
»Bist du sicher?«, fragte Silas, der tiefe Achtung vor Morwennas Wissen hatte.
Morwenna beugte sich vor, legte ihm ihre überraschend zierliche Hand auf den Arm und sagte ganz sanft: »Silas, ich muss dir sagen, dass Nicko nicht mehr in dieser Welt weilt.«
Silas wurde kreidebleich. Die Tipis begannen sich um ihn zu drehen, und am liebsten hätte er sich erbrochen. »Du meinst, er ist tot?«
»Nein«, erwiderte Morwenna hastig. »Er ist genauso wenig tot wie die, die noch gar nicht geboren sind.«
Silas vergrub das Gesicht in den Händen. Selbst an seinen besten Tagen fand er das, was Sarah verächtlich Hexenschwatz nannte, ziemlich anstrengend, und heute war ganz bestimmt nicht sein bester Tag. Er musste unbedingt mit seinem Vater sprechen. Sein Vater war ein praktisch denkender Mann gewesen, ein ehrlicher, anständiger Zauberer und Gestaltwandler, der jetzt als Baum irgendwo im Wald lebte. Er wusste bestimmt, was zu tun war.
»Morwenna«, sagte Silas, »es gibt da einen Baum, den ich finden muss.«
»Im Wald gibt es viele Bäume«, bemerkte Morwenna. Im ersten Moment fragte sich Silas, ob sie sich über ihn lustig machte, aber dann sagte sie: »Und manche sind mehr Baum als andere. Manche sind als Bäume auf die Welt gekommen, und manche sind Bäume geworden. Ich glaube, der Baum, den du suchst, ist nicht als Baum auf die Welt gekommen, habe ich recht, Silas Heap?«
»Ja«, antwortete Silas.
»Es ist nicht leicht, einen Baum zu finden, der nicht als Baum auf die Welt gekommen ist. Sie wachsen in den Alten Hainen, und das sind gefährliche Orte. Manche sind glücklich darüber, dass sie ein Baum geworden sind, andere weinen und jammern und wären gern wieder das, was sie früher waren. Sie wollen Reisenden Böses und locken sie ins Verderben. Wen wünschst du zu finden, Silas Heap?«
»Benjamin Heap. Meinen Vater.«
»Ah ja, deinen Vater, den Gestaltwandler. Es stimmt, was man sich so erzählt – deine Familie ist voller Geheimnisse, Silas Heap.«
»So? Tut man das? Ich weiß auch nicht, warum. Mein Vater mochte Bäume einfach, das ist alles. Er war ein ruhiger und sehr bedächtiger Mann. Wahrscheinlich passte das einfach zu ihm. Aber ... na ja, jedenfalls haben ihn die Jungen, Septimus und Nicko, letztes Jahr gefunden. Und ich muss mit ihm sprechen, Morwenna. Er wird wissen, wo ich Nicko finde. Er muss. Er muss.«
Morwenna hatte Silas Heap noch nie so verzweifelt gesehen. In Erinnerung an jenen Tag vor vielen Jahren, als Silas sie vor dem sicheren Tod durch Waldwolverinen gerettet hatte, machte sie ihm ein großzügiges Angebot. »Ich werde dich zu deinem Vater bringen«, sagte sie.
Silas stockte der Atem. »Du weißt, wo er ist?«
»Aber gewiss. Ich kenne jeden Baum im Wald. Wie könnte ich Hexenmutter sein und das nicht wissen?«
Silas war sprachlos. Seit fünfundzwanzig Jahren suchte er seinen Vater, und Morwenna hatte die ganze Zeit gewusst, wo er war.
»Du bist auf einmal so still, Silas. Willst du deinen Vater vielleicht gar nicht sehen?«
»Oh ... doch. Doch, doch.«
Fünf Minuten später folgten Silas und Maxie der Hexenmutter auf dem gewundenen Weg hinunter in den Wald. Unten angekommen, bogen sie in einen schmalen Pfad, der, wie Silas wusste, zum Lager seiner Söhne führte, in dem er die letzten Tage zugebracht hatte – bis er und die Lagerbewohner es nicht mehr miteinander aushielten. Leise gingen sie um das Lager herum. Zu dieser Morgenstunde lag
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