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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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würde er selbst überbringen müssen. »Wohin?«, fragte er und betete, dass es nicht die Marram-Marschen waren.
    Ephaniah Grebe zog einen Zettel hervor und las, mühsam Beetles Handschrift entziffernd, laut vor: »Die blaue Bogentür, Oberer Turm, Echoende, Anwanden.«
    Stanley atmete erleichtert auf. »Und wie lautet die Nachricht?«
    »›Liebe Mum‹«, las Ephaniah etwas befangen weiter. »Ich muss in einer dringenden Angelegenheit verreisen, bin aber bald wieder zurück. In dem alten Krug am Fensterplatz ist etwas Geld versteckt. Bitte, mach Dir keine Sorgen. In Liebe Beetle xxx.«
    Stanley schrieb die Zeilen mit fröhlicher, schwungvoller Gebärde in das Nachrichtenbuch. Die konnte er sich merken. Kurz und freundlich, so liebte er sie.
    »Es ist dringend«, sagte Ephaniah. »Bitte so bald wie möglich.«
    Stanley seufzte. All die Ungelegenheiten in seiner Zeit als Botenratte fielen ihm wieder ein. Nach seiner Erfahrung war es immer dringend. Nie dachte jemand voraus. Nie sagte jemand: »Ich würde gern in drei Tagen eine Nachricht verschicken. Schieben Sie mich einfach irgendwo dazwischen, wie es für ihre Terminplanung am günstigsten ist.« Aber Kunde war Kunde, und wenigstens kam jetzt etwas Geld herein. Er blätterte unter viel Aufhebens in der Preisliste, obwohl er genau wusste, dass die Anwanden in der Gebührenzone Eins lagen.
    »Wollen mal sehen ... das macht einen Penny für eine ausgehende Nachricht. Zwei Pennys, wenn die Ratte auf Antwort warten muss. Drei Pennys für die Zustellung der Antwort am nächsten Tag. Bezahlung nur in bar und im Voraus.«
    »Ich gebe die Nachricht im Auftrag Prinzessin Jennas auf«, sagte Ephaniah Grebe. »Und soviel ich weiß, kommt sie in den Genuss eines speziellen Einführungsangebots – ein Jahr lang alle Nachrichten umsonst.«
    »Das gilt nur für Nachrichten, die direkt aus dem Palast kommen und persönlich aufgegeben werden«, erwiderte Stanley energisch. »Für alle anderen sind die üblichen Gebühren zu entrichten. Also, was darf es sein: Nachricht einfach oder mit Rückantwort?«
    Ephaniah Grebe verließ den Osttor-Wachturm um drei Pennys ärmer – er hatte noch zwei weitere Nachrichten aufgegeben, eine an Sarah Heap und eine an Marcia Overstrand –, doch unter seinen Rattenschnurrhaaren zeigte sich ein zufriedenes Lächeln. Mit unverhülltem Gesicht, sodass seine Rattennase ungehindert die Nachtluft schnuppern konnte, ging er langsam zurück zum Manuskriptorium, wobei er den breiten Weg nahm, der oben auf den Burgmauern entlangführte. Er genoss es, dass er seinen empfindlichen Schwanz, wie es eigentlich sein sollte, hinter sich herziehen und über die kalten Steine schleifen lassen konnte, was ihm half, beim Aufrechtgehen das Gleichgewicht zu halten. Manchmal tat es gut, seiner Rattennatur nachzugeben.
    Während Ephaniah auf der Mauer entlangspazierte, wie er es von Zeit zu Zeit tat, wenn ihm im Keller des Manuskriptoriums die Decke auf den Kopf fiel, blickte er auf die Dächer der kleinen Häuser hinab, die sich eng an die alten Steine schmiegten. Die Kerzen in den Dachfenstern strahlten in die Nacht heraus, und in den Kammern mit ihren schrägen Decken sah Ephaniah Menschen – richtige Menschen ohne eine Spur von Ratte an sich – ihren Beschäftigungen nachgehen. Ob sie am Kamin nähten, die Reste eines kargen Abendessens wegräumten, ein Baby fütterten oder einfach nur in einem bequemen Sessel schlummerten, keiner von ihnen bemerkte, dass draußen vor ihren Fenstern ein schüchternes Wesen, halb Mensch, halb Ratte, vorüberging und in ein Leben blickte, das es selbst hätte führen sollen.
    Ephaniah schüttelte die traurigen Gedanken ab, so wie eine Ratte einen gut gezielten Eimer Putzwasser abschüttelte, und ging rasch weiter. Als das blecherne Mitternachtsgeläut von der Uhr am Tuchhändlerhof heraufwehte, gelangte er an die Treppe, die nach unten ins Manuskriptorium führte. Er blieb auf der obersten Stufe stehen und ließ, ehe er wieder in seinen hell erleuchteten Keller hinabstieg, ein letztes Mal den Blick über die Burg unter ihm schweifen. Es war atemberaubend schön. Der Mond, der hoch am Himmel stand, ergoss sein kaltes weißes Licht über die Dächer und warf lange Schatten in die Gassen tief unten. Unzählige kleine Kerzenlichter flackerten auf der weiten Fläche der Burg, viel mehr, als Ephaniah jemals gesehen hatte. Verwirrt stand er einen Augenblick lang da und fragte sich, warum er so viele Kerzen sehen konnte – und dann begriff

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