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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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es noch verschlafen da mit seinen Hütten, die wie große Laubhaufen aussahen und von den jungen Heaps Biegen genannt wurden, weil sie aus gebogenen Weidenstöcken und Laub gebaut waren. Nur das schwelende Lagerfeuer deutete darauf hin, dass hier jemand wohnte, und ein Schnarchen, das aus Sams Biege drang. Am liebsten wäre Silas hingegangen, hätte alle aufgeweckt und zu ihnen gesagt, dass sie aufstehen und etwas tun sollten – womit er schon während seines Aufenthalts Unfrieden gestiftet hatte. Doch er widerstand der Versuchung.
    Morwenna führte sie immer tiefer in den Wald hinein, über dunkle Lichtungen, durch tiefe Schluchten und zu versteckten Orten, an denen Silas nie zuvor gewesen war. Sie kamen schnell voran, und die Hexe schlängelte sich flink zwischen den Bäumen hindurch. Ihre waldgrünen Kleider nahmen die Farben und Formen der Umgebung an, und Silas musste höllisch aufpassen, dass er sie nicht verlor. Maxie trabte hinterher. Seine steifen alten Gelenke schmerzten von dem langen Marsch, aber er ließ Silas keine Sekunde aus den Augen.
    Plötzlich verschwand Morwenna in einem Dickicht aus riesigen Farnen. Silas wollte ihr folgen, doch die dicken Stängel ließen ihn nicht durch. Er drückte und schob, beschimpfte sie sogar leise, doch sie gaben nicht nach. Das einzige Ergebnis seiner Bemühungen war, dass schließlich eine eindrucksvolle Ansammlung riesiger Kletten und zwei eklige Kröten an seinem Mantel hingen. Er verkniff es sich, Morwennas Namen zu rufen, denn er wusste, dass der Klang einer menschlichen Stimme im Wald selbst am hellen Tag eine Art von Aufmerksamkeit erregte, die einem Menschen nicht unbedingt lieb war. Und so wartete er in der Hoffnung, dass Morwenna ihn bald vermissen würde. Maxie sank dankbar zu Boden und leckte sich die müden Pfoten, aber Silas war nicht so geduldig. Er stand sich die Beine in den Bauch, kratzte sich am Kopf, als es ihn juckte, und entfernte drei Baumkäfer, pflückte die klebrigen Kröten von seinem Mantel und setzte sie auf ein nahes Bäumchen und zupfte schließlich nacheinander fünfundzwanzig Riesenkletten von seinem Mantel und warf sie in die Farne. Aber noch immer keine Spur von der Hexenmutter. Er beschloss, ein Flüstern zu wagen: »Morwenna ... Morwenna ...«
    Nach einer Weile tauchte sie zwischen den Farnen auf. »Da bist du ja«, sagte sie. »Los, weiter. Keine Müdigkeit vorschützen.« Sie stürzte sich wieder in die Farne, doch diesmal blieb Silas so dicht hinter ihr, dass er ihr fast in die Hacken trat. Die dicken Stängel machten der Hexe Platz, nicht aber ihren Begleitern. Sobald Morwenna vorüber war, schlossen die hohen Farne wieder die Reihen und zwangen Silas und Maxie, flugs durch die enger werdende Lücke zu schlüpfen. Ein Glück, dachte Silas, dass Morwenna um einiges breiter war als er.
    Unter den Farnen verblasste das Tageslicht zu einem grünen Halbdunkel, und schließlich traten sie in eine große grüne Kathedrale aus Bäumen – den größten Bäumen, die Silas in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Ihre Äste reckten sich anmutig hinauf in das Blätterdach des Waldes, das sich Dutzende von Metern über ihnen spannte. Ein unerwartetes Gefühl der Ehrfurcht überkam ihn. Maxie winselte.
    »Dein Vater ist hier«, sagte Morwenna leise.
    »Oh ...«
    »Ich lasse dich jetzt allein, Silas Heap«, sagte Morwenna halb flüsternd. »Ich habe etwas in unserem Winterlager zu erledigen. Ich hole dich auf dem Rückweg wieder ab.«
    Silas antwortete nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, einen so friedlichen Ort jemals wieder zu verlassen.
    »Silas?«, fragte Morwenna.
    Silas kam wieder zu sich, schüttelte sich und antwortete: »Vielen Dank, Morwenna. Aber ... ich glaube, ich möchte noch eine Weile hierbleiben.«
    Morwenna sah seinen entrückten Blick, und da wusste sie, dass kein vernünftiges Wort mehr aus ihm herauszubekommen war. »Gut, dann pass auf dich auf«, sagte sie. »Und vergiss nicht, in den Stunden der Dunkelheit den Waldboden zu verlassen. Die Alten Haine sind nachts ein gefährlicher Ort.«
    Silas nickte.
    »Möge die Göttin mit dir sein.«
    »Morwenna?«
    »Ja, Silas Heap?«
    »Wo genau ist mein Vater?«
    Morwenna deutete auf das Gewirr knorriger und bemooster Wurzeln unter seinen Stiefeln.
    »Du stehst auf seinen Zehen«, sagte sie mit einem Lächeln. Und dann war sie fort.

* 30 *
    30.  Ein Versprechen
     

    N a chdem Morwenna zugesehen hatte, wie Silas und ein sehr verstörter Wolfshund langsam in Benjamin Heaps

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