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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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gewesen, an der Königin einfach so vorbeizurauschen. Aber für eine Entschuldigung war später noch Zeit genug. Jetzt musste sie schleunigst zu Septimus.
    Am Fuß der Treppe angekommen, stieß sie die Turmtür zum Palastgarten auf und stapfte zielstrebig über den breiten Rasen, der sich bis hinüber zum Fluss erstreckte. Weit entfernt zu ihrer Rechten konnte sie ein zerschlissenes gestreiftes Zelt sehen, das bedenklich nahe am Ufer stand. Tante Zelda wusste, dass in dem Zelt ihre beiden Lieblingsgeister, Alther Mella und Alice Nettles, wohnten, doch sie schlug die entgegengesetzte Richtung ein – nach links zu der langen Reihe hoher Tannen, die den Rasen begrenzten. Während sie auf die Bäume zueilte, hörte sie das laute Rauschen von Drachenflügeln, ein Geräusch wie das Geknatter Hunderter gestreifter Zelte voller Geister, die von einem gewaltigen Sturm fortgeblasen wurden. Über den Bäumen sah sie die Spitze von Feuerspeis Flügel, als der Drache sie streckte und für den bevorstehenden langen Flug seine kalten Muskeln dehnte. Und obwohl sie nicht sehen konnte, wer ihn flog, wusste sie, dass nicht Marcia auf dem Drachen saß, sondern Septimus.
    »Warte!«, schrie sie und lief schneller. »Warte!« Doch ihre Stimme wurde übertönt, als hinter den Bäumen Feuerspei seine Flügel nach unten drückte und der kräftige Luftzug die Tannen zum Schwanken brachte. Keuchend und schnaufend blieb Tante Zelda stehen, um Atem zu schöpfen. Es war zwecklos, dachte sie, sie schaffte es nicht. Jeden Augenblick würde der Drache abheben und mit Septimus davonfliegen.
    »Fehlt Ihnen etwas, Miss?«, erkundigte sich ängstlich eine dünne Stimme von irgendwo hinter ihr.
    »Wie?«, stieß Tante Zelda hervor, drehte sich nach dem Besitzer der Stimme um und erblickte direkt hinter sich einen kleinen Jungen, den eine Schubkarre fast vollständig verdeckte.
    »Kann ich irgendwie behilflich sein?«, fragte der Junge voller Hoffnung. Barney Pot war nämlich unlängst den neu gegründeten Burgwölflingen beigetreten und musste heute noch seine gute Tat vollbringen. Zuerst hatte er Tante Zelda irrtümlich für ein Zelt gehalten wie das gestreifte unten am Landungssteg, und jetzt fragte er sich, ob sie vielleicht in einem Zelt feststeckte und den Kopf oben herausgestreckt hatte, um nach Hilfe zu rufen.
    »Ja ... das kannst du«, antwortete Tante Zelda schnaufend, fasste tief in ihre Geheimtasche und zog die kleine goldene Flasche hervor. »Bring die ... dem Außergewöhnlichen Lehrling ... Septimus Heap. Er ist ... da drüben.« Sie fuchtelte mit den Händen in Richtung der schwankenden Tannen. »Bei... bei dem Drachen.«
    Der Junge machte noch größere Augen. »Dem Außergewöhnlichen Lehrling? Bei dem Drachen?«
    »Ja. Gib ihm dies hier.«
    »Was ... ich?«
    »Ja, mein Junge. Bitte.«
    Tante Zelda drückte dem Jungen die kleine goldene Flasche in die Hand. Er starrte sie an. Etwas so Schönes hatte er noch nie gesehen. Die Flasche fühlte sich seltsam schwer an – viel schwerer, als man erwarten würde –, und ganz oben stand etwas in einer seltsamen Schrift. Barney lernte gerade schreiben, aber nicht so komische Sachen.
    »Sag dem Lehrling, dass es sich um einen Sicherheits-Charm handelt«, erklärte Tante Zelda. »Sag ihm, dass Tante Zelda ihn schickt.«
    Barney sah aus, als wollten ihm die Augen aus dem Kopf springen. Solche Dinge geschahen in seinem Lieblingsbuch Einhundert Geschichten für gelangweilte Jungen, aber ihm selber passierten sie nie.
    »Mann ...«, stieß er hervor.
    »Ach so, warte noch ...« Tante Zelda fischte noch etwas anderes aus ihrer Tasche und reichte es Barney. »Das gibst du ihm auch.«
    Barney nahm das Kohlsandwich argwöhnisch entgegen. Es fühlte sich kalt und matschig an, und im ersten Moment dachte er, es sei vielleicht eine tote Maus, nur dass tote Mäuse in der Mitte keine glitschigen grünen Stückchen hatten. »Was ist das?«, fragte er.
    »Ein Kohlsandwich. Nun aber los, mein Junge«, drängte Tante Zelda. »Der Sicherheits-Charm ist sehr wichtig. Spute dich!«
    Das ließ sich Barney nicht zweimal sagen – er wusste aus »Die schreckliche Geschichte vom faulen Larry«, dass man einen Sicherheits-Charm immer so schnell wie möglich abliefern musste. Tat man es nicht, konnten einem alle möglichen schlimmen Dinge zustoßen. Er nickte, stopfte das Kohlsandwich in seine schmutzige Kitteltasche und rannte, die goldene Flasche fest umklammernd, so schnell er konnte, in Richtung Drache davon.
    Barney

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