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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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verstummte, erneut kehrte Stille ein, und ein Gefühl banger Erwartung erfüllte den Raum. Plötzlich bebte der Fußboden, und Wolfsjunge spürte, dass sich darunter etwas bewegte. Es war kein angenehmes Gefühl, denn er wusste, wie morsch die Dielen und Balken im Hexenhaus waren. Dorindas Lippen entschlüpfte ein leises Wimmern.
    Lindas Augen leuchteten vor Erregung. Sie nahm den Spaten, stach damit in die Fuge zwischen Dielen und Falltür und schleuderte eine mumifizierte Schlange heraus, die sich dort eingerollt hatte. Die Schlange flog durch die Luft und gesellte sich zu dem Hühnerkopf auf Dorindas Handtuchturban. Dorinda erstarrte und wagte nicht, sich zu bewegen. Nun, da die Schlange aus dem Weg war, kam Linda mit dem Spaten unter den Rand der Falltürklappe. Sie gab ihr einen kräftigen Stoß, und die Klappe begann, sich zu heben.
    Wolfsjunge merkte, dass er die Luft angehalten hatte. Er atmete aus, und als er wieder einatmete, stieg ihm der Geruch von altem Fisch und schmutzigem Wasser in die Nase. Während die Klappe sich langsam hob, drang ein Gurgeln und Plätschern an sein Ohr, und er begriff, dass da unten Wasser war – tiefes Wasser, den Geräuschen nach zu urteilen.
    Das bedächtige Sich-Öffnen der Falltür schlug alle Anwesenden in seinen Bann, auch die Katzen, die vorübergehend sogar das Fauchen einstellten. Die Klappe durchlief einen Bogen von 180 Grad, kam lautlos auf dem Fußboden zu liegen und gab den Blick auf ein großes quadratisches Loch frei, auf dem ein Eisengitter lag. Linda kniete nieder, hob das Gitter hoch und schleuderte es zur Seite. Sie spähte in die Tiefe. Drei Meter unter ihr schwappte Wasser, dessen ölige Oberfläche in dem trüben Licht gerade noch zu erkennen war. Alles wirkte erstaunlich ruhig. Ärgerlich beugte sich Linda vor – wo steckte der Grim?
    Wie zur Antwort teilte sich plötzlich die Wasseroberfläche, und mit einem lauten Zischen schnellte ein langer schwarzer Fangarm in die Luft und landete klatschend auf dem Küchenfußboden. Dorinda kreischte. Wolfsjunge taumelte zurück – der Tentakel roch stark nach schwarzer Magie. Lachend schmetterte Linda ihren Spaten auf den Fangarm. Wolfsjunge zuckte zusammen – schwarze Magie hin oder her, dass musste wehgetan haben. Der Tentakel glitt durch die Falltür zurück und fiel klatschend ins Wasser. Das Wasser schlug Wellen, kräuselte sich ein paar Sekunden lang, Luftblasen stiegen auf, und ein paar rote Blutkringel trieben träge an der öligen Oberfläche.
    Linda blickte zu Lucy und grinste triumphierend. »Das war der Grim, Karnickelgesicht. Bald taucht er wieder auf. Und wenn er wieder auftaucht, darfst du ihm Guten Tag sagen. Und wenn du nett bist, ist er vielleicht so gütig und ertränkt dich, bevor er dich in Stücke reißt. Oder auch nicht. Ha-ha.«
    Lucy warf Linda einen wütenden Blick zu. Das kam bei der Hexe nicht gut an. Linda hatte es gern, wenn ihre Opfer vor Angst zitterten, schrien und um Gnade bettelten. Am liebsten alles auf einmal, allerdings würde auch eines davon genügen. Nur leider tat ihr Lucy den Gefallen nicht, und das machte sie fuchsteufelswild. Wütend packte sie Lucy am Arm und grub ihr die Fingernägel ins Fleisch. Lucy zuckte nicht mit der Wimper.
    Wolfsjunge war wieder zum Wolf geworden und überlegte rasch. Wenn Lucy weiter so bockte, wurde sie noch in die Falltür gestoßen. Er musste etwas unternehmen. Und er wusste auch, was. Das Dumme war nur, dass das, was er vorhatte, bei Lucy nicht besonders gut ankommen würde – da war er sich ziemlich sicher. Aber er hatte keine andere Wahl. Er holte tief Luft und sagte noch einmal: »Ich bin gekommen, den Grim zu füttern. Was wollt ihr mir geben?«
    Linda blickte erbost – was führte der Junge im Schilde? Aber sie kannte die Regeln des Zirkels und wollte sie nicht verletzen, zumal sie den Zirkel bereits als den ihren betrachtete. »Darf ich antworten, Hexenmutter?«, fragte sie.
    Die Hexenmutter fand die ganze Sache mit dem Grim ziemlich ermüdend. Ihr Gedächtnis funktionierte nicht mehr so gut. Sie wurde älter und mochte solche Unterbrechungen des Alltags nicht. Und am wenigstens mochte sie Tentakel.
    »Nur zu«, antwortete sie in einem Ton, der ihre Erleichterung nicht verbergen konnte.
    Linda zeigte Wolfsjunge die Zähne wie ein Hund, der weiß, dass er einen Kampf gewonnen hat, sich aber trotzdem nicht zurückziehen will. »Wir geben dir das«, antwortete sie und gab Lucy einen kräftigen Stoß mit dem Spaten. »Was sagst du

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