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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Unterwassersuspendierung – in der er sich bei den alten Knochen DomDaniels jeden Tag hatte üben müssen, indem er den Kopf in einen Eimer Wasser steckte – hatte sich selbsttätig in Gang gesetzt. Simon schmunzelte, als er langsam zu sich kam und begriff, was er tat. Manchmal, so dachte er, war schwarze Magie doch ganz praktisch. Ihm gefiel das fast vergessene Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, nur ... Simon runzelte die Stirn, und ein paar Luftblasen quollen aus seinen Augenbrauen hervor und schwebten träge zur Wasseroberfläche weit über ihm. Nur war das nicht der Grund, warum er hier unten war. Er hatte etwas zu erledigen – etwas Wichtiges. Lucy!
    Bei dem Gedanken an Lucy verlor er jede Kontrolle. Ein jäher Schmerz schoss in seine Lungen, begleitet von einem übermächtigen Drang zu atmen. Panik erfasste ihn. Er wollte sich vom Grund des Hafenbeckens abstoßen, kam aber nicht von der Stelle. Sein Umhang ... er hing fest... Aber wo nur – wo?
    Verzweifelt zog er mit klammen Fingern den ausgefransten Saum seines Umhangs von der Flunke eines alten Ankers, und während seine Lunge brüllte, dass sie jetzt atmen wolle, jetzt, jetzt, jetzt, stieß er sich vom steinigen Grund ab. Der Auftrieb des Wassers trug ihn rasch nach oben, und wenige Sekunden später ploppte er wie ein Korken an die ölige Oberfläche des Hafenbeckens – zum Erstaunen der Menge, die am Ufer zusammengeströmt war.
    Nicht dass die Menge zusammengeströmt wäre, um Simon zu sehen. Doch als sein mit Seegras bedeckter Kopf plötzlich hustend und prustend auftauchte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit kurz entschlossen von Linda und ihrem Blitzbrett ab und Simon zu. Und während sie zusah, wie Simon zur Treppe schwamm und mit triefenden Kleidern, von deren nassem und daher dunklerem Stoff sich die Schwarzkunstsymbole nun deutlicher abhoben, die Stufen herauskletterte, wobei seine grünen Augen in einer Weise leuchteten, die einige weibliche Zuschauer ziemlich interessant fanden, nutzte Linda die günstige Gelegenheit. Leise klemmte sie das Blitzbrett unter den Arm und stahl sich davon.
    Linda war nämlich kein herzlicher Empfang zuteilgeworden, als sie unter lautem Kreischen an der Kaimauer zum Stehen gekommen war. Schnell hatte sich eine Menge versammelt und sich in ihrer überwältigenden Mehrheit dafür ausgesprochen, die Hexe ins Hafenbecken zu stoßen. Der Porter Zirkel war in der Stadt nicht beliebt, und als Linda sich in die Krumme Fischbauchgasse verdrückte, war ihr klar, dass sie nur mit knapper Not davongekommen war. Salzwasser und schwarze Hexenkunst vertrugen sich nicht. Eine Hexe, die so tief in die schwarze Magie eingedrungen war wie sie, drohte sich innerhalb von Sekunden in eine Lache aus Dunkelschleim aufzulösen, wenn sie mit Meerwasser in Berührung kam, was einer der Gründe dafür ist, warum man eine schwarze Hexe nie weinen sehen wird. Lucy Gringe hatte sich diesen Umstand zunutze gemacht und darauf gesetzt, dass Linda es nicht wagen würde, mit dem Blitzbrett übers Wasser zu reiten – und sie hatte recht behalten.
    Doch Lucy hatte nur daran gedacht, wie sie der gefürchteten Linda entkommen konnten, und nicht weiter. Und erst als die Plünderer aus dem Hafen segelte, dämmerte ihr, dass sie, wie ihre Mutter zu sagen pflegte, vom Regen in die Traufe geraten war. Sie und Wolfsjunge waren auf eines der verrufensten Boote von Port gesprungen, das ein höchst widerwärtiger und zutiefst abergläubischer Skipper befehligte. Wenn dieser Skipper etwas nicht ausstehen konnte, dann waren es Frauen an Bord, und am allerwenigsten Frauen mit Zöpfen. Theophilus Fortitude Fry, Kapitän der Plünderer, konnte Frauen – oder Mädchen – mit Zöpfen nicht leiden. Theophilus Fortitude Fry war mit acht älteren Schwestern aufgewachsen. Und alle acht hatten Zöpfe getragen. Und die größte und herrischste hatte ihre mit allerlei Bändern durchflochten, genau wie Lucy.
    Aus diesem Grund musterte Kapitän Fry seine unerwarteten Passagiere mit einem Ausdruck der Bestürzung, und sein Befehl »Werft sie über Bord! Sofort! « war vor diesem Hintergrund vielleicht nachzuvollziehen – wenn auch nicht für Lucy und Wolfsjunge. Ihnen, insbesondere Lucy, erschien er sehr unangemessen.
    Die Plünderer hatte nur zwei Besatzungsmitglieder an Bord. Das erste war Jakey Fry, der Sohn des Kapitäns, ein Junge mit kurz geschnittenen roten Haaren, Sommersprossengesicht, meergrünen Augen und stets besorgter Miene. Jakey glaubte, er sei vierzehn

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