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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Pferd stand, das ihr Simon mit verschrumpelten Äpfeln fütterte, die er in einer Schüssel auf dem Fußboden gefunden hatte.
    Sarah war verwundert darüber, wie sich ihr altes Zuhause gewandelt hatte. Und während sie dastand und all die Veränderungen bestaunte, die Silas im vergangenen Jahr heimlich vorgenommen hatte, stiegen schöne Erinnerungen in ihr auf und verdrängten nach und nach die tiefe Schwermut, in die sie der schwarze Nebel gestoßen hatte. Jetzt verstand sie, warum sich Silas immer davongeschlichen hatte.
    Jenna und Simon waren seit ihrer überstürzten Flucht an Jennas zehntem Geburtstag nie in ihr altes Zuhause zurückgekehrt und erkannten die Wohnung kaum wieder. Verschwunden waren die Berge von Büchern, Gerümpel und Bettwäsche und überhaupt der ganze »Haushaltskrempel«, wie ihn Silas immer genannt hatte. Sie hatten ordentlichen, wenn auch selbst gezimmerten Regalen Platz gemacht, in denen all die Zauberbücher standen, die Silas einst gerettet hatte, indem er sie in der kleinen Dachkammer versteckte. Die Feuerstelle des Hauptkamins war gefegt und mit großen Holzscheiten bestückt. Die Töpfe, die am Kamin hingen, waren blitzblank und der Größe nach geordnet. Der abgenutzte Holzfußboden war mit Teppichen (von denen Jenna einige aus dem Palast wiedererkannte) bedeckt, und als Ersatz für die Stühle, die Silas noch zu zimmern gedachte, lagen Kissen verstreut herum.
    Für Septimus war es ein seltsames Gefühl, an den Ort zurückzukehren, an dem er zur Welt gekommen war und dennoch nur die ersten Stunden seines Lebens verbracht hatte. Betreten blieb er an der Türschwelle stehen. Er sah, wie Simon den Arm um Lucy legte und aus dem Fenster auf den Fluss deutete, um ihr etwas zu zeigen. Da begriff er, warum er sich so unbehaglich fühlte. Dies war Simons altes Zuhause, er hatte hierhergehört. Er, Septimus, war hier fremd.
    Sarah Heap bemerkte, dass ihr jüngster Sohn an der Tür zögerte, als wartete er darauf, hereingebeten zu werden. Sein Anblick vertrieb den letzten Rest ihrer Niedergeschlagenheit. Sie ging zu ihm und legte ihm den Arm um die Schulter. »Willkommen zu Hause, mein Schatz«, sagte sie, zog Septimus ins Zimmer und schloss die Tür.
    Seltsame Gefühle überkamen Septimus – er wusste nicht, ob ihm zum Lachen oder zum Weinen zumute war. Doch plötzlich fühlte er sich wie von einer Last befreit, die er, ohne sich dessen bewusst zu sein, mit sich herumgetragen hatte. Es war richtig – er war zu Hause.
    Die Längste Nacht schritt voran. Außerhalb der Anwanden breitete sich das Dunkelfeld in der Burg unaufhaltsam aus und wurde dabei immer stärker, da es allen, die in ihm gefangen waren, Energie entzog. Bislang verschont geblieben waren nur der Zaubererturm, der durch seinen blendenden Schutzschild geschützt war, die versiegelte Hermetische Kammer, in der Beetle saß wie ein Schmetterling in einem Kokon, eine kleine Sicherheitskammer tief im Innern der Gruselgrotte – und die Anwanden.
    Die Anwanden waren schon seit sehr langer Zeit bewohnt. Sie stammten aus jenen Tagen, als viele Burgbewohner Zauberei noch als Hobby betrieben. Aus diesem Grund hafteten an den Eingängen noch viele Überreste von Abwehrschirmen, Türschützern, Segenssprüchen, Glücksbringern und allen möglichen wohlmeinenden Zaubern. Ihre Magie war schwach, doch im Laufe der Jahre waren ihre Wirkkräfte in die alten Steine eingedrungen, und das genügte, um das Dunkelfeld an allen Durchgängen, Toren, Türen und Fenstern, die in die Anwanden führten, aufzuhalten. Allerdings reichte das nicht aus, um den gezielten Angriff abzuwehren, der nun begann.
    An dem efeuumrankten Torbogen in der Nähe von Ma Custards Süßwarenladen – wie auch an jedem anderen Zugang zu den Anwanden – löste sich der ausgefranste Schatten eines Gespenstes aus dem Dunkelfeld. Das Gespenst trat unter den Bogen und erzwang sich den Weg durch die Überbleibsel der alten Zauber. Ihm folgten die ersten Schwaden des Dunkelfelds und erstickten, als sie in den Korridor wirbelten, ein Binsenlicht nach dem anderen mit einem leisen Zischen. Das Gespenst, zufällig dasselbe, das von Feuerspei in den Fluss geschleudert worden war, hoppelte triefend über die Steinplatten, löschte die Kerzen und zog die wabernde Dunkelheit hinter sich her. Kam der schwarze Nebel an einem Zimmer oder einer Wohnung vorbei, kroch er unter den Tür durch und schlüpfte durch das Schlüsselloch, und die angsterfüllten Stimmen hinter der Tür verstummten.

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