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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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An den Tischen saßen Menschen und plauderten mit Freunden, und auf den Fluren spielten Kinder, die länger aufbleiben und herumtoben durften. Es waren stets lärmerfüllte Stunden voller Ausgelassenheit und guter Laune, zu der auch die Teller mit süßen Keksen und allerlei Naschwerk beitrugen, die nach altem Brauch neben die zahlreichen Kerzen gestellt wurden, die auf jedem freien Sims in den Durchgängen brannten.
    Doch als Jenna jetzt die anderen durch die leeren Korridore führte, drangen nur leise, sorgenvolle Gespräche und da und dort das Quengeln eines enttäuschten Kindes durch die geschlossenen Türen. Es war, als warteten alle auf das Losbrechen eines gewaltigen Sturms.
    Doch trotz der beklemmenden Atmosphäre warfen die Kerzen ihr warmes Licht auf die frisch gefegten Gänge, und die Teller mit den Leckereien standen unberührt in den Nischen, allerdings nicht mehr lange. Jenna, die seit ihrem »Köstlichen Turm« mit Beetle nichts mehr gegessen hatte, entdeckte mit Zuckerguss überzogene rosa Hasenkekse, eine Lieblingsspeise von ihr, und schnappte sich eine Handvoll. Septimus freute sich besonders über eine Schüssel mit Bananenbären, und selbst Marcellus genehmigte sich ein Sahnebonbon.
    Und so gingen sie weiter durch die menschenleeren Korridore, nur begleitet von Donners Hufgeklapper. Das Klipp-Klapp lockte ein oder zwei besorgte Gesichter an die kleinen Fenster, die auf die Gänge hinausgingen, und manchmal wurde eine Tür einen Spaltbreit geöffnet, und angsterfüllte Augen spähten heraus. Aber die Türen wurden sogleich wieder zugeschlagen und die Kerzen im Fenster gelöscht – anscheinend fasste niemand neuen Mut beim Anblick des Außergewöhnlichen Lehrlings in Begleitung einer Hexe, eines alten Alchimisten und dieses in Ungnade gefallenen jungen Heap – wie hieß er noch gleich?
    Mit Rücksicht auf Donner wählte Jenna den Weg über die sogenannten Wagenrampen – schräge Aufgänge ohne Treppenstufen. Wagenrampen waren länger, wenn auch nicht unbedingt breiter, als die normalen Gänge, die immer wieder von steilen Treppen unterbrochen wurden. Wie der Name schon sagt, waren sie speziell für Wagen angelegt, die zum Alltag der Anwanden gehörten und besonders für die Bewohner der oberen Stockwerke unverzichtbare Hilfsmittel waren. Es gab Wagen mit zwei, vier oder sechs Rädern. Für die Bewohner der unteren Stockwerke waren sie eine Plage, besonders spät in der Nacht, wenn halbwüchsige Rabauken ihre Gefährte die steilsten Rampen hinaufschleppten und dann durch die Stockwerke nach unten donnerten. Zweirädrige Wagen waren bei diesem Zeitvertreib am beliebtesten, denn sie ließen sich leichter steuern und hatten den Vorteil, dass man die Haltebügel als Bremse benutzen konnte, wenn man sich im richtigen Augenblick zurücklehnte. Doch heute Nacht bestand keine Gefahr, von einem »Aus der Bahn« brüllenden Rabauken über den Haufen gefahren zu werden. Alle Rabauken saßen verängstigt hinter verschlossenen Türen, hatten Langweile und mussten nett zu ihren Tanten sein, die bei ihnen zu Besuch waren – während die Tanten selbst zuriefst bereuten, in die Burg gekommen zu sein, um hier die Längste Nacht zu feiern.
    Die Gruppe stapfte die letzte und mit Abstand steilste Rampe hinauf, auf deren blanken Steinen Donners Hufe abrutschten, und trat schließlich erleichtert auf einen breiten Gang, der bei den Einheimischen unter dem Namen Dicke Bertha bekannt war. Die Dicke Bertha schlängelte sich wie ein träger Fluss durch das Obergeschoss, und viele Seitengänge zweigten von ihr ab. In kaum einem anderen Teil der Anwanden war es so schwierig, sich zurechtzufinden. Manche Korridore waren Sackgassen, sahen aber nicht wie solche aus, während andere wie Sackgassen aussahen, aber keine waren. Die meisten hatten so viele Biegungen und Kurven, dass selbst Ortskundige sich bisweilen verirrten.
    Doch Jenna hatte bei ihren Orientierungsläufen durch die Anwanden stets Bestnoten erhalten, und jetzt zeigte sie, warum. Den Schlüssel zu der großen roten Tür wie einen Kompass vor sich her tragend, führte sie die anderen schnurstracks über die Dicke Bertha in einen Korridor, der wie eine Sackgasse aussah, aber keine war. Die Mauer am Ende war nur eine Trennwand, hinter der sich die Eingänge zu zwei Durchgängen verbargen. Jenna umkurvte die Wand, die mit einer Reihe bunter Gefäße geschmückt war, in denen jeweils eine lange, schmale Kerze in einem Haufen Lutschbonbons steckte, und bog in den rechten

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