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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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passieren, wenn wir zu Sally Mullins Bier- und Teestube fahren, weil sie außerhalb der Burgmauern liegt. Wir können am neuen Kai festmachen, direkt unterhalb von Sallys Ponton. Dort sind wir sicher. Und Rupert und ich können uns nach einem anderen Boot umsehen. Einverstanden?«
    Maggie nickte. Gegen den Vorschlag war unter den gegebenen Umständen nichts einzuwenden. Sie und Jannit setzten die Segel und steuerten die Fähre auf den Fluss hinaus.
    In diesem Augenblick stellten sie fest, dass das Ruder klemmte. Das Boot hatte das Auffahren auf die Schlammbank also doch nicht unbeschadet überstanden. Es zog beharrlich nach rechts, was, wie Maggie jetzt klar wurde, wahrscheinlich auch der Grund dafür war, dass sie die Schnabelfelsen gerammt hatten. Es wollte partout nicht nach links zum Neuen Kai und trieb zum Entsetzen aller unaufhaltsam auf die Rabensteinrinne zu. Schließlich wurde es von der Gegenströmung erfasst und durch das tiefe, strudelnde Wasser am Fuß des Felsens gezogen, sodass es sich rasch von der Burg entfernte. Verzweifelt griffen sie zu den Rudern und steuerten es mit aller Kraft aus der Strömung. Daraufhin schoss der Sautrog schnurstracks auf die Waldseite zu, und als sie sich dem überhängenden, von Dickicht überwucherten Ufer näherten, hörten sie das beängstigende Kreischen und Grunzen der nächtlichen Waldbewohner.
    Aber wenigstens, so dachte Nicko, hörten sie wieder etwas Normales. Das war immer noch besser als die beklemmende Stille in der Burg und dieses gruselige Gebrüll.
    Diesmal hatten sie Glück im Unglück. Sie liefen wieder auf Grund, auf einen Kiesrücken, der ein paar Meter vom Ufer entfernt lag, sodass noch ein beruhigender Streifen Wasser zwischen Boot und Wald lag. Maggie bestand darauf, Wache zu halten. »Ich bin die Skipperin«, entgegnete sie entschieden, als Rupert Einwände erhob. »Außerdem werdet ihr drei morgen fleißig an der Ruderpinne arbeiten müssen. Ihr braucht Schlaf.«
    Nicko, Rupert und Jannit waren fast den ganzen folgenden Tag mit der Reparatur der Ruderpinne beschäftigt. In der Werft wäre die Arbeit leicht von der Hand gegangen und hätte nur wenig Zeit in Anspruch genommen, doch ohne das richtige Werkzeug dauerte alles viel länger. Zudem wurde es eine ziemlich feuchte und kalte Angelegenheit, und nicht einmal dass Maggie sie ständig mit heißer Schokolade versorgte, konnte verhindern, dass die Stimmung am Nachmittag gereizt war.
    Die Wintersonne stand tief am Himmel, als die reparierte Porter Fähre endlich von dem Kiesrücken rutschte und Kurs auf den stromaufwärts liegenden Neuen Kai nahm. Als das Boot um den Rabenstein herumfuhr, sahen sie die verdunkelte Burg zum ersten Mal bei Tageslicht. Es war ein Schock. In der Nacht war der einzige Hinweis auf das Dunkelfeld das Fehlen der üblichen nächtlichen Beleuchtung gewesen, doch der Tag offenbarte das ganze Ausmaß der Katastrophe, die über die Burg hereingebrochen war. Eine kuppelartige Wolke, groß und schwarz, saß innerhalb der Mauern und verdeckte den Blick auf das fröhliche Kunterbunt der Dächer, Schornsteine und vereinzelten Türmchen, die sonst jedes Boot begrüßten, wenn es die Biegung am Rabenstein passiert hatte. Nicko fühlte sich an ein dunkles Kissen erinnert, das einem ahnungslosen Schläfer ins Gesicht gedrückt wird. Wenigstens ragte noch immer, wenn auch nur knapp, der Zaubererturm aus dem Nebel wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung. Von schimmerndem magischem Dunst umhüllt, verströmte er einen trotzigen indigoblauen und lila Glanz. Nicko und Rupert tauschten ein zaghaftes Lächeln – noch war nicht alles verloren.
    Als sie sich dem Neuen Kai näherten, sahen sie die einladenden Lichter von Sally Mullins Tee- und Bierstube in der Dämmerung leuchten. Nicko hatte also recht gehabt, was das Dunkelfeld anging. Bei Sally Mullin waren sie sicher. Und als sie noch näher kamen, sahen sie durch die beschlagenen Fensterscheiben des lang gestreckten, flachen Holzhauses, dass die Gaststube voll war mit Menschen, die dem Dunkelfeld glücklich entkommen waren, und sie schöpften wieder Mut. Sie waren nicht mehr die Einzigen.
    Doch als sie am Neuen Kai anlegten, ertönte von der Burg her wieder dieses furchterregende Brüllen, so laut, dass sich ihnen die Nackenhaare aufstellten. Wieder tauschten Rupert und Nicko einen Blick, diesmal jedoch ohne den Hauch eines Lächelns. Sie mussten nicht darüber sprechen. Jeder wusste, was der andere dachte. Wie konnte jemand da drinnen überleben?

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