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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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näherten, spürte Nicko, wie sich sein Magen verkrampfte. Vom Kai aus konnte man erstmals das kleine Bogenfenster ganz oben in den Anwanden sehen. Normalerweise schaute Nicko immer hinauf, wenn er vorbeifuhr – und fühlte sich dabei wehmütig an alte Zeiten erinnert –, doch jetzt wagte er es nicht. Er heftete den Blick fest auf das dunkle Flusswasser, denn solange er nicht hinaufsah, konnte er noch hoffen. Eine Windböe blies ihm Schneeflocken in die Augen, und er wischte sie weg. Dabei schaute er rasch nach oben. Es brannte kein Licht. Die Außenmauer der Anwanden ragte vor ihm empor wie eine Felswand, und wie eine Felswand war sie vollkommen dunkel. Eine Welle der Verzweiflung erfasste ihn. Er sackte zusammen und starrte auf die Ruderpinne. Im selbem Augenblick vernahm er ein Platschen.
    »Nur eine Ente«, sagte Rupert auf seinen fragenden Blick hin.
    »Eine ziemlich große Ente«, erwiderte Nicko und spähte in Richtung Anwanden, wo das Geräusch hergekommen war. Aus irgendeinem Grund verspürte er wieder einen Funken Hoffnung. Da erklang erneut ein Platschen, und ein Schrei zerriss die Luft.
    »Lucy!«, stieß Rupert hervor. »Das ist Lucy.« Niemand schrie wie seine Schwester.
    Nicko hatte den Kurs der Annie bereits geändert und steuerte auf die Stelle zu, von wo sie das Platschen gehört hatten. Rupert zog die Bootslaterne unter der Abdeckung hervor und leuchtete den Fluss ab.
    »Ich sehe sie!«, schrie er. »Sie ist im Wasser. Lucy! Lucy! Wir kommen.« Er warf die Leiter über die Reling.
    Die neben dem Unterfluss ausharrenden Flüchdinge hörten draußen auf dem Fluss ein Rufen, und plötzlich flammte eine Lampe in der Dunkelheit auf. In einem breiten Lichtstrahl, der wild hin und her schwenkte, sahen sie, wie Sarah aus dem Wasser gezogen wurde, und dann Simons Kopf, der am Fuß der Leiter auf den Wellen tanzte. Ein Fluch schallte über das Wasser, und eine Stimme rief: »Das ist dein Bruder, der Knallkopf.«
    »Welcher?«, fragte eine andere Stimme, die alle erkannten.
    »Was soll das heißen, welcher?«, knurrte Septimus.
    Mehrere Fahrten mit dem kleinen Beiboot der Annie waren nötig, um Jenna, Septimus, Lucy und Marcellus zu bergen. Aber schließlich waren alle an Bord versammelt, ein wenig nasser, als ihnen lieb war, aber – wie Jenna betonte – längst nicht so patschnass, wie sie geworden wären, wenn Nicko nicht aufgetaucht wäre.
    Nicko musste unablässig grinsen, als er seinen Bruder – nicht den Knallkopf – und seine Schwester an sich drückte.
    »Hat Stanley euch erzählt, wo wir sind?«, fragte Jenna, die sich in der Kajüte dankbar in eine der vielen Decken wickelte, die Sally Mullin gestiftet hatte.
    »Irgendwann schon«, antwortete Nicko. »Diese Ratte redet wie ein Wasserfall. Aber wie auch immer, jedenfalls beschlossen wir sofort, herüberzusegeln und unten am Fluss zu warten. Ich habe mir gedacht, dass du früher oder später aus dem Fenster sehen und uns entdecken wirst, Jenna.« Er lächelte. »Soweit ich mich erinnere, hast du immer aus dem Fenster geschaut, als du klein warst.«
    »Der gute alte Stanley«, sagte Jenna. »Ich hoffe, dass es seinen Rättlein gut geht.«
    »Seinen was?«
    Jennas Antwort wurde von einem weiteren schaurigen Brüllen aus der Burg unterbrochen.
    »Seinen ... oh, Nicko, Sep ... seht mal da – was ist denn das?«
    Vor dem Lichtschein des Zaubererturms im Hintergrund waren die Umrisse eines gewaltigen Ungetüms im schwarzen Nebel zu erkennen.
    »Das ist ja riesig ...«, entfuhr es Jenna.
    Die Kreatur riss ihr mächtiges Maul auf, und ein weiteres Brüllen donnerte über den Fluss.
    »Das ist... ein Drache«, stieß Nicko hervor.
    »Und zehnmal größer als Feuerspei«, ergänzte Septimus, dem es Himmelangst um seinen Drachen wurde.
    »Der würde Feuerspei zum Frühstück verspeisen«, sagte Nicko.
    »Hör auf, Nicko!«, protestierte Jenna.
    Aber Nicko hatte nur ausgesprochen, was auch Septimus entsetzt dachte.
    Sie starrten über das Wasser und beobachteten das Ungeheuer. Anscheinend erprobte es gerade seine Flügel – sechs an der Zahl. Es stieg ein wenig in die Luft und plumpste dann mit einem enttäuschten Brüllen – so hörte es sich jedenfalls an – auf die Erde zurück.
    »Sechs Flügel«, murmelte Septimus. »Ein Dunkeldrache.«
    »Schöner Mist«, sagte Nicko und schüttelte den Kopf.
    Marcellus trat neben sie. »Die Dinge stehen schlimmer, als wir angenommen haben. In der Burg ist niemand mehr sicher, wenn so ein Monstrum frei

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