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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Marcellus legte ihm den Arm um die Schultern, um ihn in Richtung Kajüte zu bugsieren.
    Doch Septimus machte sich los. »In einer Minute. Ich komme in einer Minute.«
    »Na gut, Lehrling.« Marcellus ließ ihn allein und ging unter Deck.
    Septimus sehnte sich nach Marcia. Wie gern hätte er ihr Gesicht am Fenster gesehen, sich vergewissert, dass sie wohlauf war. »Nicko, hast du ein Fernrohr?«, fragte er.
    Natürlich hatte er. »Der Turm sieht stark aus, findest du nicht?«, sagte er und reichte es Septimus. »Das Orange gefällt mir.«
    Septimus antwortete nicht. Er richtete das Fernrohr auf den Zaubererturm und verstärkte es heimlich durch einen Vergrößerungszauber. Die aus dem Nebel ragende Spitze des Turms rückte gestochen scharf ins Bild. Septimus stockte der Atem. Der Turm wirkte zum Greifen nahe. Ungeduldig suchte er das Fenster von Marcias Studierzimmer, das, wie er glaubte, gerade noch zu sehen sein müsste. Er hatte recht. Und nicht nur das Fenster. Hinter der erleuchteten Scheibe war schemenhaft auch Marcia selbst zu erkennen, die Umrisse ihres Kopfs und ihrer Schultern. Es sah so aus, als blicke sie aus dem Fenster genau in seine Richtung. Obwohl er sich ein wenig albern vorkam, winkte er, doch schon im nächsten Augenblick drehte sie sich weg, und er begriff, dass sie ihn überhaupt nicht gesehen hatte. Plötzlich fühlte er sich sehr einsam. Wie gern hätte er mit ihr gesprochen. Wie gern hätte er ihr gesagt, dass noch Hoffnung bestand, ihr gesagt: »Halten Sie aus, so lange Sie können. Geben Sie nicht auf. Bitte, geben Sie nicht auf.«
    Jennas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Lass mich mal durchschauen, Sep. Bitte. Vielleicht ... na ja, vielleicht kann ich Dad irgendwo entdecken.«
    Er wollte noch einen letzten Blick auf den Zaubererturm werfen, und so richtete er das Fernrohr schnell auf die Pyramide. Vor Überraschung stockte ihm der Atem. Auf der kleinen viereckigen Plattform an der äußersten Spitze der Pyramide saß, an seiner unverwechselbaren Gestalt leicht zu erkennen, Feuerspei.
    »Was ist, Sep?«, fragte Jenna besorgt.
    Mit einem breiten Grinsen reichte er ihr das Fernrohr. »Feuerspei. Deshalb ist er nicht gekommen. Irgendwie ist es ihm gelungen, den Schutzschild zu durchbrechen. Er sitzt auf der Spitze der goldenen Pyramide.«
    »Nicht schlecht«, sagte Jenna. »Ein kluger Drache. Da oben kriegt ihn keiner.«
    »Jedenfalls fürs Erste«, sagte Septimus und ging in Richtung Luke. »Ich werde jetzt etwas schlafen, Jenna.«
    Jenna setzte sich auf das Kajütendach und suchte mit dem Fernrohr die wenigen sichtbaren Fenster des Zaubererturms ab, bis die Annie die Biegung durchfahren hatte und die Burg endgültig ihrem Blick entschwand. Doch von Silas hatte sie keine Spur entdecken können.
    Am nächsten Morgen schien die aufgehende Wintersonne auf eine unvertraute Landschaft. Der Fluss war auf beiden Seiten von kahlen, mit Raureif bedeckten Feldern und Wiesen gesäumt, die sich, nur da und dort mit Bäumen bewachsen, bis zu einer blauen Hügelkette am Horizont erstreckten. Das Land wirkte menschenleer. Nicht einmal ein Bauernhof war zu sehen.
    In der Kajüte der Annie war es warm, aber beengt. Nicko, Jenna, Rupert und Lucy hatten sich an Deck begeben, damit Sarah, die in der winzigen Kombüse eine große Schüssel Rührei zum Frühstück machte, mehr Platz hatte. Marcellus und Simon standen mit ihren Zeichendreiecken und Winkelmessern am Kartentisch und fertigten nach den verschlüsselten Koordinaten aus dem Almanach letzte Zeichnungen vom Portal zu den Finsterhallen an. Septimus schlief noch in der Achterkoje, und nur seine wirren Locken schauten unter seinem Mantel und einer von Sallys Decken hervor. Niemand hatte es eilig, ihn zu wecken.
    Schließlich stahl sich köstlicher Rühreiduft in seine Träume, und Septimus schlug die Augen auf und gähnte.
    Simon hob den Kopf, die Augen gerötet vor Müdigkeit. »Wir wissen jetzt, wo das Portal liegt«, sagte er.
    Septimus setzte sich auf. Mit bangem Herzen erinnerte er sich daran, was er heute zu tun hatte. »Und wo?«, fragte er.
    »Frühstücke zuerst«, Lehrling«, sagte Marcellus. »Wir sprechen hinterher darüber.«
    Septimus wusste, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. »Nein. Sagen Sie es mir jetzt. Ich muss es wissen. Ich muss mich ... darauf einstellen.«
    »Septimus, es tut mir sehr leid«, sagte Marcellus. »Das Portal befindet sich im Bodenlosen Strudel.«

* 41 *
    41.  Am Bitterbach
     

    D a s Tal des Bitterbachs war

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