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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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herumläuft. Wie schnell ist das Boot, Nicko?«
    Nicko zuckte mit den Schultern. »Das hängt vom Wind ab. Aber der frischt gerade auf. Mit etwas Glück könnten wir kurz nach Tagesanbruch in Port sein.«
    »Port?«, fragte Marcellus verwirrt. Er sah Septimus an. »Hast du es ihm nicht gesagt, Lehrling?«
    »Was gesagt?«, fragte Nicko misstrauisch.
    »Dass wir zum Bitterbach fahren«, antwortete Septimus.
    »Zum Bitterbach?«
    »Ja. Entschuldige, Nicko, aber wir müssen dorthin. Und zwar schnell.«
    »Mensch, Sep. Reicht dir das hier noch nicht? Willst du noch mehr von dem Dunkelzeugs?«
    Septimus schüttelte den Kopf. »Wir müssen. Es ist unsere einzige Hoffnung, das, was hier geschieht, aufzuhalten.«
    »Gut, aber Mom wirst du nicht mitnehmen«, sagte Nicko.
    Sarahs Fledermausohren funktionierten tadellos. Ihr Kopf erschien in der Kajütentür. »Wohin nicht mitnehmen?«
    »Zum Bitterbach«, antwortete Nicko.
    »Wenn Septimus dort unbedingt hinmuss, komme ich mit«, sagte Sarah. »Ich möchte nicht, dass ihr meinetwegen Zeit vergeudet, Nicko. Tu einfach, worum dich Septimus bittet – oder Marcellus.«
    Nicko sah sie überrascht an. »Ist gut, Mom. Wie du meinst.«
    Sie segelten am Gasthaus Zum Dankbaren Steinbutt vorbei, dessen erhellte Fenster so beruhigend normal wirkten, und dann schrammte die Annie mit dem Mast so knapp unter der Einwegbrücke durch, dass Nicko ganz zappelig wurde. Vor der ersten Flussbiegung versammelten sich alle an Deck, um einen letzten Blick auf die Burg zu werfen. Nur das Knarren der Taue war zu hören und das Schwappen des Wassers, das die Annie in schneller Fahrt durchschnitt. Ihre Passagiere schwiegen beklommen. Sie blickten nach hinten zu der dunklen Silhouette der Burg, die ihr Zuhause gewesen war, und dachten an all die Menschen, die dort zurückgeblieben waren. Lucy fragte sich, ob ihre Eltern wohl noch am Leben waren – wie lange konnte man in einem schwarzmagischen Dämmerzustand überleben? Simon hatte ihr erzählt, dass er einmal vierzig Tage lang in einer solchen Trance gelegen habe und hinterher völlig unbeschadet gewesen sei. Aber sie wusste, dass Simon anders war. Sie wusste, dass er alle möglichen schwarzmagischen Dinge ausprobiert hatte, auch wenn er nicht gerne darüber sprach. Aber ihre Eltern hatten von so etwas keine Ahnung. Sie stellte sich vor, wie sie vor dem Torhaus zusammengebrochen waren, der Schnee sie langsam bedeckte und sie erfroren. Lucy unterdrückte einen Schluchzer und rannte unter Deck. Simon lief ihr nach.
    Während sie weiterfuhren, kam der Zaubererturm in Sicht, wenn auch nur kurz. Das Dunkelfeld war noch höher gestiegen, und nur die beiden obersten Stockwerke mit Marcias Gemächern und der goldenen Pyramide ragten noch aus dem Nebel. Der Schutzschild leuchtete indigoblau und lila, doch von Zeit zu Zeit blitzte auch eine andere Farbe auf – ein schwaches Orangerot.
    Für Sarah und Jenna war der Anblick der Lichter tröstlich. Sie stellten sich vor, dass Silas im Turm war und seinen – zugegeben bescheidenen und nicht immer verlässlichen – Beitrag zu den Zauberkräften leistete, mit denen der Turm verteidigt wurde. Doch Septimus und Marcellus empfanden den Anblick keineswegs als tröstlich.
    Marcellus zog Septimus von den anderen fort. »Ich nehme an, du weißt, was die orangefarbenen Blitze zu bedeuten haben, Lehrling?«, fragte er.
    »Der Schutzschild gerät ins Wanken«, antwortete Septimus und schüttelte fassungslos den Kopf. »Das ist bedenklich.«
    »In der Tat«, pflichtete Marcellus ihm bei.
    »Wie viel Zeit, glauben Sie, bleibt uns, bis er zusammenbricht?«, fragte Septimus.
    Marcellus schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wir müssen so schnell wie möglich zum Bitterbach. Das ist unsere einzige Chance. Ich schlage vor, du legst dich etwas hin.«
    »Nein«, entgegnete Septimus. »Ich bleibe auf. Wir müssen noch herausfinden, wo genau am Bitterbach das Portal ist.«
    »Du musst schlafen, Lehrling. Die Aufgabe, die vor dir liegt, erfordert deine ganze Kraft. Simon und ich werden die letzten Berechnungen anstellen – keine Widerrede, bitte. Er ist ein sehr begabter Mathematiker.«
    Septimus missfiel der Gedanke, dass er schlafen sollte, während Simon seinen Platz an Marcellus’ Seite einnahm. »Aber ...«
    »Septimus, das dient dem Wohl der Burg, dem Überleben des Zaubererturms. Wir müssen tun, was immer wir können – und alles, was du jetzt tun kannst, ist schlafen. Schau nicht mehr zum Turm, es hilft ja nichts.«

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