Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
Anwanden zurück und hallte über den Fluss, und als das letzte leise Echo verklang, wurde sein Ruf beantwortet – aber nicht durch das erhoffte Rauschen von Drachenflügeln in der Luft, sondern durch das Brüllen eines Ungeheuers im Innern der Burg.
    »Sep«, flüsterte Jenna, »was hast du denn gerufen?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Septimus leise.
    Feuerspei kam nicht, und Septimus traute sich nicht, noch einmal zu rufen.
    Der schmale Schlammstreifen zwischen der senkrechten Wand und dem breiten Band des tiefen, kalten Flusses war nur eine Zuflucht auf Zeit. Sie wussten, dass er langsam vom Wasser überspült werden würde, wenn die Flut kam. Sehnsüchtig blickten sie ans andere Ufer. Weit zu ihrer Rechten blinkten die Lichter eines Bauernhauses durch die winterkahlen Baumkronen. Stromaufwärts zur Linken waren die Erdgeschossfenster des Gasthauses Zum Dankbaren Steinbutt vom Feuerschein eines Kamins erhellt. Beide Orte waren unerreichbar.
    »Wir müssen zu Fuß zum alten Kai«, sagte Septimus. »Vielleicht finden wir dort ein Boot.«
    »Eines, das nicht schon Leck geschlagen ist«, sagte Jenna.
    »Hast du eine bessere Idee?«, fragte Septimus.
    »Hört auf, ihr zwei«, befahl Sarah. »Ich glaube nicht, dass jemand eine bessere Idee hat, oder?«
    Stille.
    »Dann also zum alten Kai«, sagte Sarah. »Mir nach.« Die Schulter dicht an der Mauer, stapfte Sarah los, und die anderen folgten ihr, müde und frierend. Doch wo ein Rattenleichtgewicht wie Stanley einfach über den Schlamm hinweggehüpft war, taten sich Menschen schwerer. Sie sanken tief im Matsch ein, stießen sich die Zehen an verborgenen Steinen und stolperten über die Leinen, die zwischen der Wand und den Gewichten unter Wasser gespannt waren. Und während sie sich durch den kalten Schlamm kämpften, bemerkten sie über sich zahllose offene Fenster, aus denen zusammengeknotete Bettlaken und Seile baumelten – da verstanden sie, wo alle die Boote waren. Selbst die Brückenschiffe waren losgebunden und zweckentfremdet worden. Auf ihrer Seite des Flusses gab es keinen einzigen schwimmenden Untersatz mehr.
    Schließlich gelangten sie an die Stelle, wo der Unterfluss, ein unterirdischer Wasserlauf, der unter der Burg durchfloss, ihren Weg kreuzte und in den Fluss mündete. Sarah, die nicht bemerkte, wo sie sich befanden, machte einen weiteren Schritt nach vorn und stürzte in das tiefe, reißende Wasser.
    »Iiih!«, rief sie erschrocken, während sie auf den Fluss hinausgespült wurde.
    Ein lautes Platschen ertönte, dann ein Schrei von Lucy. Simon tauchte prustend und spuckend aus dem Fluss auf, warf sich herum und schwamm in die Nacht hinaus, hinter Sarah her.
    »Simon!«, schrie Lucy. »Neiiiiiiiiiiiiiin! Simon!«
    Wie erstarrt standen Jenna, Septimus und Marcellus am schlammigen Ufer des Unterflusses, konnten aber in der düsteren Nacht nichts erkennen. Als Lucys Schrei verklungen war, hörten sie, dass sich Simons Schwimmzüge immer weiter entfernten. Schweigend warteten sie, schlotterten im kalten Wind und lauschten dem gelegentlichen leisen Plätschern, das noch von irgendwo in der Mitte des Flusses zu ihnen drang.

* 40 *
    40.  Die Annie

    S a lly Mullin hatte darauf bestanden, dass Nicko ihr neues Boot, die Annie, nahm. »Hoffentlich bringt sie euch so viel Glück wie meine Muriel damals«, hatte sie gesagt. »Aber dass ihr sie mir diesmal nicht in Kanus verwandelt.«
    Nicko hatte es versprochen. Die Annie – ein breites, geräumiges Boot mit einer gemütlichen Kajüte – war viel zu gut, als dass man sie in etwas anderes hätte verwandeln wollen.
    Nachdem sie den Sautrog sicher vertäut hatten, waren sie erst weit nach Mitternacht wieder aufgebrochen. Sie wollten auf dem Fluss um die Burg herum zu den Anwanden auf der Nordseite segeln. Zu Anfang kamen sie nur langsam voran, da ihnen ein stürmischer Nordostwind entgegenblies, doch nach der Hälfte der Strecke geriet die Annie in eine günstigere Position zum Wind und wurde richtig flott.
    Es war eine deprimierende Fahrt. Der gespenstische und trostlose Anblick der verdunkelten Burg weckte bei Rupert und Nicko erste Zweifel daran, dass sie im Zimmer der Heaps in den Anwanden noch Überlebende antreffen würden. Und als zum wiederholten Mal das grauenerregende Brüllen über den Fluss schallte, packte sie die Angst vor dem, was sie vorfinden würden.
    »Was ist das?«, flüsterte Rupert.
    Nicko schüttelte den Kopf. In diesem Augenblick wollte er es gar nicht wissen.
    Als sie sich dem alten Kai

Weitere Kostenlose Bücher