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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Furcht – nur grenzenlose Freude darüber, dass er noch am Leben war und wieder atmen konnte.
    Genüsslich nahm er noch ein paar tiefe Atemzüge, dann sah er sich um. Hinter ihm war das eiförmige Loch im Boden, durch das er aufgetaucht war – der Lapislazulistreifen der obersten Treppenstufe schimmerte im matten Licht des Drachenrings. Und vor ihm lag das Unbekannte: ein tiefe, dichte Dunkelheit. Es gab keinerlei Orientierungspunkte, nichts, wonach er sich richten konnte, nur die Ahnung eines riesigen, leeren Raums. Doch eines hatte er: Simons Rat. Und so befolgte er ihn. Er wandte sich nach links und marschierte los.
    Als er langsam seinen Rhythmus fand, fiel die Panik, die ihn in den letzten Sekunden unter Wasser befallen hatte, vollends von ihm ab, und er konnte wieder klar denken. Laut Marcellus brauchte er nur die Finsterhallen zu durchqueren, bis er an den unteren Eingang des Vorzimmers zu Verlies Nummer Eins gelangte. Dort, so hatte Marcellus gesagt, würde er Alther aller Wahrscheinlichkeit nach antreffen. Er ist noch nicht lange verbannt, Lehrling. Es ist unwahrscheinlich, dass er allzu weit gewandert ist. Marcellus hatte ihm sogar den Eingang beschrieben, und zwar mit einer Genauigkeit, die Septimus vermuten ließ, dass der Alchimist ihn mit eigenen Augen gesehen hatte. Als »Portikus« hatte er ihn bezeichnet, als einen viereckigen Durchgang, der auf beiden Seiten von alten Lapislazulisäulen flankiert war. Marcellus hatte ausgerechnet, dass Septimus ungefähr sieben Meilen zu marschieren hatte, was in etwa der Luftlinie vom Bodenlosen Strudel zur Burg entsprach.
    Septimus schritt kräftig aus. In diesem Tempo, so schätzte er, würde er für die sieben Meilen ungefähr zwei Stunden brauchen. Es war ein eintöniger Marsch. Er sah wenig mehr als die gestampfte Erde unter seinen Füßen, und wenn er den Ring vor sich hin hielt, sah er nur den Lichtkegel. Das war etwas verwirrend, doch die Vorfreude trieb ihn an – Alther war nahe. Bald würde er ihm gegenüberstehen und zu ihm sagen: »Ach, das sind Sie ja, Alther«, als wäre er dem Geist zufällig bei einem Spaziergang auf der Zaubererallee begegnet. Er stellte sich vor, was Alther sagen würde und wie sehr er sich freuen würde, ihn zu sehen. Um sich für diesen Augenblick zu wappnen, ging er im Kopf noch einmal den Umkehrbannzauber durch, den ihm Marcia beigebracht hatte. Er war kompliziert und musste, wie der Bannzauber selbst, haargenau eine Minute dauern und ohne Unterbrechung, Wiederholung oder Abweichung zu Ende gesprochen werden.
    Septimus ging weiter. Seine Stiefel setzten dumpf auf der festen Erde auf. Er hatte das Gefühl, einen gewaltigen Raum zu durchmessen, der aber keineswegs leer war. Von allen Seiten hörte er ein klägliches Wimmern, als heulte der Wind vor Verzweiflung und Trauer. Immer wieder spürte er, wie kleine Windstöße an ihm vorbeistrichen. Manche waren warm, andere waren kalt, und wieder andere hatte etwas so Böses an sich, dass sie ihm den Atem raubten und ihn daran erinnerten, dass er an einem gefährlichen Ort war.
    Nach einiger Zeit – bestimmt weit mehr als eineinhalb Stunden – kam ihm der Verdacht, dass die Finsterhallen viel größer waren, als er und Marcellus angenommen hatten. Einer von den alten Verfassern hatte sie »die endlosen Jammerpaläste« genannt. Das Jammern war Septimus nicht entgangen, doch was es mit dem »endlos« auf sich hatte, darüber er hatte noch gar nicht genauer nachgedacht. Auf jeden Fall war der Teil der Höhle, den er bereits hinter sich hatte, so groß wie ein Dutzend Pälaste – und ein Ende war noch nicht abzusehen. Mit einem Mal wurde ihm die Ungeheuerlichkeit seiner Aufgabe bewusst. Es gab keine Karten von den Finsterhallen. Alles, was er über sie wusste, beruhte auf Legenden oder den Schriften einer Handvoll Zauberer, die sich hinabgewagt und anschließend von ihren Erfahrungen berichtet hatten. Die meisten von ihnen waren bald nach ihrer Rückkehr wahnsinnig geworden – was ihre Berichte nicht unbedingt glaubwürdiger machte, dachte Septimus betrübt, während er müde einen Fuß vor den anderen setzte.
    Umso größer war seine Erleichterung, als vor ihm endlich ein Orientierungspunkt aus der Finsternis auftauchte – eine große, viereckige Öffnung im Felsen, die auf beiden Seiten von Lapislazulisäulen gerahmt war. Genauso hatte ihm Marcellus den Eingang zu Verlies Nummer Eins beschrieben. Wieder bester Dinge, lief Septimus darauf zu. Jetzt brauchte er nur noch durch das

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