Septimus Heap 06 - Darke
hin, die er geben musste, falls er in den Finsterhallen ausgefragt werden sollte.
»Wer bist du? Sum.«
»Wie bist du? Böse.«
»Was bist du? Der Lehrling des Lehrlings des Lehrlings DomDaniels.«
»Was willst du hier? Ich suche den Lehrling DomDaniels.«
Septimus war so vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie Jenna und Nicko links und rechts neben ihn traten. Sie warteten geduldig, bis sein Gemurmel abbrach, dann sagte Jenna: »Wir kommen mit.«
Septimus sah sie entgeistert an. »Was?«
»Nicko und ich ... wir haben beschlossen, dich zu begleiten. Wir wollen nicht, dass du alleine gehst.«
Jenna bewirkte damit das Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt hatte – mit einem Mal fühlte sich Septimus vollkommen allein. Er begriff, dass die beiden keine Ahnung hatten, wie unerfüllbar ihr Vorschlag war. Er schüttelte den Kopf.
»Jenna, das geht nicht. Es ist unmöglich. Glaub mir.«
Jenna sah den Ausdruck in seinen Augen. »Gut... ich glaube dir. Aber wenn wir schon nicht mitkommen können, dann möchten wir wenigstens wissen, wohin du gehst. Marcellus weiß es, sogar Simon weiß es. Ich finde, wir haben ein Recht darauf, es auch zu erfahren.«
Septimus antwortete nicht. Er starrte aufs Wasser und wünschte sich, Jenna und Nicko würden ihn in Ruhe lassen. Er musste sich auf sich selbst konzentrieren.
Aber Jenna ließ ihn nicht in Ruhe. Sie fasste unter ihren Hexenmantel, zog die Die Königinnenregeln hervor und schlug die fleckige, abgegriffene Seite auf, die sie so gut kannte. Sie hielt sie Septimus unter die Nase.
»Lies!«, sagte sie und deutete mit dem Finger auf einen Abschnitt.
Widerwillig schielte Septimus auf die winzige Schrift. Dann gab er nach. Er zückte die Lupe, die ihm Marcia zum Geburtstag geschenkt hatte, und hielt sie über die Seite. Er las:
»Die P-i-W hat das Recht, über alles unterrichtet zu werden, was das Wohl und Wehe von Burg und Palast angeht. Der Außergewöhnliche Zauberer (oder in dessen Abwesenheit der Außergewöhnliche Lehrling) ist verpflichtet, alle Fragen der P-i-W umgehend, umfassend und wahrheitsgemäß zu beantworten.«
Septimus hatte den Kopf so voll, dass er nicht gleich begriff, was er da las – dann fiel es ihm wieder ein. Er erinnerte sich an den Morgen seines Geburtstags, der jetzt so weit weg schien. Grinsend dachte er an Marcias Bemerkung über »dieses vermaledeite Buch mit der klitzekleinen Schrift, das ein Fluch im Leben jedes Außergewöhnlichen Zauberers ist«. Das also hatte sie damit gemeint. Und wie er nun an den Zaubererturm und die Burg dachte, ohne den schwarzen Nebel, und Marcias wunderschönes Geburtstagsgeschenk in der Hand hielt, da kam er sich plötzlich nicht mehr ganz so allein vor. Er fühlte sich wieder als Teil des Ganzen, und er war darüber erleichtert. Er wollte Jenna sagen, wohin er ging, er wollte, dass sie an dem, was er tat, teilhatte. Auch wenn sie nicht mitkommen durfte, so konnte sie doch an ihn denken, während er dort war, und für ihn hoffen, dass er wohlbehalten durch die Finsterhallen auf die andere Seite gelangte. Ob er auch Nicko einweihen durfte, wusste er nicht recht, aber das war ihm jetzt egal.
Und so begann er, als sie sich dem Bitterbach näherten und auf das aufgewühlte Wasser blickten, das den Bodenlosen Strudel ankündigte, Jenna und Nicko zu erzählen, wie er Alther finden und durch das Verlies Nummer Eins in die Burg zurückbringen wollte. Er erklärte ihnen, dass er einen Dunkelschleier habe und sie sich deshalb keine Sorgen um ihn zu machen bräuchten. Und obwohl er selbst nicht daran glaubte, sagte er zu ihnen, dass schon alles gut gehen werde und sie sich bald wieder sehen würden. Als er geendet hatte, schwiegen die beiden anderen. Jenna wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, und Nicko räusperte sich.
»Wir werden dort auf dich warten, Sep«, sagte Jenna.
»Vor dem Verlies Nummer Eins«, fügte Nicko hinzu.
»Nein, das dürft ihr nicht.«
Jenna schlug ihren besten Prinzessinnenton an. »Nicko und ich werden am Eingang von Verlies Nummer Eins auf dich warten. Nein, sag jetzt nichts. Mit meinem Hexenmantel kommen wir durch das Dunkelfeld. Du bist bei dieser Sache nicht allein. Verstanden?«
Septimus nickte. Sein Hals war wie zugeschnürt.
In diesem Augenblick rief Rupert: »Nicko, es geht los!«
Nicko sprang auf. Er spürte den Sog der Strömung unter der Annie , und das Flattern der Segel verriet ihm, dass der Bug in den Wind gezogen wurde und das Boot langsamer wurde – sie trieben
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