Septimus Heap 06 - Darke
nur Ärger«, pflichtete Beetle bei. »Ich weiß noch, dass er schon am ersten Tag, als er hier aufgekreuzt ist, diesen Ring getragen hat.«
Foxy blickte zur Tür und sagte leise: »Ich glaube auch nicht, dass er eine Fälschung ist.«
»Aber wo hat er ihn her, Foxy? Der echte hat DomDaniel gehört.«
»Und der ist tot.«
»Weißt du eigentlich, dass der Ring nur in die andere Richtung abgezogen werden kann? Er kann DomDaniel doch unmöglich den Daumen abgehackt haben.«
»Diesem Giftzwerg traue ich alles zu.«
»Ich glaube«, sagte Beetle, »ich schau mal in der Gruselgrotte vorbei und erkundige mich, ob sie Kopien anfertigen. Wenn nicht, gehe ich zu Marcia und frage sie, was sie darüber denkt.«
»Aber wundere dich nicht, wenn zufällig ein paar Zauberer in der Gruselgrotte auftauchen und dich fragen, wozu du eine Kopie von dem Ring willst«, warnte Foxy. »Einmal habe ich dort nach der Kopie eines schwarzmagischen Charms gefragt. Ich wollte nur dem alten Partridge einen Streich spielen, aber die fanden das gar nicht komisch.«
Ein leises Tock-Tocko-Tock ertönte von der Tür. Beetle sprang auf.
»Schon in Ordnung«, beruhigte ihn Foxy. »Unser Geheimzeichen. Die Luft ist rein. Zeit zu gehen.«
Eine Minute später war Beetle unbemerkt aus dem Manuskriptorium geschlüpft und stand auf der Zaubererallee, die erstaunlich belebt war. Der Händlermarkt hatte bei Sonnenuntergang geschlossen, und nun strömten die Menschen auf die Allee, um sich die Festbeleuchtung für die Längste Nacht anzusehen. Beetle lehnte an dem Fackelpfahl vor dem Manuskriptorium und sann über die Ereignisse der letzten Stunde nach. Da sah er Maizie Smalls zielstrebig auf sich zukommen. Die Menge teilte sich, um sie durchzulassen, und schaute dann zu, wie Maizie ihre Leiter an den Pfahl lehnte. Beetle trat zur Seite und Maizie, den brennenden Fackelanzünder in der Hand, kletterte flink die Sprossen hinauf.
Die kleine Kinderschar, die Maizie durch die ganze Allee gefolgt war, umringte den schwarz angelaufenen Silberfuß des Fackelpfahls und jubelte, als die Fackel des Manuskriptoriums im Dämmerlicht aufloderte. Es war ein Augenblick der Freude, aber Beetle hatte jetzt keinen Sinn dafür. Maizies Anblick hatte seinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen und den letzten Rest Benommenheit aus seinem Kopf vertrieben.
»Jenna!«, entfuhr es ihm.
Er rannte, entgegenkommenden Fußgängern ausweichend, die Allee hinunter in Richtung Palast.
* 13 *
13. In der Gruselgrotte
B e etle hatte die Hälfte der Strecke zum Palast zurückgelegt, als er sah, dass ihm auf der anderen Seite der Zaubererallee Jenna entgegengerannt kam. Fußgänger sprangen zur Seite, wenn sie ihr goldenes Diadem im Fackelschein aufblitzen sahen, und schauten verdutzt hinter ihr her, wie sie mit fliegenden Haaren und wehendem rotem Mantel an ihnen vorbeirauschte. Über ihr versuchte ein kleiner, unsichtbarer Liebesvogel verzweifelt, dem funkelnden Diadem auf seinem Zickzackkurs durch das Gedränge in Richtung Zaubererturm zu folgen.
Beetle überquerte rasch die breite Allee. Es fiel ihm schwer, sich über eine der alten Manuskriptorium-Regeln, die jeder Schreiber unterschreiben muss, hinwegzusetzen: auf der Zaubererallee nicht rennen, schreien, fluchen, singen oder tanzen. Diese Regel war während seiner Zeit im Manuskriptorium sehr ernst genommen worden, und bis heute hatte er sie nie gebrochen. Doch als Jenna nun so eilig in Richtung des Großen Bogens lief, der auf den Hof des Zaubererturms führte, brach er gleich zwei Grundsätze auf einmal. Er begann zu rennen, und er schrie: »Jenna. Jenna! « Und als daraufhin die Leute stehen blieben und ihn anstarrten, weil er es wohl an Respekt hatte fehlen lassen, rief er: »He, Prinzessin Jenna. Stehen bleiben!«
Doch Jenna blieb nicht stehen, sondern bahnte sich einen Weg durch die Menge, die sich um Maizie Smalls geschart hatte, um zuzusehen, wie sie die allerletzte Fackel entzündete. Als Jenna versuchte, einen Bogen um Beetle zu machen – der für sie nur ein menschliches Hindernis war, das ihr den Weg versperrte –, streckte er den Arm aus, um sie aufzuhalten.
Jenna schaute auf und funkelte ihn zornig an. »Gehen Sie mir aus dem ...oh, Beetle, du bist es!« Sie schlang die Arme um ihn.
»Oooh«, rief jemand aus der Menge. »Seht mal! Da ist die Prinzessin und der Junge, der ...«
»Lass uns von hier verschwinden«, sagte Beetle, obwohl er sich nur ungern aus der Umarmung löste. Er nahm Jenna an der
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