Septimus Heap 06 - Darke
gegenübertreten, wenn er sich nur wieder zu seiner vollen Größe aufrichten könnte.
Beetle stöhnte laut auf. Das Gemurmel schwoll an und übertönte das Pochen seines Herzens, und dann begann eine Seitenwand des Sarges zu wackeln. Beetle schloss die Augen. Er wusste, dass jeden Augenblick ein Gespenst die Seitenwand wegreißen würde, und das war es dann. Wenn er Glück hatte, blieben ihm noch ein paar Sekunden, um sich aufzusetzen und seine verdrehten Arme und Beine zu strecken – aber nur, wenn er Glück hatte. Und dann? Dann war es um ihn geschehen. Er dachte an seine Mutter und unterdrückte ein Schluchzen. Sie würde nie erfahren, was mit ihm passiert war. Aber vielleicht... vielleicht war es besser so. Das Gemurmel wurde immer erregter, und Beetle machte sich auf das Schlimmste gefasst.
Mit einem Ruck wurde die Seitenwand des Sarges weggerissen. Licht flutete herein, und Beetle purzelte aus dem Schrank für laufende Bestellungen im Manuskriptorium. Mit einem schmerzhaften Plumps landete er auf dem Boden. Jemand schrie.
»Herrje, du bist das!«, stieß Foxy hervor.
Beetle blieb benommen auf dem Rücken liegen. Er kam sich vor wie ein Wackelpudding, den man aus der Form gestürzt hatte, bevor er richtig fest geworden war. Zögernd schlug er die Augen auf und blickte direkt auf Foxys Nase – die nicht das Schönste an Foxy war.
»Hä?«, krächzte er als Antwort.
Ein Haufen Schreiber drängte sich um ihn.
»He, Beetle, alles in Ordnung?«, fragte ein Mädchen mit kurzen braunen Haaren und besorgter Miene. Sie kniete sich hin und half ihm, sich aufzusetzen.
Beetle nickte langsam. »Ja. Danke, Romilly. Mir geht es gut. Jetzt. Ich dachte schon, ich würde ... nein, mir geht es nicht gut.« Er schüttelte den Kopf und versuchte, all die furchtbaren Gedanken abzuschütteln, die ihn in den letzten Minuten heimgesucht hatten.
Plötzlich ertönte eine unangenehm vertraute Stimme. »Was ... hatschi.. . geht hier vor, Mr. Fox?«
Foxy sprang auf. »Nichts, Miss Djinn. Nur ein kleiner ... äh ... Zwischenfall im Schrank für laufende Bestellungen. Mit einem Bumerang-Charm. Er ist... zurückgekommen. Völlig überraschend.«
Die kurze, rundliche Gestalt der Obermagieschreiberin stand, in ihr marineblaues Seidengewand gehüllt, im Eingang zur Hermetischen Kammer am anderen Ende des Manuskriptoriums. Infolge ihrer Kosteneinsparungsmaßnahmen war der Raum zum Glück nur spärlich beleuchtet, sodass sie nicht deutlich sehen konnte, wer da im Halbdunkel neben dem Schrank saß.
Wieder musste Jillie Djinn niesen. »Anscheinend haben Sie nicht einmal einen einfachen Charm im Griff, Mr. Fox«, blaffte sie. »Wenn es noch einmal... hatschi... hatschi ... zu einem derartigen ... hatschi ... Zwischenfall kommt, werde ich mich genötigt sehen, Ihre Beförderung noch einmal zu überdenken.«
»Ich ... ich ...«, stammelte Foxy.
Jillie Djinn putzte sich lautstark und hingebungsvoll die Nase. Es war kein schöner Anblick. »Warum, bitte schön, wurde mir der Charm nicht zur Inventur gebracht?«, fragte sie brüsk.
Romilly sah, dass Foxy um eine Antwort rang. »Er ist einfach so zurückgekommen, Miss Djinn«, sagte sie.
»Miss Badger«, erwiderte Jillie Djinn, »ich habe den Charm-Schreiber gefragt, nicht Sie. Und vom Charm-Schreiber will ich auch eine Antwort haben.«
»Er ist einfach so zurückgekommen, Miss Djinn«, wiederholte Foxy.
Jillie Djinn war nicht erfreut. » Hatschi! Jetzt, wo er zurück ist, will ich ihn für die Inventur. Und zwar sofort, Mr. Fox.«
Foxy geriet in Panik. »Schnell«, zischte er Beetle zu. »Gib ihn mir. Bevor sie herkommt, um ihn zu holen.«
Endlich begriff Beetle, was geschehen war. Er schob seine immer noch zitternde Hand in die linke Brusttasche seiner Admiralsjacke, zog das kleine geschwungene Stück Holz heraus und reichte es Foxy mit einem leisen »Danke«.
Die Schreibpulte im Manuskriptorium ragten unter ihren gedämpften Lampen dunkel empor wie winterliche Bäume bei Sonnenuntergang. Foxy eilte zwischen ihnen hindurch zum anderen Ende des Manuskriptoriums und überreichte seiner Chefin den kleinen Bumerang. Jillie Djinn nahm ihn und sah Foxy misstrauisch an.
»Warum sitzen die Schreiber nicht an ihren Pulten?«, fragte sie.
»Äh ... nun ja, weil wir ein kleines Problem hatten«, antwortete Foxy. »Aber jetzt ist wieder alles in Ordnung.«
»Was für ein ... hatschi ... Problem?«
»Nun ja ...« Schlagfertigkeit gehörte nicht zu Foxys Stärken.
»Mr. Fox, wenn Sie mir
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