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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Ärgerlich machte er wieder kehrt, doch als er um die Ecke bog, sah er, dass die Laterne über der eisenbeschlagenen Tür ausgegangen war.
    Und von Jenna keine Spur.
    Beetle blieb vor der Tür stehen. »Jenna?«, rief er fast flüsternd. »Jenna?«
    Es kam keine Antwort. Kalte Regentropfen fielen. Beetle zitterte in seiner Admiralsjacke und wickelte sich den Wollschal ein zweites Mal um den Hals. Er wäre jetzt liebend gern woanders gewesen. Und er hätte liebend gern gewusst, was Jenna damit bezweckte – manchmal verstand er sie überhaupt nicht. Im Glauben, dass sie etwas vorhatte, wovon sie ihm nicht erzählen wollte, und deshalb erneut versucht hatte, ihn loszuwerden, stapfte er mürrisch zum berüchtigten Ende des Schlupfs. Was immer Jenna plante, er würde sie in Messer-Meckis Schlupf nicht alleine lassen.
    Am Ende der Gasse war niemand. Beetles Verärgerung wich der Sorge. Er spähte in den offenen Kanal, neben den jemand fürsorglich ein morsches Brett gelegt hatte, auf das »Vorsicht!« gekritzelt war. Er zückte seine blaue Taschenlampe, knipste sie an, ging vorsichtig in die Knie und beugte sich über den Kanal. Ein übler Geruch schlug ihm entgegen.
    »Jenna ... Jenna?«, rief er nervös, und seine Stimme hallte durch die Dunkelheit.
    Es kam keine Antwort, und er war froh darüber, bis ihm ein Schreckensbild durch den Kopf schoss – Jenna, wie sie ohnmächtig irgendwo da unten lag. Er beugte sich ein Stück weiter vor und leuchtete mit der Lampe in die Tiefe. Weit unten sah er träge fließendes Wasser und – oh, nein! – etwas Dunkles, halb von Wasser bedeckt.
    »Jenna!«, rief er nach unten, und das Echo seines Rufs schallte aus dem Kanal zurück.
    Hinter ihm hüstelte es. »He. Was verloren?«, fragte eine vertraute Stimme.
    »Wolfsjunge!« Beetle fuhr herum und schaute auf. »Oh, Entschuldigung. Du bist es.«
    »Ja, da hast du wohl recht«, sagte der Junge. »Ich bin es. Und wer bist du?«
    »Beetle. Erinnerst du dich nicht, vorhin in der Gruselgrotte? Ach so, ich verstehe, du musst Marcus sein.«
    Marcus grinste. »Du warst in der Grotte? Ist Matt noch dort?«
    »Äh, ja.«
    »Gut«, sagte Marcus. »Ich komme zu spät zu meiner Schicht. Ich habe diesen Weg hier nur genommen, weil ich in Eile bin – über die Mauer ist es kürzer.« Er musterte Beetle genauer. »Und warum bist du hier?«
    Beetle deutete mit seiner Taschenlampe in den Kanal. »Ich glaube, Jenna ist da hineingefallen. Siehst du?«
    »He, starke Taschenlampe«, sagte Marcus und spähte in den Kanal. Beetle richtete den Lichtstrahl auf das dunkle Etwas, das unten im Wasser lag. »Nein, das ist kein Mensch«, befand Marcus. »Das sind nur irgendwelche alten Klamotten.«
    Beetle war nicht überzeugt.
    »Du kannst ja runtergehen und nachsehen, wenn du willst«, sagte Marcus. »Nachsehen, ob es – wer, sagst du, soll das sein?«
    »Jenna. Prinzessin Jenna.«
    Marcus pfiff beeindruckt. »Prinzessin Jenna? Was hat die denn hier verloren?« Er spähte noch einmal nach unten. »Also wenn du wirklich glaubst, dass das die Prinzessin ist, solltest du besser nachschauen. Da sind Eisensprossen an der Seite, siehst du?«
    In den stinkenden Kanal zu klettern war das Letzte, was Beetle wollte, aber ihm blieb keine andere Wahl.
    »Ich halte für dich Wache«, sagte Marcus, während Beetle behutsam die beiden Bretter entfernte und sich über den Rand schwang. »Damit dir niemand ein Lösegeld abknöpft.«
    Beetles Kopf war schon halb im Kanalschacht verschwunden. »Was abknöpft?«, fragte er.
    »Ein Lösegeld. Weißt du, sie stoßen einen in den Kanal und lassen einen erst wieder heraus, wenn man ihnen alles gibt, was man am Leib trägt.«
    »Was man am Leib trägt?«, fragte Beetle geistesabwesend und blickte nach unten.
    »Ja.« Marcus grinste. »Es ist kein Vergnügen, nackt durch den Schlupf zu rennen, das kann ich dir sagen. Sei vorsichtig, die Sprossen sind rostig.«
    »Ah ja, gut.« Ganz vorsichtig stieg Beetle in den Kanal hinab. Die Sprossen waren wirklich rostig. Außerdem saßen sie locker im Mauerwerk, und als er sachte den Stiefel in den Schlamm auf dem Kanalboden setzte, hielt er die letzte Sprosse plötzlich in der Hand. Mit einem dumpfen Platsch fiel er in den Dreck.
    Er leuchtete mit der Lampe den Kanal entlang, doch in ihrem blauen Schein war nicht viel zu sehen. Die Lampe war für makellos weißes Eis gedacht, nicht für die schmutzig braune Brühe eines Abwasserkanals. Immerhin konnte er erkennen, dass der dunkle Haufen nicht

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