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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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kleine unsichtbare Vogel, vom Wind hin und her geworfen und vom Regen gepeitscht, nun aber beseelt von einem Fünkchen Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit seiner großen Liebe.
    »Beetle?«, sagte Jenna.
    »Mmm?«
    »Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen, weil ich Angst hatte, man würde mich dann für verrückt halten oder so, aber ich glaube, dass Merrin schon länger im Palast wohnt.«
    »Was?« Beetle sah sie erstaunt an.
    »Na ja, ich hatte schon öfter das Gefühl, ich hätte ihn um eine Ecke huschen sehen, nur war ich mir nie ganz sicher. Einmal habe ich sogar mit Mom darüber gesprochen, aber sie hat gemeint, es sei wahrscheinlich nur ein Geist gewesen. Weißt du noch, was Barney Pot zu Tante Zelda gesagt hat? Dass Merrin im Langgang über ihn hergefallen sei? Ich weiß, dass ihm niemand geglaubt hat, aber Barney erzählt keine Lügengeschichten. Und wenn es wahr ist, dann lungert Merrin seit mindestens achtzehn Monaten im Palast herum. Und das ist wirklich unheimlich.« Jenna erschauderte.
    »Das wäre ja furchtbar«, sagte Beetle. »Allein die Vorstellung, dass er sich da oben versteckt hält. Dich beobachtet. Und in der Nacht herumschleicht...«
    »Oh, hör auf, Beetle!«, protestierte Jenna. »Daran möchte ich gar nicht denken.«
    Sie hatten den Wegweiser ZUM ZAUBERERTURM erreicht, der von einer kleinen, in einer Halterung steckenden Fackel beschienen wurde. Das Schild wies in eine hell erleuchtete Gasse, die bei den Einheimischen unter dem Namen Zauberweg bekannt war. Dorthinein bogen sie ab und gingen zügig an den hübschen Häusern vorbei, in deren Fenstern zur Feier der Längsten Nacht bereits Kerzen brannten. Im Gehen fiel Beetle auf, dass Jenna immer unruhiger wurde.
    »Ist das der richtige Weg?«, fragte sie ihn nach einer Weile.
    »Natürlich.« Beetle warf ihr einen verwunderten Blick zu. Er wusste, dass sie die Gassen und Straßen rund um die Anwanden eigentlich in- und auswendig kannte.
    »Aber ... ich habe das Gefühl, dass wir falsch sind.«
    »Nein. Und das weißt du auch. Wir sind im Zauberweg.« Beetle war verwirrt.
    Jenna war stehen geblieben und schaute sich um, als sehe sie die Gasse zum ersten Mal. Über ihr flatterte hoffnungsfroh der winzige Vogel. Er war fast zu Hause.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Beetle und kniff die Augen zusammen. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas über Jennas Kopf schwebte, knapp außerhalb seines Blickfeldes.
    Jenna fuhr ihn zornig an. »Nichts ist los. Hör auf, ständig an mir herumzunörgeln. Ich will nur nicht den gleichen Weg gehen wie du, das ist alles.« Damit drehte sie sich um und rannte den Zauberweg entlang zurück, bog plötzlich nach links ab und verschwand in einer finsteren und verrufenen Gasse, die unter dem Namen Messer-Meckis Schlupf bekannt war.

* 14 *
    14.  In Messer-Meckis Schlupf
     

    B e etle jagte hinter Jenna her, doch im Gegensatz zu ihr war er kein geborener Läufer. Und so kam es, dass er ihren wehenden roten Mantel bald aus den Augen verlor. Die Prinzessin sprang über Pfützen, flitzte um Ecken, schlitterte durch unübersichtliche Kurven, als wäre sie schon hundertmal durch diese schmale dunkle Gasse gerannt, und Beetle folgte dem immer schwächer werdenden Echo ihrer Schritte, bis er nur noch das dumpfe Trommeln seiner eigenen Stiefel auf dem Pflaster hörte. Es war, als hätte sich Jenna in Luft aufgelöst.
    Von allen Gassen, die vom Zauberweg abzweigten, war Messer-Meckis Schlupf die schlimmste. Benannt war die schmale, gewundene Gasse nach einem berüchtigten Straßenräuber und Mordgesellen, der sie gerne als Fluchtweg benutzt hatte. Selbst wenn Messer-Mecki gewissermaßen schon den Atem seiner Verfolger im Nacken spürte, entkam er ihnen immer – und gab ihnen Rätsel auf –, indem er in den offenen Abwasserkanal am Ende der Gasse sprang und durch Wasser und Unrat zu seinem kleinen Boot watete, das er dort festgebunden hatte, wo die Kloake in den Fluss mündete.
    Beetle war es unbegreiflich, warum Jenna ausgerechnet in Messer-Meckis Schlupf gerannt war. Sie war wie er in den Anwanden aufgewachsen und hatte mit Sicherheit den Anwanden-Eignungstest abgelegt, für den man sich den Plan der Anwanden einprägen und in einer bestimmten Zeit selbstständig drei Gänge absolvieren musste. Diese Prüfung musste jedes Kind ablegen, bevor es sich frei und ohne Begleitung in den Anwanden bewegen durfte. Doch auch dann gab es noch Gassen, die für Kinder tabu waren, und Messer-Meckis Schlupf

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