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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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die bewusstlose Jenna war, wie er befürchtet hatte, sondern tatsächlich nur ein Berg alter Kleider. Um ganz sicher zu gehen, watete Beetle durch den Schlamm dorthin. Ohne sich um die Nässe zu kümmern, die in seine Stiefel einsickerte, stieß er vorsichtig mit dem Fuß gegen den Haufen. Er bewegte sich. Beetle schrie auf. Eine riesige Ratte schoss darunter hervor und flitzte in die Dunkelheit.
    »Alles in Ordnung?« Marcus’ Kopf erschien in der Kanalöffnung.
    »Ja.« Beetle kam sich albern vor. »War nur eine Ratte. Eine große.«
    »Davon gibt es hier jede Menge«, sagte Marcus. »Und Botenratten sind es mit Sicherheit nicht. Das muss eine ganze andere Art sein. Die beißen sofort zu, sobald sie dich sehen. Du hast Glück gehabt.«
    »Ach ...«
    »Ich nehme an, es ist nicht die Prinzessin?«, fragte Marcus.
    »Nein.«
    »Ich würde nicht so lange da unten bleiben. Es regnet seit Tagen. Da könnte es Hochwasser geben.«
    »Wie bitte?« Beetle konnte Marcus nicht richtig verstehen, da mit einem Mal ein leises Brausen zu hören war, das langsam lauter wurde. Es war, als würde ihm das Blut in den Kopf schießen.
    »Hochwasser . Oh, Scheibenkleister – he, pass auf!«
    Beetle verstand kein Wort von dem, was Marcus sagte, aber er hörte, dass etwas durch den Kanal auf ihn zukam. Er sprang in die Höhe und griff nach der Sprosse, musste aber feststellen, dass sie nicht mehr da war. Ach ja, richtig! Sie lag im Schlamm, dort, wo er sie vorhin hingeworfen hatte. Das Brausen in seinen Ohren schwoll an, und das Nächste, was er wahrnahm, war, dass eine Hand zu ihm herunterfasste und Marcus schrie: »Pack zu. Schnell!«
    Ein paar Sekunden später lagen Beetle und Marcus auf den nassen Pflastersteinen in Messer-Meckis Schlupf und starrten hinab in die Fluten, die unter ihnen durch den Kanal schössen.
    »Danke«, keuchte Beetle.
    »Gern geschehen«, keuchte Marcus zurück. »Ein Glück, dass Prinzessin Jenna nicht da unten war.«
    Beetle setzte sich auf. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar, wie er es immer tat, wenn er sich Sorgen machte – und bereute es schon im nächsten Moment. Wo war Jenna?

* 15 *
    15.  In der Schicksalskiste
     

    J e nna war in der Schicksalskiste. Als sie tonlos nach Beetle gerufen hatte und die Laterne erloschen war, hörte sie plötzlich, wie die beschlagene Tür hinter ihr knarrend aufging. Erschrocken wollte sie davonrennen, aber ihre Füße blieben wie angewurzelt vor der Tür stehen. Und als eine Hand herausfasste, sie hinten am Mantel packte und ins Haus zog, traten ihre Füße rückwärts über die Schwelle der Schicksalskiste und warteten dann geduldig, während eine junge Frau in Hexenkleidern, die gut in die Gruselgrotte gepasst hätten, mit einem Zauber die Tür verschloss und verriegelte.
    »Marissa!«, stieß Jenna hervor, aber wieder kam kein Laut aus ihrer Kehle.
    »Stumm wie ein Goldfisch«, grinste Marissa und klappte spöttisch den Mund auf und zu.
    Sie stieß Jenna, ohne ihren Mantel loszulassen, in den Flur des Hauses, das wie fast alle in der Burg ein langer und schmaler Bau war. Es war stockdunkel, doch Marissa kannte den Weg. Sie öffnete die erste Tür, die vom Flur abging, und schubste Jenna in einen tunnelähnlichen Raum, der an der hinteren Wand von zwei Binsenlichtern und einem kleinen Feuer erleuchtet wurde, das in einem großen Kamin flackerte. Die Binsenlichter erhellten eine Szene, die auf den ersten Blick behaglich wirkte – um einen Tisch saßen mehrere Frauen und aßen. Doch Jenna war alles andere als heimelig zumute. Die Frauen am Tisch waren der Porter Hexenzirkel.
    Alle Augen richteten sich auf Jenna, als Marissa den unfreiwilligen Gast brachte. Am Tisch angekommen, an dem noch zwei Stühle frei waren, packte Marissa Jenna noch fester am Mantel, als fürchtete sie, die Gefangene könnte ihr in letzter Sekunde noch entwischen. Dies war die erste Prüfung, die ihr der Zirkel auferlegt hatte, und sie wusste, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte. Der Stummzauber und der Fußfesselzauber hatten funktioniert, aber Marissa wusste aus Erfahrung, wie leicht einem eine Prinzessin entschlüpfen konnte, und wollte kein Risiko eingehen.
    Sie drückte Jenna auf einen der leeren Stühle und setzte sich neben sie. Jenna leistete keinen Widerstand. Sie starrte auf den Tisch vor ihr, zum einen, weil sie den Hexen auf keinen Fall in die Augen sehen wollte, und außerdem, weil sie von der Mahlzeit der Hexen gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen war. Es war

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