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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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schlimmer als alles, was man bei Tante Zelda vorgesetzt bekam, und das wollte was heißen. Tante Zelda bemühte sich wenigstens, ihre ausgefallenen Zutaten so lange zu kochen, bis sie schlechterdings nicht mehr zu erkennen waren. Hier aber hatte man sich nicht bemüht, etwas zu verbergen. Beim Anblick der Schüsseln mit sich windenden gesalzenen Ohrwürmern und der großen Platte mit enthäuteten, in einer klumpigen hellen Soße angerichteten Mäusen wurde Jenna übel. Sie sah weg und heftete ihren Blick auf das Tischtuch, das mit schwarzmagischen Symbolen und alten Bratensoßenflecken übersät war.
    Mit einem Kratzen, das Jenna durch Mark und Bein ging, stieß Linda – die Chefin vom Schmuckstand mit dem stechenden Blick – ihren Stuhl zurück und kam um den Tisch herum auf sie zu. Dicht vor ihr blieb sie stehen, und Jenna konnte den feuchten Moder riechen, der von den Kleidern der Hexe aufstieg, vermischt mit dem muffigen, schweren Duft verwelkter Rosen. Plötzlich flog Lindas Hand nach oben, als wollte sie zu einer Ohrfeige ausholen, und Jenna zuckte unwillkürlich zusammen. Doch die Hand schnellte zu einem Punkt über Jennas Kopf und pflückte etwas aus der Luft.
    Linda nahm die zur Faust geschlossene Hand wieder herunter und hielt sie vor Jenna hin. Sie grummelte ein paar Worte, um den Unsichtbarkeitszauber aufzuheben, und ließ die Finger aufschnappen. In der Hand der Hexe hockte der kleine, schillernde Vogel vom Markstand, den Jenna nicht hatte hochnehmen wollen.
    »So, mein Vögelchen«, schnurrte Linda. »Das hast du fein gemacht. Du hast uns die Prinzessin gebracht. Jetzt sollst du deine Belohnung erhalten.« Sie zog einen kleinen Käfig, den sie an einer Schnur um den Hals trug, unter ihrem Kleid hervor, nahm ihn ab und ließ den Käfig mit dem Gefangenen darin vor dem verängstigten Vogel in ihrer Hand hin- und herschwingen. »Hier ist dein kleiner Freund. Schau.«
    Die Vögel sahen einander an. Sie hockten starr da und gaben keinen Pieps von sich.
    Zur Überraschung aller warf Linda den Vogel, der auf ihrer Hand saß, plötzlich in die Luft. Gleichzeitig schleuderte sie den Käfig auf den Fußboden und hob den Fuß, um ihn zu zertreten. Da schrie die Hexenmutter: »Linda! Hör sofort auf damit!«
    Lindas Fuß verharrte mitten in der Luft.
    »Du hast eine Abmachung getroffen«, sagte die Hexenmutter. »Halte sie ein.«
    »Das ist doch nur ein dummer Piepmatz«, sagte Linda, den Fuß noch immer über dem Käfig.
    Die Hexenmutter erhob sich schwerfällig. »Es kann gefährlich werden, wenn man eine schwarzmagische Abmachung bricht. Schreib dir das hinter die Ohren, Linda. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du die Regeln vergisst. Es ist nicht gut für eine Hexe, die Regeln zu vergessen. Habe ich recht, Linda?« Sie beugte sich über den Tisch und starrte die Hexe an. »Habe ... ich ... recht?«, wiederholte sie drohend.
    Linda zog langsam den Fuß von dem Käfig weg. »Ja, Hexenmutter«, murrte sie beleidigt.
    Daphne, die pummelige Hexe, die für Jenna so aussah, als wäre sie in einen Sack eingenäht, in dem jemand verfaulten Abfall vergessen hatte, stand geräuschlos auf, trippelte auf Zehenspitzen um Linda herum und hob den Käfig vom Boden auf.
    »Was bist du nur für ein Ekel«, sagte sie tapfer zu Linda. »Nur weil du ständig auf meinem Riesenholzwurm herumtrampelst, bildest du dir ein, du könntest auf allem herumtrampeln.« Daphnes fleckige Wurstfinger fummelten an der Käfigtür und schafften es, sie zu öffnen. Der gefangene Vogel fiel heraus, landete auf dem Tisch neben einem Haufen sauber abgenagter Mäuseknochen, die der Hexenmutter als Zahnstocher dienten, und blieb verdutzt liegen.
    Jenna verfolgte das Geschehen mit Entsetzen, während sie gleichzeitig verzweifelt über eine Fluchtmöglichkeit nachdachte. Jetzt sah sie, wie der Vogel, der sie hierhergeführt hatte, zu seinem Gefährten auf den Tisch flog und ihn zärtlich anstupste. Der andere schlug verwundert mit den Flügeln, schüttelte das Gefieder, und wenige Augenblicke später flatterten beide etwas wackelig in eine dunkle Ecke des Zimmers. Jenna beneidete sie.
    Die Hexenmutter wandte ihre Aufmerksamkeit Jenna zu. »Schön, schön«, sagte sie mit einer hässlichen Grimasse. »Da hätten wir sie also, unsere Prinzessin.« Sie musterte Jenna von oben bis unten, als wollte sie ein Pferd kaufen und den Preis herunterhandeln. »Das dürfte wohl funktionieren.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, warum wir sie überhaupt brauchen«,

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