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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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die Stimme des Alchimisten durch den Rauch der verloschenen Kerzen zu ihm. Dann hörte er, wie Marcellus mit den Fingern schnippte. Sogleich flammten die Kerzen wieder auf, doch es blieb kalt, so kalt, dass ihre Atemwolken in der Kammer dampften.
    Marcellus hatte jetzt die volle Aufmerksamkeit des Lehrlings. »Als Erstes musst du einen Namen wählen, den du im Umgang mit den Dunkelkräften benutzen willst. Zauberer drehen, wenn sie sich überhaupt so weit wagen, einfach ihren Namen um, aber sie ahnen nicht, wie gefährlich das ist. Du wirst von den Dunkelkräften niemals freikommen, wenn du das tust, denn du kannst dann jederzeit durchschaut werden. Wir Alchimisten sind da klüger. Wir nehmen nur die letzten drei Buchstaben unseres Namens und drehen sie um. Das würde ich auch dir raten.«
    »SUM«, sagte Septimus.
    Marcellus lächelte. »Sum, lateinisch: Ich bin. Hervorragend. Wenn du deinen Namen benutzen musst, nenne diesen. Er kommt deinem richtigen Namen so nahe, dass er für wahr gehalten wird, aber nicht so nahe, dass du durchschaut werden kannst. Nun kommen wir zu dem eigentlichen Grund, warum wir hier sind: Lehrling, willst du den Dunkelschleier anlegen?«
    Septimus nickte.
    »Sag es«, forderte ihn Marcellus auf. »Ich kann dich nicht durch diese Schritte geleiten, wenn du nur mit dem Kopf nickst. Es muss klar sein, dass du weitermachen willst.«
    »Ich will«, sagte Septimus mit leicht zitternder Stimme.
    »Ausgezeichnet. Nun halte die Zunderbüchse an dein Herz, etwa so ...«
    Septimus hielt die Zunderbüchse an sein Herz. Stechende Kälte durchfuhr ihn wie ein Dolch aus Eis.
    Marcellus setzte seine Unterweisung fort. »Halte deine Hand ganz still – kein Gezappel mehr. Gut so. Jetzt sprich mir nach.«
    Und dann stimmte der alte Alchimist eine Zauberformel an, indem er Umkehrworte benutzte, die Septimus nie zuvor gehört hatte und die, wie er vermutete, wohl auch Marcia noch nie gehört hatte. Von diesen Worten wurde ihm noch kälter als von dem eisigen Druck der Zunderbüchse, kälter noch als von der frostigen Luft in der Kammer. Und als Marcellus die letzte Zeile – »Niem Lhefeb tetual: etüheb Sum« – gesprochen hatte, klapperte Septimus mit den Zähnen.
    »Öffne die Büchse«, befahl der Alchimist.
    Im ersten Moment dachte Septimus, die Büchse sei leer. Er sah nur stumpfes graues Metall, doch als er genauer hinschaute, war er sich nicht mehr sicher, ob das, was er sah, wirklich Metall war. Das Innere der Büchse wirkte merkwürdig verschwommen. Vorsichtig, als könnte ihn etwas beißen, fasste er hinein. Seine Finger verrieten ihm, dass da tatsächlich etwas war, etwas Weiches und Zartes.
    »Du hast ihn gefunden.« Marcellus machte ein zufriedenes Gesicht. »Oder genauer gesagt, er hat dich gefunden. Das ist gut. Jetzt nimm ihn heraus und lege ihn an.«
    Septimus kam sich vor, wie wenn er mit Barney Pot ein »Tun wir so als ob«-Spiel spielte. Er legte Daumen und Zeigefinger aneinander und bekam etwas Unbestimmbares zu fassen, das er gar nicht richtig spürte. Ihm war, als würde er Spinnweben aus einem Gefäß ziehen – Spinnweben, die ihm die achtbeinige Bewohnerin des Gefäßes nicht überlassen wollte. Er wandte mehr Kraft auf, und als er die Hand in die Höhe hob, sah er, dass er eine lange, hauchdünne Stoffbahn aus der Büchse zog.
    Marcellus Pyes Augen leuchteten im Kerzenlicht vor Erregung. »Du hast es vollbracht ...«, flüsterte er und klang dabei sehr erleichtert. »Du hast den Dunkelschleier gefunden.«
    Der Dunkelschleier erinnerte Septimus an einen von Sarah Heaps leichten Schals, obgleich Sarah hellere Farben bevorzugte. Der Dunkelschleier hatte einen unbestimmbaren Farbton, den Sarah als langweilig verworfen hätte. Und er war viel größer als jeder Schal, den Sarah besaß. Septimus zog und zog, und der Dunkelschleier quoll aus der Zunderbüchse, fiel in weichen, schwerelosen Falten über seinen Schoß und wallte zu Boden. Septimus begann sich zu fragen, wie lang er eigentlich war.
    Marcellus beantwortete seine unausgesprochene Frage. »Er ist genauso lang, wie du ihn brauchst. Wenn ich dir einen Rat geben darf, Lehrling: Ziehe jetzt einen Faden heraus – das ist leicht getan – und trage ihn bei dir. Er wird stark sein wie ein Seil, und nach meiner Erfahrung kann es nicht schaden, jederzeit etwas Schwarzmagisches zur Hand zu haben, wenn man sich in die Dunkelwelten begibt.«
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Septimus nun, welche Geheimnisse in Marcellus Pyes

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