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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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des alten Alchimisten aus seinen Kleidern und schob die Gewissensbisse wegen Marcia beiseite, die in seinem Besuch bei Marcellus, wie er wusste, einen Treuebruch sah.
    Er war fest entschlossen, das zu tun, was er für richtig hielt. Heute war sein vierzehnter Geburtstag – ein Tag, der überall in der Burg als Schritt in die Selbstständigkeit anerkannt war. Er war kein Kind mehr. Jetzt war er sein eigener Herr und traf seine eigenen Entscheidungen.
    Ein paar Straßen entfernt begann die Turmuhr im Tuchhändlerhof zu läuten. Septimus zählte sechs Schläge und beschleunigte seine Schritte. Er kam zu spät. Dabei hatte er versprochen, um sechs bei seiner Mutter zu sein.
    Als Septimus eilig in die Zaubererallee einbog, bot sich ihm jedoch ein etwas anderes Bild, als er erwartet hatte. Die Allee war zwar voller Menschen, wie immer in der Längsten Nacht, doch statt wie sonst auf und ab zu schlendern, sich angeregt zu unterhalten und auf die interessanteren Fenster zu zeigen (denn in den letzten Jahren war zwischen den Ladenbesitzern ein ernster Wettstreit um das schönste Schaufenster entbrannt), standen die Leute reglos da und blickten zum Palast. Dies allein war schon seltsam genug, doch was Septimus vollends bedenklich stimmte, war die angespannte Stille.
    »Ich wundere mich, dass Sie nicht mit dabei sind, Lehrling«, sagte eine Stimme hinter ihm. Bei dem Wort »Lehrling« drehten sich mehrere Köpfe nach Septimus um.
    Er schaute sich um und sah Maizie Smalls, die hinter ihm stand. Sie machte ein besorgtes Gesicht. »Ich meine, bei dem Kordon um den Palast«, präzisierte sie.
    »Ein Kordon? Um den Palast?«
    »Ja. Ich hoffe nur, meinem Kater geht es gut. Binkie ändert nur äußerst ungern seine Gewohnheiten. Er ist alt geworden, verstehen Sie, und da ...oh ...«
    Septimus war weg, er war auf dem Weg zum Palast. Er kam schneller durch die Menge, als er erwartet hatte. Sobald die Leute erkannten, dass es der Außergewöhnliche Lehrling war, der an ihnen vorbeidrängte oder ihnen auf die Zehen trat, machten sie respektvoll Platz – alle bis auf Gringe, der ihn festhielt und knurrte: »Jetzt aber dalli, dalli, Junge. Etwas zu spät dran, wie?« Doch er ließ ihn los, als Lucy protestierte: »Lass das, Dad. Siehst du denn nicht, dass er in Eile ist?«
    Septimus warf Lucy einen dankbaren Blick zu und hastete weiter. Im Gehen entdeckte er Nicko, der mit Rupert, Lucys Bruder, sprach. Aber er hatte jetzt keine Zeit, ihm Hallo zu sagen. Er musste so schnell wie möglich zum Palast.
    Als er am Palasttor ankam, sah er, dass Gringe recht gehabt hatte. Er kam tatsächlich zu spät. Auf dem Rasen, ein paar Meter hinter dem Tor, war der Kordon bereits errichtet: eine lange Kette von Zauberern, Lehrlingen und Schreibern hatte den Palast umstellt, wobei jeder ein lila Seil in der Hand hielt, das ihn mit seinen Nachbarn zur Rechten und Linken verband. An der Reglosigkeit und Konzentration der Beteiligten merkte Septimus, dass der Kordon vollendet war.
    Es war das erste Mal, dass er einen richtigen Kordon sah, obwohl im Hof des Zaubererturms gelegentlich welche geübt wurden und ein paar Lehrlinge einmal – zu Gringes Ärger – aus Spaß einen um das Nordtor gezogen hatten. Im Idealfall hielten sich diejenigen, die den Kordon bildeten, an der Hand wie Kinder bei dem beliebten Spiel »Ringelreihen um den Zaubererturm«. Doch um eine Kette um das größte Gebäude in der Burg bilden zu können, musste jeder ein Stück leitfähige, magische Schnur zu Hilfe nehmen, wie es alle Zauberer, Lehrlinge und Schreiber stets bei sich trugen.
    Septimus stand vor der stummen Menge der Zuschauer, betrachtete den Kordon und versuchte zu verstehen, was hier vorging. Bei einem Zauber abseits zu stehen war für ihn eine neue, ungewohnte Erfahrung, die ihm ganz und gar nicht gefiel. Bald jedoch dämmerte ihm, dass er noch einmal Glück gehabt hatte. Wäre er nämlich nur ein paar Minuten früher zur Stelle gewesen, hätte Marcia darauf bestanden, dass er an dem Kordon mitwirkte, und mit dem Dunkelschleier in seiner Geheimtasche hätte er das nicht gewagt. Die Erleichterung darüber, dass er Marcia keine Erklärung geben musste, versöhnte ihn beinahe damit, dass er einen Zauber von historischer Bedeutung versäumte – aber nur beinahe.
    Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Er schlüpfte durch das Tor und ging langsam über den Rasen. Im Näherkommen sah er, dass innerhalb des Kordons vier Gestalten auf

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