Septimus Heap - Fyre
weiter. »Wäre Julia nicht gewesen, hätte ich nie die Bekanntschaft der Alchimisten gemacht.«
»Dort gibt es Alchimisten?«, fragte Septimus.
»Na klar. Ich weiß jetzt viel mehr über Marcellus. Von dort kommen sie her, Sep. Vom selben Ort wie ich – oder vielmehr meine Familie. Von einer Insel in der Lagune.«
»Lagune?«
»Ja. So heißt die ganze Gegend dort. Es gibt dort zahllose Inseln. Wir waren auf der größten, aber die Alchimisten leben auf einer anderen – dort stellen sie diese speziellen dunklen Spiegel her. Wie Marcellus einen gemacht hat, Sep.«
»Ach die.« Septimus verzog das Gesicht. Er litt immer noch unter Albträumen, in denen er in Marcellus’ Spiegel gezogen wurde.
Jenna sah sich um und senkte die Stimme. »Dort gab es auch jede Menge Sachen aus der Burg, Sep. Ich hätte mir so sehr gewünscht, du hättest dabei sein und dir alles ansehen können. Da gab es so … was war das? «
Hinter ihnen war ein lautes Krachen ertönt. Eine Geheimtür in der Holztäfelung sprang auf, und mit wilden Blicken und lautem Gebrüll stürmten die beiden Heap-Onkel in den Saal.
* 32 *
HEAPS GEGEN HEAPS
Eine kurze Stille trat ein, während die gegnerischen Lager der Heaps, beide gleichermaßen erschrocken, einander anstarrten. Mit ihren strohblonden Wuschelköpfen und ihren alten bunten Mänteln, die feucht und schlammverschmiert an ihnen hingen, sahen die beiden Gestalten, die aus der Wand hervorgestürzt waren, tatsächlich nur wie die beiden trotteligen alten Onkel Edmund und Ernold aus, sodass die vier echten Heaps bei ihrem Anblick Mitleid bekamen. Jenna musste gegen das Verlangen ankämpfen, zu ihnen zu laufen und ihnen einen Platz am Kamin anzubieten. Für einen Moment rührte sich niemand. Die Eindringlinge verschafften sich einen Überblick über die Lage. Wie Suchscheinwerfer schweiften ihre Blicke durch die Halle, erfassten jeden Anwesenden und wanderten dann weiter zum nächsten, als arbeiteten sie eine Liste ab.
Die anderen erwiderten ihre Blicke, starr wie Kaninchen vor der Schlange. Die Zeit verlangsamte sich, der Augenblick dehnte sich zu einer halben Ewigkeit, bis – peng! – die Tür in derVertäfelung zuknallte. Blitzschnell warf sich Simon schützend vor Jenna, doch Nicko stieß ihn weg. Simon fuhr wütend herum. »Ich will ihr doch nichts tun, Nicko!«
»Das weiß ich«, rief Nicko. »Aber du wirst gebraucht. Ihr müsst sie aufhalten. Du und Sep. Notfalls mit deinen Dunkeltricks, Si – ganz egal!«
Simon lächelte – Nicko hatte ihn Si genannt. Jetzt hielten alle Heaps wieder zusammen, genau wie früher. Die Heaps gegen den Rest der Welt, obwohl es im Moment eher danach aussah, als stünden Heaps gegen Heaps. Denn dass die beiden Gestalten vor ihnen nicht Ernold und Edmund sein sollten, war schwer zu glauben.
Aber die letzten Zweifel verflogen rasch – als die beiden anfingen zu sprechen. Mit kalten, hohlen Stimmen, die wie aus dem Innern einer tiefen dunklen Höhle klangen, sagten sie, sich nahtlos abwechselnd:
»Wir kommen …«
»… wegen der …«
»… Prinzessin.«
Ihre Stimmen brachten Jenna aus dem Gleichgewicht. Es war, als hätten sie eine alte Erinnerung in ihr wachgerufen. Am liebsten wäre sie schreiend aus der Halle gerannt – was vermutlich genau das war, was die beiden Kerle wollten. Doch Jenna kämpfte gegen das Verlangen an und nahm all ihren Mut zusammen. Wenn sie ihnen ruhig antwortete, so sagte sie sich, würden sie vielleicht aus Respekt vor ihr wieder verschwinden. Sie holte tief Luft, damit sie mit fester Stimme sprechen konnte, doch zu ihrem Ärger antwortete Simon für sie.
»Sie ist nicht hier«, sagte er.
Die Zauberer tauschten grinsend einen wissenden Blick.
»Nomis.«
Bei der Nennung seines Dunkelnamens zuckte Simon zusammen.
»Du bist …«
»… einer …«
»… von uns.«
»Nein!«, rief Simon. »Ich bin …«
»… keiner von euch«, beendete Septimus den Satz für ihn, indem er die Zauberer nachäffte.
»Du …«
»… lügst«, fauchten die Zauberer.
»Wir sehen …«
»… die Prinzessin …«
»… und du bist … «
»… einer von …«
»… unsssss.« Das letzte Wort klang wie das Zischen einer Schlange, die sich aufbäumt, um zuzustoßen.
Mit ruckenden Bewegungen wie zwei Maschinenmenschen stapften die beiden Onkel los. Doch ihr merkwürdiger Gang war nicht nur auf ihre Erschöpfung zurückzuführen, sondern auch darauf, dass Ernold und Edmund Heap noch nicht ganz verbraucht waren und
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