Septimus Heap - Fyre
sich den Absichten der Dunkelzauberer widersetzten.
Septimus, Nicko, Jenna und Simon wichen in Richtung Tür zurück. Im Halbdunkel hinter den näher kommenden Zauberern machte Septimus das nervöse Schwanken eines gelben Donuts-Stapels aus, aber er verbannte Jim Knee aus seinen Gedanken. Jetzt musste er sich konzentrieren. Er musste einen Schutzschild errichten – was er noch nie getan hatte.
Er beschloss, nur Jenna und Nicko zu schützen – je weniger Personen der Schild zu verteidigen hatte, desto wirkungsvoller war er. Septimus legte Simon den Arm um die Schultern und trat mit ihm ein Stück zur Seite, dann wirbelte er herum, ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. Zu seiner Erleichterung schoss ein helles lilafarbenes Lichtband aus seinen erhobenen Händen und stülpte sich wie eine kleine, trübe Halbkugel über Jenna und Nicko, die ganz verdutzt waren. Es war ein sehr einfacher Schutzschild, aber er erfüllte seinen Zweck. Jenna und Nicko äugten darunter hervor wie zwei gefangene Mäuse unter einer Glasglocke.
»Wie …«
»… reizend.«
Ein scharfes Knacken wie von brechenden Knochen erklang, dann schoss ein Lichtblitz hervor, und plötzlich hielten Edmund und Ernold schwarz schimmernde Stäbe in der Hand, glatt wie Glas.
Simon war entsetzt. Er hatte solche Stäbe noch nie gesehen, aber er erkannte sie sofort: flüchtige Zauberstäbe. Er wusste, dass sie einen schmalen Silberkern besaßen, der den Stab in seiner ganzen Länge durchzog und hoch zentrierte schwarze Magie enthielt. Explosive Zauberstäbe waren mächtige, treffsichere und außerordentlich gefährliche Waffen. Simon wurde ganz flau – sie waren verloren.
Ein donnerndes Krachen ertönte. Die Saalwände bebten, und aus den Spitzen der Zauberstäbe schnellten zwei Feuerkugeln und schossen auf den Schutzschild zu. Jenna und Nicko warfen sich zu Boden, aber die Kugeln erreichten den Schild nicht – Simon wirbelte seinen Mantel in die Luft und fing sie ab. Der Mantel ging in Flammen auf, doch scheinbar unbeeindruckt, als finge sein Mantel regelmäßig Feuer, warf ihn Simon zu Boden und trampelte darauf herum.
»Kommt schon«, forderte er die Zauberer heraus, »das könnt ihr besser.«
Dies erschien Septimus etwas gewagt. Er zweifelte nicht im Geringsten daran, dass die Zauberer es besser konnten und auch gleich den Beweis dafür antreten würden.
Doch Simon wusste genau, was er tat. Er wusste, dass Dunkelzauberer sich von Angst nährten und höhnische Verachtung die beste Verteidigung war. Außerdem wusste er, dass er neben Verachtung Stärke zeigen musste, und so brach er das Lucy gegebene Versprechen, nie wieder auf schwarzmagische Tricks zurückzugreifen. Aus der letzten Flamme seines brennenden Mantels zauberte er eine Feuerschlange und schleuderte sie den Zauberern entgegen.
Die lodernde Schlange flog durch die Luft, wickelte sich einmal, zweimal, dreimal um die Zauberer und zog sich dann zusammen. Doch wie alles Schwarzmagische war sie ein zweischneidiges Schwert. Schamandrigger Saarn und Dramindonnor Naarn nutzten sie im Nu zu ihrem Vorteil. Mithilfe der Flamme erzeugten sie eine schwarze Rauchwolke, warfen sie über Simon und Septimus und sperrten die beiden in einen qualmenden Ring, der nach verbrannter Schlange roch. Dann wickelte Schamandrigger die Feuerschlange um seinen Zauberstab und schleuderte sie in den Rauch. Sie versengte Septimus die Haare und fiel dann zuckend zu Boden. Simon zertrat sie geistesgegenwärtig, aber weder er noch Septimus fanden aus dem beißenden Rauch heraus.
Nun griffen die Dunkelzauberer den Schutzschild an. Ihre Zauberstäbe wie Speere schwingend, stachen sie in die lila schimmernde Glocke. Ein schmerzvolles Stöhnen war zu hören, und das lila Licht begann zu verblassen.
»Jenna«, flüsterte Nicko, »ich werde sie ablenken, damit du fliehen kannst. Lauf zum Königinnenweg. Dorthin können sie dir nicht folgen.«
»Sei still«, erwiderte Jenna.
»Was?«, fragte Nicko, unsicher, ob er richtig gehört hatte.
»Du sollst still sein«, fuhr ihn Jenna an.
Nicko bekam es mit der Angst. Mit Jenna ging etwas Seltsames vor.
Dann brach der Schutzschild zusammen.
Und mit einem Mal blickte Jenna ihren bemitleidenswert geschundenen und zutiefst verängstigen Onkeln in die Augen. Und sie sah, dass tief in diesen Augen die Bosheit der Dunkelzauberer lauerte. Seit sie wusste, dass sie eine Prinzessin war, hatte sie schon so manches Mal große Angst ausgestanden, aber noch nie derart große wie in
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