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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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den Seidentüchern ließ etwas Rattenhaftes erahnen, aber die braunen Augen funkelten menschlich hinter den Brillengläsern, als er die Daumen nach oben reckte. Er stellte die Schale auf den Arbeitstisch und schob Beetle und Marcia eine kleine weiße Karte hin. Darauf stand: MIT MILCH UND OHNE ZUCKER BITTE.
    »Wie?«, fragte Beetle verwirrt.
    Ephaniah gab einen Laut von sich, der ein Rattenlachen gewesen sein konnte, und drehte die Karte um. Nun war dort zu lesen: DIE AUFFRISCHUNG IST ABGESCHLOSSEN.
    Beetle und Marcia blickten auf den weißen Papierbogen, der, jetzt dick und glänzend, vor ihnen lag. Ephaniahs lange, schmale, rattenartige Finger fuhren eine verblasste Kritzelei nach, die wie eine Fußnote unter die Zeichnung gesetzt war. Marcia zückte ihre Zauberlupe und reichte sie Beetle.
    Beetle schüttelte den Kopf. »Nein, Sie zuerst.«
    Marcia hielt die Lupe dicht über die Schrift und spähte hindurch. Sie schnalzte beim Lesen missbilligend mit der Zunge, dann gab sie Beetle die Lupe. Als er gelesen hatte, fragte sie: »Und? Was haben Sie entziffert?«
    »Julius ZURK, M. Sie auch?«
    »Ja. Wer war Julius Zurk, frage ich mich. Ungewöhnlicher Name.«
    »Das ist kein Name«, erklärte Beetle. »Das ist eine altmodische Abkürzung für ›Zur Kenntnisname‹. Die benützt heute kein Mensch mehr.«
    »Verstehe. Und wie alt, glauben Sie, ist dieses Dokument, Ephaniah?«, fragte Marcia.
    Ephaniah blätterte durch seine Zahlenkarten und legte die »475« vor Marcia hin.
    »Tage? Wochen? Monate?«
    Ephaniah fischte eine Karte aus seinem Kalender-Karteikasten: JAHRE.
    »Aha! Jetzt ergibt alles einen Sinn«, sagte Marcia.
    »Tatsächlich?«, fragte Beetle.
    »Na ja, nicht alles. Aber Julius muss Julius Pike sein, der zu der Zeit Außergewöhnlicher Zauberer war. Und ich würde den Zaubererturm gegen ein Gummibärchen verwetten, dass ich weiß, wer M ist.«
    »Marcellus?«, schlug Beetle vor.
    »Ganz recht. Unser neuer Burgalchimist höchstpersönlich. Beetle, er muss etwas mit diesen Pfützen zu tun haben.« Marcia wandte sich an Ephaniah, der in seinen Karten kramte. »Haben Sie vielen Dank, Ephaniah«, sagte sie.
    Falten um Ephaniahs Augen verrieten ein Lächeln. Er legte eine abgegriffene Karte vor sie hin. ES WAR MIR EIN VERGNÜGEN.
    Beetle und Marcia stiegen wieder ins Manuskriptorium hinauf und durchquerten den leeren Raum, dessen hohe Pulte im Schein der halb heruntergebrannten Nachtkerzen wie dunkle Wächter wirkten. Beetle stieß die klapprige Tür zum Kundenraum auf. Von der verschneiten Zaubererallee schien das Mondlicht herein und warf scharfe Schatten auf die Kartons mit Papieren und generalüberholten Charms, die darauf warteten, am Morgen abgeholt zu werden.
    Beetle folgte Marcia durch das Spiel von Licht und Schatten. An der Ladentür blieb sie stehen und sagte: »Gleich morgen früh bestelle ich Marcellus in den Zaubererturm. Ich verlange eine Erklärung.«
    Beetle hatte Bedenken. »Ich finde, wir sollten uns noch eine Weile gedulden und abwarten, was weiter passiert. Ich glaube nicht, dass Marcellus etwas zugeben wird.«
    Marcia seufzte. »Das glaube ich allerdings auch nicht.«
    Beetle wagte einen Scherz: »Niemand lässt sich gern vorwerfen, dass er überall Pfützen hinterlässt.«
    Zu seiner Überraschung gluckste Marcia und erwiderte: »Schon gar nicht, wenn sie alle auf einer Karte eingezeichnet sind.« Sie öffnete die Tür und trat in den Schnee hinaus. »Ich werde Septimus erlauben, morgen sein einmonatiges Praktikum bei Marcellus anzutreten – so kann ich besser im Auge behalten, was dieser Mann treibt. Wir werden die Angelegenheit weiter verfolgen. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie noch mehr Pfützen entdecken. Vielen Dank, Beetle.«
    Damit schloss Marcia die Tür, und Beetle hörte, wie sich ihre spitzen Pythonschuhe knirschend durch den Schnee entfernten. Sie hörten sich irgendwie einsam an, fand er.

 
    * 4 *
    UMZUG
     
     
     
    Schlangenhelling 1
    1. Kanzlei Marcellus Pye, Burgalchimist.
     
    Sehr geehrte Marcia,
    die Arbeiten an dem Großen Schornstein haben nun begonnen, und ich schlage vor, dass wir nun im Hinblick auf eine möglichst baldige Denaturierung und damit Vernichtung des Rings mit dem Doppelgesicht die Öffnung der Großen Kammer der Alchimie und Heilkunst ins Auge fassen. Natürlich kann das Feuer nicht in Gang gesetzt werden, solange der Schornstein nicht fertig ist, aber je früher wir mit den Arbeiten daran beginnen, desto besser. Zu diesem Zweck würde ich darum

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