Septimus Heap - Fyre
Schlange nähert. Plötzlich stöhnte sie auf und gab einen Kraftausdruck von sich. »Huch! Das hätte ich nicht sagen sollen. Sieh dir das an, Septimus.«
Septimus spähte ihr über die Schulter. Wie eine hässliche grüne Eiterbeule war der Ring mit dem Doppelgesicht gerade dabei, den Deckel des Zwingerkastens zu durchbrechen. Marcia machte einen Satz nach vorn. Wie ein Mungo nach der Schlange schnappte sie mit der Stangenzange nach der Beule und hielt sie dann triumphierend in die Höhe.
»Geschafft!«
Zwischen den Backen der Zange klemmte der Ring mit dem Doppelgesicht, und die beiden grünen Fratzengesichter starrten Marcia und Septimus wütend an. Septimus schaute weg. Ihm war, als könnten die Gesichter ihn wirklich sehen.
»Ich bin froh, dass sie nicht echt sind«, sagte er schaudernd. Das besondere Echo der Versiegelten Zelle warf seine Worte flüsternd zu ihm zurück.
Echt sind echt sind echt sind.
Marcia klappte den Kasten auf und ließ den Ring hineinfallen. Septimus glaubte, einen Schwall von Flüchen zu hören, als das Metall auf dem Holzboden aufkam. Marcia knallte den Deckel zu und ging daran, den Kasten mit den Bändern zu verschließen.
»Sie werden es bald sein, wenn das so weitergeht«, sagte sie grimmig. »Marcellus muss sich sputen.«
Sputen sputen sputen.
Septimus war entsetzt. »Sie meinen, die beiden Zauberer könnten tatsächlich lebendig werden?«
Lebendig werden lebendig werden lebendig werden .
Marcia legte den Finger auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu ermahnen, und murmelte einen neuen Schließzauber für den Kasten. »Gehen wir«, sagte sie dann.
Gehen wir gehen wir gehen wir.
Septimus kam der Aufforderung nur zu gern nach und kroch hinaus. Marcia quetschte sich rückwärts durch die schmale Öffnung, schlug die Tür zu, die mit einem beruhigenden dumpfen Geräusch ins Schloss fiel, und hängte die Zange wieder an ihren Platz.
Zurück in der Siegelkammer, sah Marcia ziemlich blass aus.
»Alles in Ordnung, Madam Marcia?«, fragte Thomasinn.
Marcia nickte. »Bestens.« Aber ihre Hände zitterten, als sie die Tür zum Tunnel versiegelte.
Marcia ärgerte sich über sich selbst. Sie erkannte, dass sie die Öffnung der Großen Alchimiekammer gefährlich lange hinausgeschoben hatte. Wie alle Zauberer hatte sie bei ihrem Amtsantritt feierlich geschworen, »aller alchimistischen Praktiken zu entsagen«, und sie nahm diesen Eid sehr ernst. Die Entscheidung, Marcellus die Wiederentfachung des Feuers zu gestatten, damit er den Ring mit dem Doppelgesicht denaturieren konnte, war ihr nicht leichtgefallen, und obwohl sie wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab, den Ring zu vernichten, hatte sie gezögert, da sie das Feuer fürchtete. Für einen Zauberer war es ein gewaltiger Schritt, und Marcia hatte sich über die Tragweite ihres Tuns bewusst werden wollen, bevor die Kammer geöffnet wurde. Doch je mehr sie über das Feuer in Erfahrung zu bringen versuchte, desto weniger verstand sie. Nichts ergab einen Sinn. Zu viele Dokumente fehlten, zu vieles war offenbar verändert worden, und so blieb ihr am Ende das beunruhigende Gefühl, dass sie über etwas Wichtiges nicht im Bilde war. Doch trotz aller Bedenken wusste sie, dass sie nicht länger warten durfte.
Septimus schulterte seinen Rucksack und durchquerte mit Marcia die Große Halle. »Haben Sie das mit den beiden Zauberern ernst gemeint?«, fragte er. »Könnten sie wirklich wieder lebendig werden?«
Marcia seufzte. »Es wäre möglich, das ist alles. Das Dunkelreich hat ihnen prinzipiell die Macht dazu verliehen. Das ist auch der Grund, warum wir den Ring so streng bewachen.«
»Und … könnte es bald geschehen?«
»Nein, nein, Septimus. So etwas dauert Jahre.«
Septimus fiel ein Stein vom Herzen. »So lange wird Marcellus nicht brauchen, um das Feuer in Gang zu bringen«, sagte er.
Hildegard Pigeon – Unterzauberin und angehende Gewöhnliche Zauberin – trat aus der Pförtnerloge.
»Immer noch Türdienst, Hildegard?«, fragte Marcia. »Ich dachte, Sie wären jetzt oben in der Such- und Rettungsabteilung.«
Hildegard lächelte. »Nächsten Monat, Madam Marcia. Aber mir gefällt es hier. Ich habe einen Brief für Sie. Mr. Banda hat ihn heute Morgen vorbeigebracht.«
»Tatsächlich? Vielen Dank, Hildegard.« Septimus glaubte zu bemerken, dass Marcia leicht errötete.
Hildegard Pigeon überreichte Marcia einen eindrucksvollen Umschlag mit rot-goldenem Rand. Dabei fiel Septimus auf, dass Hildegard feine
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