Septimus Heap - Fyre
blieb sie weiterhin an der Tür stehen und fuhr mit erhobener Stimme ganz langsam fort. »Es ist an der Zeit«, verkündete sie, »dass unsere Tochter ihre Reise antritt.«
»Was für eine Reise?«, fragte Sarah. »Wohin?« Sie musste an einen ähnlichen Besuch von Marcia Overstrand denken, die vor ungefähr vier Jahren Jenna aus dem Zimmer der Familie in den Anwanden geholt hatte. »Sie können nicht einfach hierherkommen und Jenna mitnehmen. Das lasse ich nicht zu. Niemals .«
»Es steht Ihnen nicht zu, das zuzulassen oder nicht, Sarah Heap«, erklärte Königin Cerys.
Milo machte ein betroffenes Gesicht. Er hatte die Heaps lieb gewonnen und sah es nicht gern, dass sie so vor den Kopf gestoßen wurden. Tatsächlich hatte er ganz vergessen, wie herrschsüchtig Cerys war. Die Zeit hatte sein Leben mit ihr in ein rosiges Licht getaucht – jetzt fiel ihm wieder ein, warum er so häufig auf Reisen gegangen war. Er musste jetzt dasselbe tun wie vor fünfzehn Jahren: die Wogen glätten. Er bahnte sich einen Weg zu den verärgerten Heaps.
»Silas, Sarah«, sagte er. »Bitte, machen Sie sich keine Sorgen. Alle Prinzessinnen gehen mit dem Geist ihrer Mutter auf Reisen, bevor sie Königin werden. Soweit ich weiß, reisen sie an den Herkunftsort ihrer Familie zurück.«
Aber Sarah war das kein Trost. »Wo um alles in der Welt ist das?«, fragte sie. »Und wie kommt Jenna dorthin? Wie lange wird sie fortbleiben?«
»Das weiß ich nicht«, räumte Milo ein, und Sarah fiel auf, dass er auf die gleiche Art mit den Schultern zuckte wie Jenna. »So ist das nun mal mit den Königinnen«, sagte er mit einem bedauernden Lächeln. »Sie tun viele solche Dinge, wie Sie noch feststellen werden.«
Jenna schob sich an einem Wäschestapel vorbei und nahm Sarah in die Arme. »Mum, lass es gut sein. Milo hat recht. Königinnen müssen solche Dinge eben tun. Das weißt du doch.«
»Ja, mein Liebes, ich weiß.« Sarah schnäuzte sich die Nase geräuschvoll in ein großes Taschentuch und weckte Ethel damit auf. Seit dem Vorfall mit dem Dunkelfeld war die Ente äußerst schreckhaft, besonders in Sarahs Salon. Jetzt geriet sie regelrecht in Panik. Ein aufgeregtes Quaken erfüllte den Raum, und mit den kleinen knochigen Flügeln schlagend, fuhr die Ente in die Höhe, rannte quer durch den Raum, hüpfte von Milos Kopf zum Wäschestapel, dann weiter zum Blumentopfständer und zur Tür hinaus, wobei sie den verdutzten Geist der Königin passierte.
Cerys war noch nie passiert worden. Und das erste Mal ist für jeden Geist eine schockierende Erfahrung, besonders, wenn der Übeltäter eine hysterische Ente ist. Mit einem Stöhnen kippte Königin Cerys rücklings aus dem Zimmer, und Milo sprang hinterher.
Jenna hatte einen Augenblick allein mit Sarah und Silas. »Mum, Dad, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Alles wird gut. Ich weiß, dass sie – ich meine: meine Mutter, die Königin – ein wenig …«
»Grob ist«, ergänzte Silas.
»Ja«, gab Jenna zu. »Aber sie hat seit einer halben Ewigkeit mit niemandem mehr gesprochen, und die Dinge sind wohl nicht ganz so, wie sie erwartet hat.« Sie holte tief Luft. Der Gedanke an das, was sie nun sagen wollte, verursachte ihr Herzklopfen. »Außerdem glaube ich, dass ich bald Königin werde.«
Sarah nickte. »Das glaube ich auch, mein Liebes.«
»Tatsächlich?«
»Ja, ich kann es spüren. Du hast dich verändert. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit reif ist.«
Jenna war froh und erleichtert, dies aus Sarahs Mund zu hören. »Dann macht es euch nichts aus?«
»Aber natürlich nicht. Wir wussten, dass es eines Tages geschehen würde. Nicht wahr, Silas?«
Silas seufzte. »Ja.«
Milo erschien mit einer ängstlichen Miene in der Tür. »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Bist du bereit?«
»Ja.« Jenna nickte. »Wiedersehen, Mum. Wiedersehen, Dad. Ich bin bald wieder zurück.« Sie umarmte beide fest, dann wandte sie sich zur Tür.
Die blasse Hand der Königin reckte sich ihr entgegen. Jenna drehte sich noch einmal um, blies Sarah und Silas eine Kusshand zu, und fort war sie.
Milo schlüpfte diskret hinaus und ließ Sarah und Silas allein im Salon zurück. Die versanken in ein längeres Schweigen.
Dann sagte Silas verdrießlich: »Ich mache mich besser auf die Suche nach dieser verflixten Ente.«
* 22 *
VERWANDTE
Nun, da bekannt war, dass die Prinzessin zu ihrer Reise aufgebrochen war, trafen regelmäßig sonderbare Gegenstände und Besucher im Palast ein.
Kein Tag
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