Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)
anzünden?«, keuchte eine atemlose Stimme hinter uns. Die Frage kam von Junker Foughfaugh.
»Es entzündet sich von selbst, Maurizio. Schau«, sagte Kiggs und zeigte auf ein Luntenschloss, dessen Zweck ich mir bisher nicht erklären konnte.
»Sehr schlau«, sagte Maurizio. »Die Waffenknechte könnten so ein Gerät bedienen, jeder könnte das. Würde die Ritter arbeitslos machen – beinahe jedenfalls.«
Sir James kam herbei, um den Grund für die Aufregung herauszufinden. »Alles Humbug«, brummte er. »Mit solchen Maschinen ist man nicht beweglich genug. Bei der Drachenjagd kommt es nicht auf rohe Gewalt an, sonst könnten wir sie ja auch mit Wurfgeschossen vom Himmel holen. Es ist vielmehr eine Kunst, die großes Geschick erfordert.«
Maurizio zuckte die Achseln. »So eine Maschine zu haben, wäre gewiss nicht verkehrt.«
Sir James schnaubte verächtlich. »Wir könnten sie allenfalls als Köder benutzen. Nichts erweckt die Neugier der Drachen mehr als ein ungewöhnlicher Apparat.«
Der Schnee fiel jetzt dichter, es war höchste Zeit zu gehen. Wir verabschiedeten uns. Maurizio bestand darauf, mir aufs Pferd zu helfen, was mir nicht recht war, denn ich fürchtete, er würde meine Schuppen entdecken. »Es ist eine Freude, nach all diesen Jahren zu sehen, dass du deine Furcht abgelegt hast«, sagte er leise und ergriff meine Hand, »und dass du so groß und hübsch geworden bist!«
»Habt Ihr Euch deshalb Sorgen gemacht?«, fragte ich gerührt.
»Ja. Wie alt warst du damals? Gerade mal elf? In diesem Alter sind wir doch alle linkisch, und es ist ungewiss, was aus uns wird.« Er zwinkerte mir zu, gab meinem Pferd einen Klaps und winkte, bis wir außer Sichtweite waren.
Kiggs führte uns zurück auf den Trampelpfad. Ich trieb mein Pferd an, ihm zu folgen.
»Täusche ich mich oder hast du keine Handschuhe?«, sagte Kiggs, als ich neben ihm ritt.
»Nein, aber das macht mir nichts aus. Meine Ärmel reichen fast über die ganze Hand, seht Ihr?«
Wortlos zog er seine Handschuhe aus und reichte sie mir mit einem Blick, der besagte, dass es zwecklos sei, sich zu weigern. Sie waren herrlich warm. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie kalt meine Finger waren.
»Schön, ich bin ein Dummkopf«, sagte Kiggs, nachdem wir schweigend ein paar Meilen nebeneinanderher geritten waren. »Ich habe mich über deine Angst, im Dunkeln zu reiten, lustig gemacht, aber wenn es so weiterschneit, werden wir bald die Straße vor uns nicht mehr sehen.«
Ich hatte mir gerade das Gegenteil gedacht. Die Straße stach jetzt besonders hervor, weil sich die Wagenspuren mit Schnee gefüllt hatten und wie zwei weiße Linien vor uns herliefen. Es war schon fast dunkel. Heute war die längste Nacht des Jahres, und die schwere Wolkendecke ließ die Nacht noch tiefer und dunkler erscheinen. »In Rightturn ist ein Gasthof«, sagte ich. »Die anderen Dörfer sind zu klein.«
»Du sprichst wie jemand, der es nicht gewohnt ist, mit einem Prinzen zu reisen!«, lachte er. »Wir können über jeden Landsitz verfügen, der auf unserem Weg liegt. Fragt sich nur, über welchen? Über Remy jedenfalls nicht, es sei denn, du möchtest den ganzen Abend mit Lady Corongi und ihrer Cousine, der einsiedlerischen Gräfin, verbringen. Wenn wir es bis nach Pondmere Park schaffen, dann hätten wir in der Frühe keinen so weiten Weg vor uns. Ich habe Pflichten, denen ich mich morgen widmen muss.«
Ich nickte, als gelte das auch für mich. Ich war mir sicher, dass ich ebenfalls etwas zu tun hatte, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was es war.
»Ich wollte dir schon den ganzen Tag etwas sagen«, fing Kiggs an. »Ich habe mir ein paar Gedanken darüber gemacht, wie es ist, ein Bastard zu sein.«
Ich fing an zu lachen. »Tatsächlich? Dann lasst hören.«
Sofort ließ er sein Pferd langsamer gehen, damit es neben meinem hertrabte. Er hatte die Kapuze seines Mantels nicht übergezogen und sein Haar war voller Schnee.
»Du wirst mich vielleicht für sonderbar halten, aber ich musste immerzu darüber nachdenken. Bisher hat mich nie jemand danach gefragt.
Also, hör zu. Mein Vater war ein Admiral aus Samsam, meine Mutter war Prinzessin Laurel, Königin Lavondas jüngste Tochter. Sie war, wenn man den Gerüchten glauben darf, ein bisschen eigensinnig und verwöhnt. Als sie fünfzehn Jahre alt war, liefen die beiden weg. Es war ein fürchterlicher Skandal, sowohl in Samsam als auch hier. Mein Vater wurde zu einem Frachtschiffkapitän
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