Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)
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»Ich dachte, Ihr bleibt noch und schaut unsere Vorführung an«, rief Maurizio und spähte aus einem Nebenzimmer zu uns herein. Er trug einen Helm auf dem Kopf.
Kiggs und ich blickten einander an. Wir waren offenbar so in Gedanken gewesen, dass wir unsere Zustimmung zu etwas gegeben hatten, ohne es recht zu wollen. »Wenn es nicht zu lange dauert«, sagte Kiggs. »Es wird bald dunkel und wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
Maurizio und der andere Junker kamen herein, beide trugen Rüstungen für den Drachenkampf. »Um es Euch richtig vorzuführen, müssen wir auf die Wiese hinaus«, sagte Pender.
»Um uns selbst als Köder zu präsentieren«, fügte Maurizio mit seinem eigentümlichen Galgenhumor hinzu. »Bringt die Pferde mit. Ihr könnt anschließend gleich losreiten.«
Die alten Männer schreckten hoch, als sie merkten, dass die Jungen jene Kunst vorführen wollten, die einst ihr ganzer Stolz gewesen war. Die Dracomachie war eine beeindruckende Kampfkunst; Pender und Foughfaugh waren vielleicht die beiden letzten Menschen in ganz Goredd, die sie noch beherrschten.
Wir folgten den alten Rittern zu einem Stoppelfeld und stellten uns im Halbkreis um den eingefallenen Heuschober auf. Während wir uns die Zeit in der Höhle vertrieben hatten, war es merklich kälter geworden, aus dem Nieselregen war leichter Schneefall geworden, der zwischen den Stoppeln liegen blieb und sie weiß umrahmte. Der Wind hatte aufgefrischt. Ich zog meinen Umhang enger und hoffte, es würde nicht lange dauern.
Pender und Foughfaugh waren mit langen Spießen bewaffnet, an deren oberem Ende ein merkwürdig aussehender Haken in gerade einem solchen Winkel angebracht war, dass er sie nicht in ihren Bewegungen behinderte. Sie sprangen und schlugen Rad, hüpften und wirbelten herum, fingen gegenseitig die Spieße des anderen in der Luft auf und vollführten heftige Scheinangriffe gegen den Heuschober.
Sir James lieferte die nötigen Erklärungen dazu. »Diesen Haken nennt man Hippe, und jetzt werden wir euch vorführen, was Schlagkraft ist. Junker! Die Harpunen!«
Die Junker vertauschten ihre Hakenspieße mit einer Waffe, die wie ein Speer aussah, und führten sie uns vor, indem sie auf den armen Heuschober einstachen, der nichts dafür konnte.
»Drachen sind brennbar«, sagte Sir James. »Sie wenden ihr Feuer auch gegeneinander an. Jedenfalls gebrauchen sie es nicht, um ihr Essen damit zu kochen. Sie fürchteten sich vor keinem anderen Lebewesen – bis wir herausgefunden hatten, wie man sie bekämpft. Ihre Haut ist fest, aber sie kann Feuer fangen, wenn man sie lange genug der Hitze aussetzt. Ihre Innereien sind explosiv, deshalb können sie überhaupt Feuer ausstoßen.
Ziel der Dracomachie ist es, das Ungeheuer in Brand zu setzen. Wir haben Pyria – das Feuer von Sankt Ogdo –, das an ihnen kleben bleibt und das man kaum löschen kann. Ein guter Stich, und das Blut strömt wie Dampf aus ihnen heraus. Und wenn das erst einmal brennt, dann ist es aus mit ihnen.«
»Wie viele Ritter waren in einer Einheit?«, fragte Kiggs.
»Kommt ganz darauf an. Zwei mit der Hippe, zwei mit der Harpune, einer mit Pike, dazu einer mit Netz und ein Springer. Das sind sieben. Aber wir hatten auch Pyria-Schleuderer und Junker, die unsere Waffen trugen. Vierzehn waren es, wenn wir vollzählig aufmarschierten, obwohl ich auch schon mit dreien einem Drachen den Garaus gemacht habe.«
Kiggs Augen funkelten. »Oh, wie gern hätte ich das einmal mit eigenen Augen gesehen!«
»Aber nicht ohne Rüstung, Junge. Die Hitze wäre unerträglich – ganz abgesehen vom Gestank!«
Die beiden Waffenknechte kletterten einander abwechselnd auf die Schultern, schlugen Saltos und vollführten hohe Sprünge. Ihre Präzision und ihre Kraft beeindruckten. Sie waren in der Verbannung und hatten nicht viel zu tun, deshalb verbrachten sie gewiss einen Großteil ihrer Zeit mit Üben. Nicht jeder hatte sich seiner Kunst so verschrieben wie sie.
»Bei Sankt Siucre, der Lieblichen!«, rief ich laut, denn mir war plötzlich ein Gedanke gekommen.
»Was ist los?«, fragte Kiggs alarmiert – aber da lief ich bereits zu den Pferden. Ich tastete in meiner Satteltasche, bis ich die Zeichnung fand, die Lars mir geschenkt hatte. Kiggs ahnte sofort, was ich vorhatte, und half mir, das Pergament auf der Flanke des Pferds zu entrollen. Wir starrten auf die klistierförmige Ballista, dann sahen wir uns an.
»Die Gefäße sind für Pyria«, sagte ich.
»Aber wie soll man es
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