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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Versprechungen hindern. Hier in der eiskalten Dunkelheit, unter dem endlos weiten Himmel, hätte dieser Traum wahr werden können. Es konnte uns ja niemand sehen, wir hätten irgendwer sein können.
    Jemand sah uns aber doch, wie sich zeigte. Jemand, der Wärme in der Dunkelheit erkennen konnte.
    Ich spürte plötzlich einen heißen Windstoß im Gesicht und roch Schwefel.
    Als ich die Augen aufschlug, sah ich, wie sich mein Großvater in all seiner abscheulichen und reptilienhaften Imposanz auf der verschneiten Landstraße vor uns niederließ.

Zwanzig
    M ein Pferd bäumte sich auf – und schon lag ich rücklings im Schnee und rang nach Luft.
    Kiggs sprang mit gezogenem Schwert vom Pferd und stellte sich schützend zwischen mich und die schwefelige Schwärze, mit der sich die kräftigen Schwingen des Drachen vor dem Himmel abzeichneten. Seine linke Hand streckte er tastend hinter sich, um mir beim Aufstehen zu helfen. Ich zwang mich auf die Beine und legte nach Atem ringend meine Hand in seine. Er zog mich zu sich heran, und da standen wir, Hand in Hand und sahen dem entsetzlichen Behemoth ins Auge. Meinem Großvater.
    Zu meinem Entsetzen erkannte ich Imlann sofort, und das, obwohl sich die Dunkelheit schnell auf uns herabsenkte. Aber nicht aufgrund von Ormas ziemlich farbloser Beschreibung, sondern wegen der Erinnerungsschatulle meiner Mutter, die mir in diesem Moment einen rauchigen Gedankenstoß versetzte. Ich kannte die Umrisse seines stacheligen Haupts, die Krümmung seines schlangenartigen Halses, Merkmale, in denen er Orma ähnelte.
    Orma. Hals. Ja. Ich tastete mit der linken Hand nach meinem Ausschnitt, denn Kiggs hielt immer noch meine rechte umklammert, und suchte die Schnur mit Ormas Ohrring. Kiggs machte einen Schritt nach vorn, stellte sich wieder schützend vor mich und sagte: »Du verletzt den Vertrag, den Comonot geschlossen hat. Es sei denn, du hast Papiere, die das Gegenteil beweisen!«
    Man konnte sich Drachen gut als wild gewordene Erbsenzähler denken, solange nicht ein riesiges, bis aufs Blut gereiztes Exemplar vor einem stand und schwefeliger Gestank das eigene Gesicht umwehte. Ich ertastete den Ohrring, drückte auf den winzigen Knopf und ließ ihn wieder in meiner Kleidung verschwinden.
    Orma würde mich umbringen. Aber hoffentlich erst, nachdem er uns beigestanden hatte.
    Der Drache schrie: »Du riechst nach Saar!«
    Er meinte mich. Ich zuckte zusammen. Kiggs, der kein Mootya verstand, rief: »Halte ein! Nimm sofort deine menschliche Gestalt wieder an!«
    Imlann kümmerte sich nicht darum, er heftete seine runden schwarzen Augen auf mich und kreischte: »Wer bist du? Auf wessen Seite stehst du? Hast du mir nachspioniert?«
    Ich gab ihm keine Antwort, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Imlann hielt mich für einen Saarantras. Würde Kiggs das Gleiche denken, wenn er herausfand, dass ich Mootya sprach? Ratlos starrte ich auf den schneebedeckten Weg.
    Kiggs holte aus und schwang sein Schwert. Als ob das viel nützen würde.
    »Du stellst dich taub«, schrie mein Großvater. »Was kann ich machen, dass du wieder hörst? Soll ich dieses lästige Prinzlein umbringen?«
    Ich erschrak. Der Saar lachte oder tat das, was man bei einem Menschen für Lachen halten konnte. Es war eher ein Krächzen, ein entsetzlich siegessicheres Röhren. »Ah, da habe ich wohl ins Schwarze getroffen! Deine Sorge gilt doch nicht etwa einem völlig belanglosen Menschen, oder? Vielleicht sollte ich dich doch nicht töten. Ich habe noch immer einen Freund in der Zensurbehörde, er würde stattdessen nur allzugern dein Innerstes nach außen kehren.«
    Ich musste schleunigst etwas unternehmen. Mir fiel nur eines ein, was ich versuchen konnte. Ich trat hinter Kiggs hervor und sagte: »Du bist es, den sich die Zensoren vorknöpfen müssten.«
    Imlann wich zurück, bog seinen Schlangenhals zur Seite und stieß beißenden Qualm aus den Nüstern. Kiggs packte mich am Arm und rief: »Was hast du vor?«
    Ich konnte es mir nicht leisten, ihn zu beschwichtigen. Ein Drache in Menschengestalt hätte das auch nicht getan, und als solcher musste ich mich ausgeben, wenn ich Imlann so lange täuschen wollte, bis Orma hier war.
    Wenn Orma überhaupt kam. Wie weit war er weg? Wie schnell konnte er fliegen?
    »Ich habe die Botschaft alarmiert«, rief ich. »Eskar ist auf dem Weg hierher, mit einer Abordnung.«
    »Weshalb verwandelst du dich nicht, und wir tragen die Angelegenheit aus, wie es sich gehört?«
    Das war eine vernünftige

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