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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Vierundzwanzig
    A ber wem sollte ich davon erzählen?
    Kiggs war wütend auf mich. Glisselda würde sich fragen, woher ich das wusste und weshalb ich es nicht früher bekannt hatte. Vermutlich könnte ich lügen und behaupten, Orma hätte es mir soeben erst erzählt, aber schon der Gedanke an Orma machte mir das Herz schwer.
    Ich musste mit ihm darüber sprechen. Er würde es bestimmt wissen wollen.
    Bei Tagesanbruch stand ich auf und setzte mich an das Spinett. Um mich gegen die Morgenkälte zu schützen, schlang ich die Arme um mich. Ich spielte Ormas Akkord und fragte mich, ob er antworten würde oder ob er schon in unbekannte Regionen aufgebrochen war.
    Das Kätzchen erwachte zum Leben. »Hier bin ich.«
    »Das sind schon dreiundachtzig Prozent dessen, was ich wissen wollte.«
    »Und was ist mit den restlichen siebzehn Prozent?«
    »Wann gehst du? Ich muss mit dir sprechen.«
    Es folgte Stille, die ab und zu von einem dumpfen Poltern unterbrochen wurde, es hörte sich an, als stellte er schwere Bücherstapel auf dem Boden ab. Wenn er alle Bücher einpacken wollte, die er besaß, dann hatte er Glück, wenn er binnen einer Woche abreisen konnte. »Stell dir vor, dieser Schlupfling, den man mir aufgehalst hat, ist immer noch da.«
    Bei allen Hunden der Heiligen. »Hat man dich nicht für unwürdig erklärt, ihn zu unterrichten?«
    »Entweder stört es niemanden, dass ich ihn zur Abtrünnigkeit verführe – was durchaus möglich wäre, wenn man bedenkt, wie nutzlos er ist –, oder sie meinen, er kann mir beim Packen helfen – was er nicht tut.«
    Aus der Katze hörte man ein ärgerliches Brummen, und dann sagte mein Onkel laut und deutlich: »Nein, das tust du nicht.« Ich zwinkerte dem Katzenauge verständnisvoll zu. »Um deine Frage zu beantworten«, sagte er schließlich, »in drei Tagen werde ich nach Hause und zur Exzision aufbrechen, an eurem Neujahrstag, nachdem ich alles hier eingepackt habe. Ich werde genau das tun, was das Gesetz von mir verlangt. Ich bin überführt worden und ich muss bestraft werden, etwas anderes gibt es nicht.«
    »Ich muss mit dir unter vier Augen sprechen. Ich möchte dir Auf Wiedersehen sagen, solange du mich noch kennst.«
    Es trat eine sehr lange Pause ein und ich fürchtete schon, das Gespräch wäre beendet. Besorgt klopfte ich auf das Katzenauge, aber dann hörte ich seine Stimme, wenn auch sehr leise. »Entschuldigung. Der Kehlkopf in diesem lächerlich anfälligen Körper hat verrückt gespielt, aber jetzt scheint er wieder zu funktionieren. Kommst du morgen mit der Hofgesellschaft in die Stadt, um dir die Goldenen Spiele anzusehen?«
    »Ich kann nicht. Morgen ist Generalprobe für das Konzert am Gedenkabend des Friedensabschlusses.«
    »Dann weiß ich nicht, wie ein Abschiedsgespräch zustande kommen soll. Ich glaube, an dieser Stelle wäre ein kräftiger Fluch angebracht, nicht wahr?«
    »Nur zu«, ermunterte ich ihn, aber diesmal war die Verbindung wirklich unterbrochen.
    Während ich meine Schuppen pflegte, mich anzog und Tee trank, rätselte ich über seine merkwürdigen Beteuerungen. Vielleicht hatte ich gerade den Versuch eines Drachen, sarkastisch zu sein, miterlebt. Es war schade, dass ich nicht wusste, wie dieses Gerät im Spinett funktionierte, denn es hätte das, was er gesagt hatte, sicher für kommende Drachengenerationen als lehrhaftes Beispiel aufzeichnen können, nach dem Motto: Knapp daneben ist auch vorbei .
    Ich versuchte zu lachen, aber es klang hohl. Orma ging weg und ich wusste nicht, wann oder wohin oder für wie lange. Wenn er vor den Zensoren fliehen wollte, dann konnte er es nicht wagen, in meiner Nähe zu bleiben. Vielleicht verließ er mich für immer. Und vielleicht würde ich mich nicht einmal verabschieden können.

    Irgendetwas hatte sich verändert an diesem Tag, den ich im Bett verbracht hatte. In den Gängen vernahm man keine Stimmen mehr, alle gingen mit grimmigen und ängstlichen Mienen ihren Geschäften nach. Dass sich Drachen frei durchs Land bewegten, schien allen Sorgen zu bereiten. Als ich zum Frühstücken ging, bemerkte ich Menschen, die sich in Seitenzimmer verdrückten, sobald ich näher kam. Sie würdigten mich keines Blickes, und wenn sie im Gang an mir vorübergehen mussten, grüßten sie nicht.
    Sie gaben doch nicht etwa mir die Schuld? Wir hatten Imlann zwar gefunden, aber ich hatte nicht die Kleine Arde nach ihm ausgesandt. Das hatten die Königin und der Rat getan. Ich redete mir ein, dass ich mir das alles

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