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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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vereint.
    Tausendmal war unsre Liebe tränenschwer,
    Tausendmal verwünscht ich mein Begehr.
    Wir ließen uns vom Glück verleiten,
    Diese Last verheißt uns bittre Zeiten.
    Uns bleibt, den Weg mit schwerem Herzen zu beschreiten,
    Und tausendmal verwünscht ich mein Begehr,
    Allein die Lieb’ zu dir kennt Reue nimmermehr.
    Das Thema ließ mich nun wieder los und ich konnte erneut improvisieren, die Variationen wurden freier und freier, bis ich wieder die ganze Welt in meine Musik einschloss.
    Als ich die Augen aufschlug, sah ich ein staunendes Publikum vor mir, das versuchte, sich die Glücksgefühle der letzten verklingenden Noten zu bewahren. Niemand klatschte, bis ich selbst aufstand, doch dann war der Beifall so laut, dass ich zusammenzuckte. Ich knickste, erschöpft und beschwingt zugleich.
    Dann sah ich meinen Vater. Ich hatte vorher nicht bemerkt, dass er im Saal war. Er war so bleich wie nach dem Begräbnis, aber jetzt, das wusste ich, war er es aus einem anderen Grund. Er war nicht wütend auf mich. In seiner Miene spiegelten sich Schmerz und die eherne Entschlossenheit, diesem Schmerz zu widerstehen. Ich warf ihm eine Kusshand zu.
    Kiggs und Selda standen immer noch beisammen, was wiederum mir Schmerz bereitete. Sie lächelten und winkten; sie waren meine Freunde, alle beide, egal wie bittersüß diese Empfindung auch war. Im hinteren Teil des Saals standen Dame Okra Carmine und Lars bei Abdo, der fröhlich auf und ab hüpfte. Sie hatten sich gefunden. Wir alle hatten uns gefunden.
    Das Flötenspiel beim Begräbnis des Prinzen hatte mich erschöpft, aber die Erschöpfung jetzt war eine andere. Freunde umringten mich und der ganze Hof gab mir mit seinem Beifall etwas zurück. Einen Moment lang fühlte ich, dass ich hierher gehörte. Ich knickste noch einmal, dann verließ ich die Bühne.

    Der erbarmungslose Mühlstein der Nacht zerrieb unsere Wachsamkeit zu Staub. Drei Stunden nach Mitternacht ertappte ich mich selbst dabei, dass ich hoffte, irgendjemand würde Comonot erstechen, damit alles ein Ende hätte und wir zu Bett gehen könnten. Es war schwierig, ihn im Auge zu behalten, denn er selbst schien niemals müde zu werden. Er tanzte und aß und trank, schwatzte mit Prinzessin Dionne, lachte voller Erstaunen über die Pygegyria-Tänzer, und trotzdem hatte er noch so viel Energie wie drei ausgewachsene Männer.
    Ich hörte, wie es vier schlug, und wollte gerade meine Gefährten fragen, ob ich mich für ein kurzes Nickerchen hinlegen könnte, als Kiggs neben mich trat und meine Hand nahm. »Pavane!«, sagte er nur und zog mich lächelnd in die Reihe der Tanzenden.
    Mein ausgelaugtes Hirn hatte die Tänze nicht mehr verfolgt, aber jetzt hörte ich die Musik wieder klar, sah die Kerzen scharf und alle würdevollen Tänzer mit dazu. Kiggs war anregender als Kaffee.
    »Langsam glaube ich, dass unsere Aufregung völlig umsonst gewesen war«, sagte ich und tanzte mit mehr Schwung, als ich noch vor einem Moment gehabt hatte.
    »Wenn Comonot wieder wohlbehalten zu Hause ist, werde ich mit Freuden zugeben, dass wir uns geirrt haben«, sagte Kiggs, dem man die Müdigkeit an den Augen ansah. »Bezahle Pau-Henoa nicht, ehe er dich nicht auf die andere Seite geleitet hat.«
    Ich hielt unter den Tänzern nach dem Ardmagar Ausschau, aber ich sah ihn nicht. Schließlich entdeckte ich ihn; er lehnte an einer Wand, schaute den Tanzenden zu, sprach mit niemandem und hielt ein Glas Wein in der Hand. Sein Blick war glasig. Wurde er endlich müde? Das war eine gute Nachricht.
    »Wo ist Prinzessin Glisselda?«, fragte ich, weil ich sie nirgendwo sah.
    Kiggs wechselte die Hand und wir tanzten in die andere Richtung. »Entweder macht sie ein Nickerchen oder sie bespricht etwas mit ihrer Großmutter. Sie hatte beides vor, ich weiß nur nicht, in welcher Reihenfolge.«
    Vielleicht konnte ich auch ein Nickerchen machen. Im Augenblick brauchte ich allerdings keines. Ich wünschte mir, dass dieser Tanz niemals endete, dass Kiggs meine Hand nie wieder losließe. Ich wünschte mir, dass er mich immer so ansähe, dieser Augenblick ewig dauern möge.
    Ein Gefühl wuchs in mir und ich ließ es zu, denn welchen Schaden konnte es schon anrichten? Es würde ohnehin nur noch zweiunddreißig Adagio-Takte andauern. Vierundzwanzig. Sechzehn. Acht Takte, die sagen: Ich liebe dich. Drei. Zwei. Einen.
    Der Tanz war vorüber und ich ließ ihn los, aber er mich nicht. »Einen Augenblick, Fina. Ich habe etwas für dich.«
    Er führte mich zur Bühne,

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