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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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an seine Brust, schloss die Augen und machte mich in Gedanken auf die Suche.
    Ich hatte Abdo schnell gefunden. Bei Bewusstsein, wachen Geistes und so gut wie unverletzt kauerte er auf etwas, das ich zuerst für eine Insel mitten im Fluss hielt. Um ihn etwas besser in Augenschein nehmen zu können, holte ihn mein inneres Auge näher heran. Abdo winkte mir zu und lächelte unter Tränen. Und jetzt erkannte ich auch, worauf er saß.
    Es war Orma.
    Abdo, lebt dieser Drache oder ist er tot? , rief ich, aber der Junge gab keine Antwort. Vielleicht wusste er es selbst nicht. Ich verharrte über den beiden und wartete. Ormas Brust hob und senkte sich – waren es Atemzüge? Eine Schar Neugieriger hatte sich am Ufer versammelt, sie riefen und schwenkten Fackeln, trauten sich aber nicht näher heran. Ein Schatten glitt über sie hinweg; die Leute fingen an zu schreien und stoben davon. Der Schatten war Eskar. Sie landete am Ufer und beugte ihren langen Hals zu meinem Onkel herunter.
    Mit unglaublicher Anstrengung hob er den Kopf aus dem Wasser und berührte ihre Nase mit der seinen.
    »Abdo ist am Leben«, sagte ich heiser und kehrte mit meinen Gedanken wieder zur Höhle zurück. »Er ist zusammen mit Onkel Orma am Fluss. Er muss mitten im Flug von einem Drachen auf den anderen gesprungen sein.«
    Lars drückte mich und gab mir im Gefühlsüberschwang einen Kuss auf die Stirn. »Und dein Onkel?«
    »Er bewegt sich, aber es geht ihm nicht gut. Eskar ist bei ihm, sie wird sich darum kümmern, dass er versorgt wird.« Das hoffte ich jedenfalls. Gehörte sie wirklich nicht mehr zu den Zensoren? Immerhin hatte sie Basind in die Obhut meines Onkels gegeben. Wissend, wer er war? Erschöpft lehnte ich mich an Lars’ Brust und weinte seine Weste nass.
    Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Prinzessin Glisselda reichte mir ihr Taschentuch. »Sind das deine bemerkenswerten Geisteskräfte?«, fragte sie freundlich. »Du kannst in Gedanken Verbindung zu deinen Freunden aufnehmen? Hast du mich auf diese Weise gefunden?«
    »Sie kann nur andere Halbdrachen sehen«, sagte Lars mit einschüchternd finsterem Blick.
    »Gibt es denn noch mehr Halbdrachen?«, flüsterte Glisselda. Ihre blauen Augen waren weit aufgerissen.
    » Mise «, antwortete Lars in seiner Muttersprache. »Ik selbst.«
    Die Prinzessin runzelte nachdenklich die Stirn und nickte. »Und was ist mit diesem kleinen Jungen aus Porphyrien? Von ihm habt ihr doch gerade gesprochen, nicht wahr?«
    Kiggs stapfte im Kreis herum und schüttelte immer wieder den Kopf. »Ich könnte ja noch glauben, dass es einen Halbdrachen auf der Welt gibt, aber gleich drei?«
    »Vier, wenn man Dame Okra mitzählt«, sagte ich matt. Jetzt konnten wir ebensogut gleich alles zur Sprache bringen, auch wenn Dame Okra vermutlich nicht sonderlich erfreut darüber sein würde, dass ich ihr Geheimnis preisgab. »Wenn ich alle zusammenzähle, dann sind es siebzehn oder achtzehn.«
    Achtzehn, wenn Jannoula irgendwann wieder auftauchen würde.
    Glisselda kam aus dem Staunen nicht heraus, während Kiggs’ Miene verriet, dass er mir kein Wort glaubte.
    »Ihr habt doch gehört, wie Basind Orma meinen Onkel genannt hat«, sagte ich zu ihm. »Erinnert Euch, wie Ihr mir vorgeworfen habt, ich würde ihn lieben? Hier habt Ihr nun endlich die Erklärung dafür.«
    Kiggs schüttelte störrisch den Kopf. »Ich kann es einfach nicht … Das Blut, das durch deine Adern fließt, ist rot. Du lachst und weinst wie alle anderen auch …«
    Lars schien förmlich zu wachsen, als er sich drohend aufrichtete und schützend neben mich stellte. Ich legte die Hand auf seinen Arm und sagte in Gedanken: Es ist an der Zeit. Ich schaffe das.
    Verblüfft sahen der Prinz und die Prinzessin zu, wie viele Ärmel ich hochschieben und wie viele Knoten ich lösen musste. Dann streckte ich ihnen meinen entblößten Arm hin; die Spirale aus Silberschuppen blitzte im frühen Morgenlicht.
    Ein eisiger Wind blies. Keiner sagte ein Wort.
    Kiggs und Glisselda rührten sich nicht vom Fleck. Ich blickte sie nicht an, ich wollte gar nicht wissen, wie viel Abscheu ich darin lesen konnte. Ich zog den Ärmel wieder über das Handgelenk, räusperte mich, damit der riesige Klumpen in meiner Kehle verschwand, und sagte heiser: »Wir sollten ins Schloss zurückgehen und nachschauen, wer noch lebt.«
    Das brachte Bewegung in die beiden; es war, als würden sie aus einem furchtbaren Traum erwachen. Sie rannten zurück in die Höhle, vor mir her und zugleich

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