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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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jemandem haben durfte, den ich so gern hatte.
    Ich machte weiter, beruhigte die übrigen Bewohner des Gartens, aber ich war nicht mit dem Herzen bei der Sache. Im Murmelnden Bach und auf den Drei Dünen fand ich weitere Orangenschalen.
    Zu guter Letzt suchte ich noch den Rosengarten auf, der ebenso sorgfältig gepflegte wie unangefochtene Herrschaftsbereich von Madame Pingelig. Sie war eine kleine, dickliche alte Dame mit einer Spitzhaube und dicken Brillengläsern, betulich, aber nicht übermäßig grotesk. Ich kannte sie von meinen allerersten Visionen, damals hatte sie ein großes Aufhebens wegen eines Eintopfs gemacht und war so pingelig gewesen, dass ihr Name sich förmlich aufdrängte.
    Ich sah sie nicht sofort, weshalb mir einen Augenblick lang fast die Luft wegblieb, aber dann entdeckte ich sie. Hinter einem besonders großen weißen Strauch auf Händen und Knien kauernd, jätete sie Unkraut, ehe es sich weiter ausbreiten konnte. Sie machte das sehr geschickt, wenn auch die Methode etwas ungewöhnlich war. Sie schien nicht sonderlich aufgeregt zu sein und schenkte mir keinerlei Beachtung.
    Sehnsüchtig ließ ich den Blick über die Sonnenuhrwiese zum Ausgangstor schweifen; ich sehnte mich nach meinem Bett, ich sehnte mich danach, mich auszuruhen, aber noch wagte ich es nicht. Ich musste zuerst Flederchen finden.
    Auf dem Zifferblatt der Sonnenuhr lag eine ganze Orangenschale, die in einem Zug abgeschält worden war.
    Und da war auch der Junge, er saß auf der uralten Eibe neben der Gartenmauer und schien sich darüber zu freuen, dass ich ihn aufgespürt hatte; er winkte, sprang herunter und kam quer über die Sonnenuhrwiese zu mir gelaufen. Ich erschrak, als ich seine leuchtenden Augen und sein breites Lächeln sah; ich fürchtete mich vor dem, was es bedeuten könnte.
    Er hielt mir ein Stück Orange hin. Gekrümmt wie eine Garnele lag es in seiner Hand.
    Ich starrte die Hand mit dem Orangenstück an. Ich konnte absichtlich eine Vision heraufbeschwören, sobald ich die Hand eines Grotesken ergriff. Einmal hatte ich meine Grotesken nacheinander bei den Händen gefasst und dadurch die Kontrolle über die Visionen gewonnen, damit sie mich nicht länger beherrschten. Seither hatte ich es nie wieder getan. Es gehörte sich nicht, genauso wenig wie es sich gehörte, anderen Menschen nachzuspionieren.
    Wollte mir Flederchen lediglich eine Orange anbieten oder wollte er, dass ich seine Hand ergreife? Letzteres ließ mich frösteln. Ich sagte: »Danke, mein kleiner Fledermausjunge, aber ich habe jetzt keinen Hunger. Komm, lass uns wieder zu deinen Bäumen zurückgehen.«
    Er trottete hinter mir her wie ein Hündchen, vorbei an Pandowdys Sumpf, durch den Schmetterlingsgarten bis zu seinem heimatlichen Wäldchen. Ich war davon ausgegangen, dass er sich sofort auf einen Baum schwingen würde, aber er sah mich aus seinen schwarzen Augen an und streckte mir wieder das Stück Orange hin. »Du musst hierbleiben und darfst nicht herumstreunen«, ermahnte ich ihn. »Schlimm genug, dass der Laute Lauser das tut. Hast du verstanden?«
    Seine Miene verriet nicht, ob er mich verstanden hatte; ungerührt aß er das Stück Orange und blickte ins Unbestimmte. Sanft strich ich über seine kringeligen Haare und wartete, bis er wieder auf seinen Baum zurückgekehrt war.
    Dann überließ ich ihn sich selbst, kehrte zum Ausgangstor zurück, verneigte mich vor der Sonnenuhrwiese und sprach die immer gleichen Abschiedsworte: »Dies ist mein Garten, alles ist in Ard. Ich kümmere mich getreulich um ihn. Möge er auch mir Treue erweisen.«
    Kaum eine Sekunde später war ich wieder in meinem Zimmer. Ich schlug die Augen auf und dehnte meine steifen Glieder. Dann goss ich mir Wasser aus einem Krug ein und warf das Kissen auf das Bett zurück. Meine Kopfschmerzen waren wie weggeblasen; anscheinend hatte ich das Problem gelöst, auch wenn ich nicht genau wusste, um was genau es sich gehandelt hatte.
    Orma hätte sicherlich eine Erklärung parat und ich beschloss, ihn am nächsten Tag danach zu fragen. Mit diesem tröstlichen Gedanken fanden meine Ängste und ich endlich Ruhe.

    Mein morgendliches Programm war ausgeklügelt und zeitraubend. Aus diesem Grund hatte mir Orma ein Chronometer der Quigutl geschenkt, das zu jeder vorab eingestellten Stunde ein schrilles Geräusch von sich gab, das einen zu gotteslästerlichen Flüchen verleiten konnte. Ich hatte es auf das oberste Bücherregal der Wohnstube gestellt, in einen Korb, der auch anderen

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