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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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so laut und langsam weiter, als wäre ich begriffsstutzig. »Das riesige Instrument, das wir im südlichen Querschiff von Sankt Gobnait bauen. Das Me-ga-har-mo-ni-um.«
    Jetzt fiel es mir wieder ein, ich hatte die Bauvorrichtungen in der Kathedrale gesehen, aber an eine Nachricht konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich musste sie übersehen haben. »Das ist ein Musikinstrument? Es sieht aus wie eine Maschine.«
    »Es ist beides!«, rief er. Seine Augen leuchteten voller Begeisterung. »Und es ist beinahe fertig. Die Hälfte der Kosten habe ich selbst übernommen. Es ist eine passende Aufgabe für einen alten Mann, der im Begriff ist, sich aus diesem Leben zu verabschieden. Meine Hinterlassenschaft sozusagen. Es wird uns Klänge bescheren, wie sie die Welt noch nicht vernommen hat!«
    Ich starrte ihn an, für einen Moment hatte ich hinter der Fassade des zornigen Greises einen begeisterungsfähigen jungen Mann erblickt.
    »Du musst meinen anderen Schützling, Lars, unbedingt kennenlernen«, rief er herrisch, als wäre er seine Eminenz, der Bischof von Gichtbett, der gerade einen Lehrsatz von der Kanzel verkündete. »Er hat auch die Uhr auf dem Kathedralenvorplatz gebaut, die bis zur Ankunft Comonots rückwärts zählt, ein wahres Wunderkind. Ihr beide werdet euch prächtig verstehen. Er kommt zwar immer erst sehr spät am Abend bei mir vorbei, aber ich werde ihm sagen, dass er dich zu einer etwas angemesseneren Stunde treffen soll. Ich gebe dir heute Abend im Blauen Salon Bescheid.«
    »Tut mir leid, nicht heute Abend.« Ich stand auf und nahm meine Cembalonoten von einem seiner vollgestopften Regale.
    Prinzessin Glisselda gab fast jeden Abend einen Empfang im Blauen Salon. Ich besaß eine Dauereinladung, hatte jedoch noch nie daran teilgenommen, obwohl Viridius mir ständig damit in den Ohren lag. Den ganzen Tag lang wurde ich beobachtet, unermüdlich war ich auf der Hut, sodass ich abends völlig erschöpft war. Zudem konnte ich nicht bis spät in die Nacht wegbleiben, ich musste mich ja um meinen Garten kümmern. Aber über all das konnte ich mit Viridius nicht sprechen; ich hatte immer meine Schüchternheit vorgeschützt, trotzdem hörte er nicht auf, mich zu drängen.
    Der alte Mann zog bedeutungsvoll die buschigen Augenbrauen hoch und kratzte sich an der Wange. »Wenn du dich so zurückziehst, wirst du es bei Hofe nicht weit bringen, Serafina.«
    »Ich habe es genauso weit gebracht, wie ich wollte«, sagte ich und blätterte einen Stapel Pergamentblätter durch.
    »Du wirst es dir noch mit Prinzessin Glisselda verscherzen, wenn du ihre Einladung ausschlägst.« Er blinzelte mich verärgert an und fügte hinzu: »Es ist nicht normal, so ungesellig zu sein, meinst du nicht auch?«
    Mein Magen verkrampfte sich, aber ich war entschlossen, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich auf das Wort »normal« empfindlich reagierte, also zuckte ich nur mit den Schultern.
    »Du wirst heute Abend kommen«, befahl der alte Mann.
    »Ich habe heute Abend schon etwas vor«, sagte ich lächelnd. Das war einer der Gründe, weshalb ich das Lächeln übte.
    »Dann eben morgen Abend!«, schrie er wütend. »Blauer Salon, neun Uhr! Du wirst da sein oder du bist gefeuert!«
    Ich war mir nicht sicher, ob er es ernst meinte, dazu kannte ich ihn nicht gut genug. Zitternd holte ich Luft. Einmal dort kurz für eine halbe Stunde aufzukreuzen, würde mich nicht umbringen. »Vergebt mir, Sir«, sagte ich und senkte den Kopf. »Natürlich werde ich kommen. Ich wusste nicht, wie wichtig es Euch ist.«
    Mein Lächeln wie einen Schutzschild vor mir hertragend knickste ich und verließ den Raum.

    Schon draußen auf dem Gang hörte ich sie kichern, Lady Glisselda und eine der vielen Hofdamen, die sie diesmal mitgeschleppt hatte. Ihrem hellen Lachen nach zu urteilen, waren die beiden in etwa gleichaltrig. Ich überlegte kurz, wie wohl ein Kicher-Konzert klingen mochte. Man bräuchte dazu einen Chor von –
    »Ist sie sehr verschroben?«, fragte die Hofdame.
    Ich erstarrte. Das bezog sich doch nicht etwa auf mich, oder?
    »Benimm dich!«, rief die Prinzessin, ihr Lachen plätscherte wie ein kleiner Gebirgsquell. »Ich habe gesagt kratzbürstig, nicht verschroben!«
    Ich spürte, wie mein Gesicht zu glühen begann. Kratzbürstig? War ich das wirklich?
    »Aber sie hat ein gutes Herz«, setzte Prinzessin Glisselda hinzu, »und damit ist sie das genaue Gegenteil von Viridius. Fast könnte man sie hübsch nennen, leider ist ihr Geschmack, was

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